Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 105
Diversität also. Die SPÖ hat damit den Weg der
Integration, sprich die Einbindung der Zuwanderung in die Sprache, Kultur und
Lebensformen der Mehrheitsbevölkerung, aufgegeben. Das heißt aber bitte auch,
dass selbstverständlich die Kenntnisnahme der Lebensformen, denen moslemische
Frauen ausgesetzt sind, ebenfalls ein Faktum ist, das die Wiener Politik der
Sozialdemokraten vollzieht. Von der Frau StRin Wehsely und der SPÖ hat man zu
diesen Themen seit langer Zeit nichts oder nur wenig gehört, geschweige denn in
irgendeiner Form Maßnahmen gesehen. Ich weiß nichts davon. Sie werden sicher
davon berichten, nehme ich an. (GRin
Martina LUDWIG: Das ist traurig! Sie wissen nichts von der Kampagne!)
Was heißt Kampagne? An den Zuständen hat sich mit
Sicherheit nichts geändert. Die Parallelgesellschaft wächst und wächst. Das ist
ein Teil, wie der Autor auch sagt, der ausgesprochene Hilfeindikator der
Behörden, also Zugriff zu diversen Maßstäben, aber es ist vielleicht auch ein
bewusstes Wegsehen der politisch Verantwortlichen in dieser Stadt, weil sie
sich ihr heiles Bild ihrer Maßnahmen bei Eingliederung der Zuwanderer nicht
stören lassen wollen. Damit gilt die Klage der türkischen Anwältinnen, dass die
Linke moslemische Frauen im Stich gelassen habe, sicherlich nicht nur in Deutschland,
in Holland oder Dänemark, sondern auch in Wien für die Sozialdemokraten und die
amtsführende Stadträtin!
Meine Damen und Herren, wir Freiheitliche werden den
Voranschlag 2006 ablehnen! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Herr Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm. 20 Minuten
Redezeit.
GR Dipl Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Es wird kürzer als 20 Minuten werden, nachdem
die Budgetdebatte im Großen und Ganzen so wie jede Voranschlagsdebatte, an
denen ich in den letzten Jahren teilgenommen habe, abläuft: Die
Sozialdemokratie lobt sich in ihrer eigenen Demut, wie super sie ist (GR Harry Kopietz: Sollten wir lügen?),
es wird unreflektiert auf Kritikpunkte eigentlich gar nicht eingegangen, die
blau-schwarze Opposition auf der anderen Seite meint, die Stadt Wien ist an
allem schuld und die Bundesregierung wäre super. Beim Kollegen Strache hat man
ein bisschen das Gefühl, die Amnesie ist ausgebrochen, er war nie in der FPÖ.
Bei der ÖVP ist genau dasselbe, dass die, die früher immer gesagt haben, sie
waren nie in der Regierung, in Wirklichkeit seit 20 Jahren drinnen sitzen.
Also ein Déjà-vu bei ganz vielen Sachen. Daher muss man nicht alle Argumente,
die gekommen sind, wiederholen, aber auf ein paar Punkte will ich doch
eingehen.
Zum Streit um die Frage der steigenden Investitionen:
StR Rieder hat gemeint, es wäre doch sinnvoll, in der jetzigen Situation nicht
nur Voranschläge mit Rechnungsabschlüssen zu vergleichen, sondern Voranschläge
mit Voranschlägen. Nun, da nehme ich mir diese doch her und vergleiche einmal
die unter den Postensummen 0 bis 079 ausgewiesenen Summenfelder, was unter
"Investitionen" firmiert und schaue es mir an:
Voranschlag 2003: 202,4 Millionen EUR,
Voranschlag 2004: 187,9 Millionen EUR,
Voranschlag 2005: 169,7 Millionen EUR,
Voranschlag 2006: 151,7 Millionen EUR.
Sehr geehrter Herr Stadtrat, das sind de facto um
25 Prozent weniger als noch im Voranschlag 2003. Da habe ich noch
keinen einzigen Rechnungsabschluss hergenommen, sondern tatsächlich nur die
Voranschläge miteinander verglichen.
Wenn man das auf die gesamten investiven Ausgaben
zusammenrechnet, haben wir tatsächlich auf den ersten Blick im Vergleich zu den
Voranschlägen 2005 und 2006 einen Anstieg von knapp
35 Millionen EUR, von 1,318 Milliarden EUR auf
1,353 Milliarden EUR. Da könnte man tatsächlich sagen, es ist ein
Anstieg.
Aber, sehr geehrter Herr StR Rieder, ich versuche es jetzt
wirklich schon fast gebetsmühlenartig, Ihnen die, glaube ich, vierte
Budgetvoranschlagssitzung tatsächlich nahe zu bringen. Dieser Anstieg beruht
lediglich auf einer Doppelzählung, nämlich sogar der Anstieg beruht auf der
Doppelzählung des Investitionszuschusses für die Krankenanstalten, und zwar bei
den Kapitaltransferzahlungen. Sie haben die Zahlung von
119 Millionen EUR an den Krankenanstaltenverbund de facto zweimal
drinnen. Im Vorjahr waren es nur 88. Jetzt kann man beim ersten Mal sagen,
okay, es ist ein Anstieg um 30 Millionen EUR, aber Sie haben diese
30 Millionen EUR sogar zweimal hineingenommen, und sagen so, dass die
investiven Ausgaben steigen.
Sehr geehrter Herr StR Rieder, das ist schlichtweg
falsch! Diese Doppelzählung, der genau in derselben Höhe auch die Einnahmen
gegenüberstehen, gehört herausgenommen oder Sie könnten prinzipiell, genauso
wie man bei den Budgetaufblähungen überspitzt hat, sagen, dass die
prozentuellen Zuschüsse immer schwerer vergleichbar werden. Wenn Sie ins Budget
hineinschreiben, wir zahlen 500 Millionen EUR an Schulden zurück und
wir nehmen gleichzeitig 500 Millionen EUR an Schulden auf, dann macht
das einen großen Unterschied im Vergleich dazu, wenn Sie
100 Millionen EUR Einnahmen, 100 Millionen EUR Ausgaben hineinschreiben
würden. Plötzlich verändern sich die Prozentsätze total. Es verändern sich die
Prozentsätze bei den eigenen Steuern und es verändern sich die Prozentsätze bei
den Ertragsanteilen der Bundesabgaben. Das ist der zentrale Punkt, warum die Budgets
auch mit den Prozentsätzen überhaupt nicht mehr miteinander vergleichbar sind.
Ich habe mir ein bisschen ein
Rechenbeispiel gestattet und habe versucht, ein paar Sachen herauszurechnen.
Ich habe mir das Budget einmal gereinigt, um die Rücklagengebarung, um die
Schuldengebarung und dann um so ganz banale Budgetaufblähungsposten wie rund
550 Millionen EUR, die wir an die Wiener Stadtwerke zahlen und die
wir natürlich auch wieder zurückbekommen. Ich habe noch ein paar andere Posten
herausgenommen, die eigentlich reine Durchlaufposten sind, die der
Budgetaufblähung dienen oder die direkte zweck-gebundene Finanzierungen des
Bundes sind. Ich sage Ihnen gleich, die U-Bahn-Finanzierung des Bundes habe
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