Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 64
zur Abstimmung.
Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die
dem Antrag der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. – Das ist
mehrheitlich gegen die Stimmen der FPÖ angenommen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 7 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an den Verein “INTO Wien“. Ich
bitte die Berichterstatterin, Frau GRin Yilmaz, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Nurten Yilmaz:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Korun. Ich erteile es
ihr.
GRin Mag Alev Korun (Grüner Klub im
Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe mich zum Wort gemeldet, um zwei Dinge zu
tun: Einerseits um das Projekt, das wir auch als ein sehr wichtiges und
notwendiges für Wien erachten, zu unterstützen und unsere Unterstützung
sozusagen zum Ausdruck zu bringen. Andererseits weil ich der Meinung bin und
weil wir der Meinung sind, dass die Stadt Wien durchaus etwas und zwar unserer
Meinung nach eigentlich sehr viel von diesem Integrationsprojekt lernen könnte.
Die Stadt Wien, konkret die vor einem Jahr feierlich
angekündigte Diversitätspolitik der Stadt Wien, kann von diesem Projekt unserer
Meinung nach sehr, sehr viel lernen. Beim vorliegenden Projekt geht es um eine
Integrationsmaßnahme, um ein Integrationsprojekt für anerkannte Flüchtlinge,
die nach der Genfer Flüchtlingskonvention hier als Verfolgte, als Flüchtlinge
anerkannt werden und die selbstverständlich bei ihrer gesellschaftlichen,
sozialen, arbeitsmarktmäßigen und sonstigen Integration in unserer Stadt Wien
Unterstützung brauchen.
Ich möchte Ihnen zur Veranschaulichung ein paar Dinge
aus dem Bericht, der uns vorliegt, zitieren, nicht um Sie zu langweilen,
sondern um Parallelen zu der notwendigen Arbeit im Diversitätsbereich zu
ziehen, die unserer Meinung nach zumindest politisch noch keinen Niederschlag
gefunden hat.
Im Projektbericht beschreibt der Projektbetreiber,
ich zitiere: „Ziel von ’INTO Wien’ ist es, durch effiziente, personen- und
fallzentrierte Integrationsmaßnahmen den KlientInnen eine aktive Teilnahme am
gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und den Grundstein zu ihrer
Gleichberechtigung in rechtlicher, sozialer, wirtschaftlicher und kultureller
Hinsicht zu legen.“ Es ist davon die Rede, dass es ein ganzheitliches
Unterstützungsprojekt ist, das KlientInnen-zentriert ist, das basierend auf den
individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten der KlientInnen Integrationspläne
ausarbeitet - ich betone die hier zur Sprache gebrachten individuellen
Bedürfnisse und Möglichkeiten der KlientInnen -, und dass sozusagen für jeden Klienten,
für jede Klientin ein eigenes Integrationsprogramm, ein Integrationsplan
ausgearbeitet wird und dieser dann, Zitat: „...unterstützt von einem
umfassenden projekteigenen Angebot an Integrationsmaßnahmen Schritt für Schritt
umgesetzt wird.“
Warum ich das zitiere? Wie gesagt, nicht, um Sie zu
langweilen, sondern weil wir der Meinung sind, dass auch die Diversitätspolitik
der Stadt Wien so etwas braucht und unserer Meinung nach nicht nur für
anerkannte Flüchtlinge, sondern auch für legal hier lebende niedergelassene
Ausländer und Ausländerinnen. So etwas geht uns bisher ab. Ich habe schon
angesprochen, dass die vor bereits einem Jahr angekündigte Diversitätspolitik
der Stadt politisch keine Früchte getragen hat. Wir warten noch immer auf
konkrete Ergebnisse, wie diese Diversitätspolitik wirklich ausschauen soll, was
sie vorhat, was die jeweiligen Schritte sind und wie die Integration von
niedergelassenen Ausländern und Ausländerinnen konkret begleitet und betreut
werden soll.
Es ist vielen in diesem Raum höchstwahrscheinlich
nicht verborgen geblieben, dass es eine EU-Richtlinie zum Thema
“Familienzusammenführung“ gibt. Diese EU-Richtlinie muss selbstverständlich
auch in Österreich umgesetzt werden. Das vom Bund verabschiedete
Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, das mit 1.1.2006 in Kraft treten wird,
sieht unter anderem vor, dass Familienangehörige, die längerfristig hier
niedergelassenen Ausländern und Ausländerinnen nachreisen und hier einen
legalen Aufenthalt begründen, bereits nach einem Jahr Aufenthalt in Wien den
legalen Zugang zum Arbeitsmarkt haben.
Das wissen wir sowohl im Bund als auch in Wien schon
seit einigen Monaten und wir GRÜNE fragen uns: Was tut die Stadt Wien, um sich
und die betroffenen Menschen auf diese Situation vorzubereiten? Mir ist bis
jetzt nicht viel bekannt, was die Stadt Wien getan hätte, was ganz konkret den
legalen Arbeitsmarktzugang betrifft. Da sind wir der Meinung, wir haben bereits
eine Verspätung, wir müssen so schnell wie möglich aktiv werden. Unser
Vorschlag ist, dass man eine echte Niederlassungsbegleitung für Menschen
etabliert, die sich legal hier niederlassen und für ihre Familienangehörigen,
die über Willkommensmappen hinausgeht, die zweifelsohne sehr zu begrüßen sind.
Wir sind auch der Meinung, dass die Aushändigung der
Willkommensmappen und auch die Erklärungen der Willkommensmappen, die in Wien
schon stattfindet, zu wenig ist, um diese Menschen auf den legalen
Arbeitsmarktzugang in einem Jahr vorzubereiten.
Wir stellen uns konkret vor, dass
die vor einem Jahr neu gegründete zuständige Magistratsabteilung 17 für
Diversitäts- und Integrationsangelegenheiten den niedergelassenen Ausländern
und Ausländerinnen und ihren Familienangehörigen bei der durchaus nicht
einfachen Aufgabe oder des Erlebnisses der sozialen, gesellschaftlichen und
auch Arbeitsmarktintegration in Wien behilflich ist und dass man genauso wie es
in diesem Projekt beschrieben ist - allerdings betrifft das Projekt anerkannte
Flüchtlinge und nicht rechtmäßig niedergelassene Ausländer und
Ausländerinnen - vorgeht und wirklich eine individuelle Betreuung
gewährleistet, die, wie gesagt, über die Willkommensmappen hinausgeht. Mit
dieser Betreuung würde man Menschen eine echte
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