Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 61 von 64
Verfassungsgerichtshof betreffend den Antrag der Volksanwaltschaft auf Prüfung der Gesetzmäßigkeit des Flächenwidmungs- und Bebauungsplanes, Plandokument 7527, in Wien 22, durch den Verfassungsgerichtshof.
Ich bitte den Berichterstatter, Herr GR Reiter, die
Verhandlungen einzuleiten.
Berichterstatter GR Günther Reiter: Ich ersuche
um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Zu Wort gemeldet ist Herr GR Walter. –
Bitte sehr.
GR Norbert WALTER, MAS (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Selber
aus der Landwirtschaft kommend und aufgewachsen auf einem Bauernhof, kann man
so einem Dokument natürlich in keiner Weise zustimmen, denn Eigentum, das ein
Bauer hat, ist als Eigentum zur Bewirtschaftung da und nicht dazu da, um es zu
enteignen und den Wert zu vermindern. (Beifall bei der ÖVP.)
An
sich schmückt sich die SPÖ ja immer ganz gerne mit der Landwirtschaft. Am 26. August
hat StRin Sima gesagt: „Wir sind stolz auf die bäuerliche Leistung in der Stadt
Wien. Wien könnte sich täglich selbst mit frischem Gemüse versorgen, ohne
importieren zu müssen. Dies ist wohl einzigartig für eine Millionenstadt."
Weiters hieß es am 19. September: „Die Wiener
Landwirte sorgen zudem für den Erhalt der Erholungsflächen für die
Stadtbevölkerung. Die Landwirtschaft bringt Farbe und Vielfalt in die
städtische Landschaft."
Das sind leider nur schöne Worte der SPÖ, und für die
Betroffenen, um die es hier geht, müssen diese Worte wohl wie Hohn und Spott
sein, denn der Einspruch der Familie gegen die Umwidmung von L,
landwirtschaftliches Gebiet oder ländliches Gebiet, auf SwwL, Schutzzone Wald-
und Wiesengürtel, landwirtschaftliche Nutzung, wird seitens der Stadtregierung
abgelehnt. Das bedeutet nämlich für die Betroffenen, also für Landwirte und
Gärtner, dass die Errichtung von Nutzgebäuden wie Scheunen oder Glashäuser
nicht mehr möglich ist. (Ruf bei der SPÖ:
Das stimmt ja nicht!) Der landwirtschaftliche Besitz verliert an Wert. Das
wissen Sie und Sie wissen genauso, dass es heute für Kreditnehmerinnen und
-nehmer nicht einfach ist. Vor allem, wenn da keine Gebäude mehr stehen, ist
die Entwertung der Grundstücke, ist die Wertminderung eine sehr große.
Zusätzlich passiert eines: Die Bewirtschaftung der
Flächen wird à la longue unmöglich gemacht, und wenn man sich das ansieht, dann
hat die Volksanwaltschaft das ja auch treffend festgestellt, denn sie sagt: Die
Volksanwaltschaft erachtet die für das fragliche Gebiet festgelegte Widmung
wegen des Fehlens einer ausreichenden Grundlagenforschung und mangels
Vorliegens der für eine Abänderung notwendigen wichtigen Rücksichten für
gesetzwidrig sowie für sachlich nicht gerechtfertigt und damit
gleichheitswidrig. Die Widmung SwwL stütze sich lediglich auf nicht
rechtsverbindliche Unterlagen, den Stadtentwicklungsplan, das Leitprogramm für
den Stadtentwicklungsbereich Stadlau und so weiter und es wurden diese
Programme als die wichtigen Rücksichten gemäß § 1 Abs 4 Bauordnung
dargestellt.
Das heißt ganz konkret, dass die Umwidmungen nicht
notwendig, gleichheitswidrig und nicht gesetzeskonform sind.
Die Umwidmungen zeigen aber auch, wie eigentums- und
eigentümerfeindlich die SPÖ-Wien agiert, wenngleich der Herr GR Stürzenbecher
heute betreffend den U-Bahn-Ausbau bei der U2 das Eigentum, wo es um die zwei
Enteignungshäuser gegangen ist, sehr stark verteidigt hat, wenn ich mich da
richtig erinnere. (Beifall bei der ÖVP. – GR Dr Kurt Stürzenbecher: Man muss
das immer aus dem richtigen Blickwinkel sehen!) Ja eben, genau. Deswegen
wäre es auch ganz gut, wenn man das einhalten würde.
Anstatt die Bauern permanent mit Events zuzuschütten,
sollte man ihnen faire Rahmenbedingungen dafür geben, dass sie ihrer wichtigen
Aufgabe der Landschaftspflege nachkommen können. Dazu sind zweierlei Maßnahmen
möglich. Erstens ökonomische Aufwertung und zweitens eine Steigerung der
Wertschätzung ihrer Arbeit. Dass dazu ein ganzes Maßnahmenbündel erforderlich
ist, ist klar. Ökologischer Landbau, Auswertung und Aufwertung,
Direktvermarktung, Öffnung der Naherholung und damit einen Imagetransfer und
viele andere Möglichkeiten gäbe es dazu.
Wenn die SPÖ diese eigentümerfeindliche Politik
fortsetzt, sehe ich schwarz für Wiens Gärtner, Bäuerinnen, Bauern und
Weinhauer. Denn wer Enteignung sät, wird Brache ernten. (Beifall bei der
ÖVP.)
Sehr geehrter Herr Bürgermeister und oberster
Ökonomierat der Stadt Wien! Sehr geehrte Damen und Herren der SPÖ-Wien! Haben
Sie nicht nur ein Herz für Ziesel am Laaerberg, sondern haben Sie auch ein Herz
für die Wiener Gärtnerinnen, Gärtner, Weinhauer und Landwirte. – Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Dampier.
GR Karl Dampier (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Herr
Stadtrat! Herr Berichterstatter!
Ich sehe das etwas anders als mein Vorredner. No na, kann
man dazu sagen. Das klingt ja in der Einleitung recht spektakulär, was wir hier
heute zu behandeln haben, ich will aber nicht die ganze Vorgeschichte
aufrollen, die in Wahrheit von der Bearbeitung des Flächenwidmungsplanes 2002
bis zur Beschlussfassung 2003 im Bezirk und hier in diesem Haus reicht, wobei
das im Bezirk übrigens mit Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde. Ich möchte
auf diese Details gar nicht eingehen. Ich möchte im Unterschied zu meinem
Vorredner nicht einzelne Interessen hier ausbreiten, sondern eigentlich das
festhalten, was mit dieser Widmung tatsächlich passiert ist.
Sie sind ja zum Teil auf Dinge
eingegangen, die hier in diesem Haus und im Bezirk teilweise einstimmig,
teilweise mit großer Mehrheit beschlossen worden sind. Ich werde das dann noch
einmal kurz wiederholen, weil ich glaube, dass diese Umwidmung auf SwwL in
Wahrheit dem Wohle der meisten Bürger der Donaustadt und
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