Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 105
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
wünsche euch allen gemeinsam einen wunderschönen Tag!
Ich darf die 3. Sitzung des Wiener Gemeinderates
für eröffnet erklären.
Weiters darf ich mitteilen, dass Herr
StR DDr Schock entschuldigt ist. Falls er krank ist, wünschen wir ihm
gute Besserung!
Die Postnummern 1 und 2 der Tagesordnung
betreffen den Entwurf des Voranschlages der Bundeshauptstadt Wien für das
Jahr 2006 und die Überprüfung von Gebühren und tarifmäßigen Entgelten
durch den Gemeinderat.
Ich schlage vor, die Beratung dieser zwei
Geschäftsstücke zusammenzuziehen und die Verhandlung nicht nach den zehn
Gruppen des Voranschlagsentwurfes, sondern nach Geschäftsgruppen zu gliedern.
Nach einem einleitenden Referat des Berichterstatters
zu diesen Geschäftsstücken, Herrn VBgm Dr Rieder, erfolgen die allgemeine
Beratung und die Spezialdebatte über die Geschäftsgruppe Finanzen,
Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke.
Voraussichtlich morgen nach dem Schlusswort des Herrn
amtsführenden Stadtrates wird über die Anträge zu den genannten zwei
Geschäftsstücken abgestimmt werden.
Ich gehe davon aus, dass damit alle einverstanden
sind, und bitte nun den Herrn Vizebürgermeister, die Verhandlungen über die
Postnummern 1 und 2 einzuleiten. – Bitte.
Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder:
Herr Vorsitzender! Herr Bürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
So schwierig die Ausgangslage auch diesmal wieder
war, so klar ist eigentlich die Zielvorgabe für den Voranschlag 2006.
Wir wollen die Umsetzung der Regierungserklärung vom
18. November 2006 und des Regierungsprogramms sicherstellen und das
mit einem stabilen und geordneten Haushalt auf einen Nenner bringen.
Die Schwerpunkte des Regierungsprogramms und damit
die Schwerpunkte des Voranschlages 2006 liegen auf der Hand.
Erstens: Wir wollen als Bundesland und als Stadt
unseren Beitrag leisten, um jungen Menschen die Ausbildung zu garantieren, die
sie für Berufe mit Zukunft fit macht und ihnen den Platz in der Gesellschaft
sichert, der ein Leben mit Menschenwürde und Selbstwertgefühl möglich macht.
Deshalb sehen wir im Voranschlag 2006 rund 900 Millionen EUR für
Schule und Bildung vor und ringen – das muss ja auch einmal gesagt
werden – mit der Bildungs- und Unterrichtsministerin um eine ausreichende
Ausstattung mit Lehrern in unseren Schulen. Deshalb sehen wir für die
berufliche Fachausbildung und insbesondere für mehr Lehrlingsstiftungen,
Lehrlingsvermittlung und Jugendausbildungsprogramme allein
12 Millionen EUR vor. Und deshalb bilden wir im Magistrat und in den
Unternehmungen der Stadt mehr Lehrlinge aus, als betriebswirtschaftlich
notwendig ist, und sichern auf diesem Weg über den eigentlichen
Unternehmenszweck hinaus eine entsprechende Ausbildungskapazität.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Deshalb fördern
wir die Wiener Fachhochschulen bis 2009 mit 15 Millionen EUR und
schaffen damit auch die Möglichkeit zu mehr Studienplätzen, eine Notwendigkeit,
die sich gerade vor dem Hintergrund der Engpässe an den Universitäten ergibt.
Wir glauben, dass wir damit einen genauso wichtigen Beitrag zur Ausbildung
leisten wie mit unseren Unterstützungsmaßnahmen für die Universitäten in Wien,
die letztlich eigentlich bis zum heutigen Tag sowohl mit ihren finanziellen
Problemen – jedenfalls für 2006 gibt es von Bundesseite keine Mittel
mehr – als auch mit den Problemen des extrem starken Zuganges von
Studenten zu den Universitäten allein gelassen werden.
Zweitens: Wir wollen die Wiener Wirtschaft fördern,
und zwar so, dass sie mehr Arbeitsplätze schaffen kann. Wir verstehen
Wirtschaftsförderung allerdings nicht als ein Instrument der Gewinnmaximierung,
möglicherweise sogar auf Kosten der Arbeitsplätze. Wir haben für
Wirtschaftsförderung und Beschäftigungspolitik in den Jahren seit 2001, also in
einem Zeitraum von fünf Jahren, rund 893 Millionen EUR aufgewendet,
und im kommenden Jahr 2006 werden es 192 Millionen EUR sein, die
für Arbeitsmarkt und Wirtschaftsförderung hier zur Verfügung stehen.
Drittens: Wir wollen die Chancen und Zukunftsperspektiven,
die sich aus der besonderen geopolitischen Situation Wiens im Zusammenhang mit
der Erweiterung der Europäischen Union ergeben, nicht versäumen. Im Gegenteil:
Wir wollen sie voll und ganz nützen! Wir wollen Wien auch weiterhin zu einem
zentralen europäischen Zentrum machen. Wir wollen Wien zu einem Zentrum der
Wissenschaft, der Forschung und der Hochtechnologie als West-Ost-Drehscheibe
machen, als Sitz internationaler Organisationen, als Sitz der Zentralen
internationaler Konzerne – mit einem Wort, als eine Metropole in diesem neu
entstandenen Lebens-, Wissens- und Wirtschaftsraum.
Dafür wollen wir unsere Technologieoffensive
fortsetzen, für die wir seit 2001 rund 250 Millionen EUR eingesetzt
haben. Wir wollen weiterhin High-Tech-Standorte und -Immobilien schaffen, nach
dem Tech Base, das jetzt eröffnet worden ist, geht es nun um das
Life-Science-Center in der Muthgasse.
Viertens: Wir wollen uns weiterhin
den sozialen Fragen unserer Zeit stellen und darauf Antwort geben. Wir wollen
die Probleme, die mit Zuwanderung und Asylgewährung verbunden sind, lösen und
den sozialen Zusammenhalt in unserer Stadt sichern und festigen. Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Die sozialen Fragen unserer Zeit sind eine
Rekordarbeitslosigkeit in Österreich, die wachsende Zahl an Menschen, die
arbeiten, damit aber nicht genug verdienen, um davon leben zu können, und die
zunehmend immer weiter auseinander gehende Einkommensentwicklung, auch wenn die
Regierung dies nicht wahrhaben will. Alle Studien zu
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