Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 37 von 105
habe sozusagen noch recherchiert. Nein, ich habe
nichts falsch verstanden!
Ich habe mich auch sehr gefreut, dass ich heute in
der Früh die Frau Justizministerin Gastinger im Radio gehört habe, die gesagt
hat, das Gesetz ist so wichtig und sie will es trotzdem machen. Ich darf von
dieser Stelle aus sagen: Frau Justizministerin, unsere Unterstützung haben Sie!
Es ist unfassbar, dass ein Finanzminister auf Grund der Schwierigkeiten in der
Finanzierbarkeit den Schutz von Frauen vor Gewalt in Frage stellt, das einfach
nicht machen will! Sie haben die Unterstützung der Wiener Sozialdemokratie!
Nur eines frage ich mich schon: Wo ist eigentlich die
Frauenministerin? Ich habe gehört, dass sie gestern gesagt hat, wenn es nicht
finanzierbar ist, dann muss man schauen. Das ist es nicht, was ich mir unter
einer Frauenministerin in diesem Land vorstelle!
Ich kann nur sagen: Frau Minister Gastinger, von uns
haben Sie die Unterstützung! Wir wollen ein Anti-Stalking-Gesetz für Wien und
für Österreich. (Beifall bei der SPÖ und den GRÜNEN.)
Wenn ich schon dabei bin: Es ist zwar schon leidig, aber
es ist ganz, ganz wichtig, glauben Sie mir das, gerade vor Weihnachten! Es ist
es sehr gefährlich, Opfer von Gewalt in der Familie geworden zu sein und dann
keine Unterstützung und Hilfe zu bekommen. Heuer gibt es, glaube ich, ca
22 Morde in Wien, 18 davon sind im Familienverband passiert. Glauben Sie
mir, es wäre deshalb ganz dringend notwendig, dass die Interventionsstelle
endlich das entsprechende Budget zur Verfügung gestellt bekommt, dass ganz Wien
betreut werden kann, dass Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, nachher nicht
allein gelassen werden, sondern die Unterstützung der Interventionsstelle
erfahren können. Wir haben nach wie vor das große Problem, dass die
Bezirke 18, 19, 21 und 22 nicht betreut werden. Ich fordere dringendst
dazu auf, gerade vor Weihnachten, dass die zuständigen Stellen im Bund sich
dessen bewusst sind und endlich das notwendige Geld zur Verfügung zu stellen!
Ich bin am Ende meiner Rede. Es haben schon viele
gedankt, und auch ich möchte das tun. Ein Budget kann nur durch die tolle
Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Wien so gut
erstellt werden. Am Ende meiner Rede möchte ich vor allem ihnen ganz herzlich
danken! (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zur
allgemeinen Beratung des Voranschlagsentwurfs für das Jahr 2006 und des
Gebührenprüfungsantrags liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir können somit gleich zur Beratung der
Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke kommen.
Zum Wort gemeldet ist Herr GR Stark. Ich möchte
darauf hinweisen, dass in der Präsidiale vereinbart wurde, dass ab jetzt die
Gesamtredezeit pro Redner 15 Minuten beträgt. - Bitte, Herr Gemeinderat.
GR Rudolf Stark (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr
Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bei der Betrachtung und Diskussion der Wiener
Wirtschaftspolitik ist leider festzustellen, dass es auch zu Beginn einer neuen
Legislaturperiode zu keiner Änderung der sozialdemokratischen
Wirtschaftspolitik kommt. Dies gilt einerseits, was den Informationsinhalt des
Voranschlages 2006 in formeller Hinsicht anbelangt, andererseits aber
auch, was die eigentliche Wirtschaftspolitik selbst anbelangt.
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Zum
Informationsinhalt ist festzustellen, dass durch die neue Form der
Loseblattgestaltung gegenüber der bisherigen, gebundenen Form eine gewisse
Erleichterung beim Handling des Voranschlages gegeben ist. Leider, sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister, hat sich aber beim wesentlich wichtigeren Teil
der Gestaltung, nämlich der Transparenz des Inhaltes, gegenüber der Vorperiode
nichts geändert. So fehlen generell Pläne über eine Vorschau Ihrer künftigen
Wirtschaftspolitik über einen mehrjährigen Zeitraum. Dies betrifft sowohl den
Voranschlag für Wien selbst, aber auch alle ausgegliederten Unternehmen.
Die Budgethoheit des Wiener Gemeinderates im Konzern
Stadt Wien sollte wiederhergestellt werden. Als Grundlage dafür sollten dem
Gemeinderat Quartalsberichte und Finanzpläne aller ausgegliederten Unternehmen
vorgelegt werden, wie es die freiheitliche Fraktion schon seit Jahren fordert.
Diese Politik der Nicht-Information ist für mich unverständlich und gibt Anlass
zu berechtigter oder unberechtigter Spekulation.
Mangels entsprechender Unterlagen habe ich auf Ba-sis
der letzten fünf Jahre, nämlich 2000 bis 2005, eine lineare Fortschreibung über
die Arbeitsplatzsituation bis zum Jahr 2010 gemacht. Im Jahr 2000 hatten
wir - die kommenden Zahlen beziehen sich jetzt immer auf das erste Halbjahr -
bei den unselbstständig Beschäftigten 768 670 Arbeitsplätze. Heuer,
im Jahr 2005, sank diese Zahl auf 750 800; das sind um
70 870 Arbeitsplätze weniger gegenüber dem Jahr 2000. Rechnet man
diese Arbeitsplätze linear hoch, ergibt dies für Wien im Jahr 2010 nur
noch 730 000 Arbeitsplätze bei den unselbstständig Beschäftigten.
Oder bei den Jugendlichen ohne Lehrstelle: Im Jahr
2000 waren es 285, im Jahr 2005 sind es bereits 1 316 gewesen, also
um 1 031 Jugendliche mehr als im Jahr 2000, die keinen Arbeitsplatz
hatten. Für das Jahr 2010 hochgerechnet würde das bedeuten, dass
2 300 Jugendliche ohne Lehrstelle sein werden.
Oder Arbeitslose: Im Jahr 2000 waren es
63 387, im Jahr 2005 82 565; das sind um fast
20 000 Arbeitslose mehr gegenüber dem Jahr 2000. Auf das
Jahr 2010 hochgerechnet würde das ca 100 000 Arbeitslose für
Wien bedeuten. Und die Arbeitslosenrate würde von 7,6 Prozent im Jahr 2000
auf 12,2 Prozent im Jahr 2010 steigen, was fast eine Verdoppelung
bedeutet.
Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Sollten diese
Zahlen sich nicht mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Zahlen decken, stellen
Sie uns Ihre Unterlagen zur Verfügung. Wir werden sie mit großem Interesse zur
Kenntnis nehmen. (Beifall bei der FPÖ.)
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