Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 105
was einem Klein- und Mittelbetrieb in Österreich
wirklich zu schaffen macht. Wissen Sie eigentlich, wer den größten Teil der
Gebrauchsabgabe, die im Budget mit 115 Millionen EUR ausgewiesen ist,
zahlt? Das sind die Wiener Stadtwerke, und ich glaube, mit einem
riesengroßen... (GR Rudolf Stark: Die Summe ist's!) Bei den Wiener
Stadtwerken spielt die Gebrauchsabgabe, so hoffe ich doch, nicht wirklich die
große Rolle.
Viel wichtiger ist - damit komme ich zum Schluss: Mir
geht es einfach darum, wenn wir über Wirtschaftspolitik reden, diesen
Zusammenhang aufzuzeigen. Die Wirtschaftspolitik ist ja vor allem deshalb in
den Vordergrund gerutscht. Früher hat man eine gesellschaftspolitische
Diskussion irrsinnig gern auf dem Bereich der Sozialpolitik aufgezogen, auf der
Frage der Verteilungsgerechtigkeit, zum Teil auch dem Bereich der
Frauenpolitik, je nachdem. In den letzten zehn, fünfzehn Jahren wird
Gesellschaftspolitik besonders gern über die Wirtschaftspolitik aufgezogen.
Deshalb erlaube ich mir noch einen letzten Satz zum
Fonds Soziales Wien und auch zu den Sozialausgaben. Es sind diese zwei Zettel,
die wir erhalten haben, und selbst bei diesen beiden Zetteln war es nicht
möglich, diese fehlerlos abzuliefern. Auf dem einen steht bei den Sonstigen
Erträgen für den Fonds Soziales Wien, es gibt 44 Millionen EUR, auf
dem anderen Zettel steht bei den Sonstigen Erträgen, es gibt
71 Millionen EUR. Auf dem einen Zettel steht, die Erlöse und
Kostenersätze betragen 202 Millionen EUR, auf dem anderen steht, es
sind 176 Millionen EUR. Meine sehr geehrten Damen und Herren, das
sind ja nicht Groschen, um die man sich da irrt! Da geht es um
30 Millionen EUR, die einfach einmal in der einen Tasche, einmal in der
anderen Tasche sind, und man sieht überhaupt nicht, woher das Geld kommt.
Ich habe mir - jetzt ganz kurz noch dazu - die Mühe
gemacht, die angeblichen Erhöhungen im Sozialbereich anzuschauen. Wie gesagt,
es sind die normalen Erhöhungen im Bereich der Personalkosten; Gott sei Dank,
sage ich ganz ernsthaft dazu, weil es nicht alle Beamten sind, sondern die
wenigsten Beamten, die es in Wien gibt - das ist im Krankenanstaltenverbund so,
im Sozialbereich und auch in vielen anderen Bereichen -, verdienen die Welten,
die man glaubt, wenn man oft Diskussionen über Gemeindebedienstete hört,
sondern die verdienen viel weniger. Gott sei Dank gibt es jetzt endlich auch
einmal für die Gemeindebediensteten in den unteren und mittleren Einkommensschichten
eine Lohnerhöhung.
Bei den oberen wird man darüber nachdenken können, ob
es notwendig ist, aber für jemanden, der 2 000 EUR verdient - und da
verdient man in Wirklichkeit nicht so gut in Wien, sondern es gibt sehr, sehr
viele, die darunter verdienen, die große Mehrheit der Wiener
Gemeindebediensteten verdient darunter -, ist einmal eine Lohnerhöhung um
2,7 Prozent, wie sie da ausgemacht worden ist, höchst an der Zeit gewesen
nach vielen sehr, sehr mageren Jahren. Aber diese Erhöhungen gehen lediglich
auf die Personalerhöhungen zurück, die Erhöhung der Personalkosten, ansonsten
wird im Sozialbereich - zumindest in denjenigen Bereichen, die jetzt noch im
Budget zu finden sind - gespart.
Wenn man weiß, wie Sozialpolitik, Wirtschaftspolitik
und Umweltpolitik zusammenhängen, dann ist es nur allzu verständlich, warum wir
in Summe dieses Budget ablehnen. - Ich danke sehr. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr Dkfm Dr Aichinger. Ich erteile es ihm.
GR Dkfm Dr Fritz Aichinger (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine
Damen und Herren!
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, Sie haben in
Ihrem Vorwort zum Voranschlag 2006 als Erstes bemerkt, dass Wien weiterhin
Benchmark in Budgetfragen ist. Dieser Entwurf, Herr Vizebürgermeister, ist
bestenfalls Benchmark für die eigenen Entwürfe der letzten Jahre, aber meiner
Ansicht nach nicht Benchmark oder Leistungsstandard für andere Bundesländer. (Beifall bei der ÖVP.)
Eine wesentliche Neuerung in der Art der Präsentation
ist, dass es anstelle einer Broschüre heuer ein Ringbuch gibt, das größere
Transparenz und Flexibilisierung symbolisieren soll. Aber ich glaube, nur
symbolisieren. Der Inhalt besteht weiterhin aus dem Fortschreiben von Zahlen
und Fakten der letzten Jahre. Es wird nur den unbedingt notwendigen
Auflistungs- und Informationsanforderungen Genüge getan.
Meine Damen und Herren! Wenn dieser Voranschlag die
in Zahlen gegossene Politik einer Regierung ist, dann kann man die Ziele nicht
erkennen. Wie schon in den letzten Jahren werden keine Hintergründe, Motive
oder Prognosen dargestellt oder beschrieben. Kollege Tschirf hat ja heute in
der Richtung bereits wieder einen Antrag gestellt, um für die Zukunft mehr
Information zu erlangen. Es bleibt daher die Frage offen: Wo wollen wir hin,
wie wollen wir die anstehenden Fragen der Zukunft lösen?
Sie, sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, sprachen
doch einmal in einer Presseaussendung von einem Budget ohne doppelten Boden und
ohne besonders ernst zu nehmende Dramatik. Das ist natürlich nicht sehr
ermutigend für die Zukunft, nicht sehr zukunftsweisend, weil man nicht weiß, wo
es hingeht. Sehr oft gab es heute in Ihren Ausführungen auch einen Blick
zurück: Was ist in den letzten Jahren geschehen? Und zwei Mal haben Sie auf das
so genannte Hofer-Prinzip verwiesen. Darauf möchte ich später noch zu sprechen
kommen.
Ganz kurz ein Vergleich: Es sind heute schon viele
Vergleiche angestellt worden, und als - muss ich leider sagen - zwölfter Redner
in dieser Debatte zur Wirtschaft gehen einem natürlich schon die Argumente aus.
Kollege Margulies war heute auch sehr moderat und sehr schaumgebremst und hat
nur einige Punkte vorgebracht, da darf ich mich vielleicht auf zwei Punkte
beschränken.
Das eine ist der Vergleich der
Lehrstellen und der Lehrlinge in Wien und in Oberösterreich. Wien hat derzeit
16 200 Lehrlinge, Oberösterreich hat 25 000 Lehrlinge. Sie,
sehr geehrter Herr Vizebürgermeister, haben
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