Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 64
Wiener Linien zu minder sind, dass ich auch selbst bereit bin, in Verhandlungen zu treten. Das ist ein ganz anderes Thema als meine Verhandlungen mit der Landwirtschaftskammer im zweiten Teil, denn dort geht es um eine ganz andere Frage. Dort geht es um die Frage, wie man landwirtschaftlichen Betrieben helfen kann, die jetzt von Servitutsregelungen betroffen sind.
Denn das gehört auch noch dazugesagt: Es geht nicht
darum, dass den Eigentümern das Grundstück weggenommen wird, sondern die Enteignung
beschränkt sich darauf, ausschließlich ein Tunnelservitut einzuräumen. Das
heißt, an dem Haus, am Hausbesitz und an der - mit Recht, finde ich -
angesprochenen Wertschöpfung durch die U-Bahn-Führung profitiert ohnehin der
bisherige Eigentümer, und darüber hinaus will er für das Tunnelservitut noch
eine Entschädigung.
Daher denke ich, dass man hier - und das habe ich
gemeint - im Gerichtsverfahren sehr wohl in rascher Zeit zu einer Entschädigungsfeststellung
aufgrund eines Sachverständigengutachtens kommt und dass das dann die Grundlage
dafür ist, den Betrag zu hinterlegen. Damit sind die Voraussetzungen gegeben,
dort die Bautätigkeit fortzusetzen, die ja in allen übrigen Teilen schon sehr,
sehr weit fortgeschritten ist.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. - Nächste Zusatzfrage: Herr Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner
Klub im Rathaus): Herr Vizebürgermeister!
Irgendwie habe ich das Gefühl - wir werden das
ohnehin in der Aktuellen Stunde ausführlich diskutieren -, die
Europameisterschaft in Österreich steht unter keinem guten Stern. In Wien haben
wir noch gelacht, als in Klagenfurt die Diskussion ums Stadion stattfand und
als in Österreich ein Höchstgericht klären musste, wer eigentlich Bauherr eines
Stadions ist. In Wien scheint es jetzt nicht sicher zu sein, dass die U‑Bahn
dorthin rechtzeitig fertig sein wird.
Ich erinnere nur daran, es
war während der Ausschussreise mit dem Planungsausschuss, als ein Jahr vor den
Olympischen Spielen die Mitglieder des Planungsausschusses süffisant in Athen
gestanden sind und die Nase gerümpft haben: Na, die kriegen das nie fertig!
Darum ist meine Frage kurz und präzis, und ich möchte Sie bitten, sie, wenn es
möglich ist, mit Ja oder Nein zu beantworten.
Herr
Vizebürgermeister! Können Sie garantieren, dass im Juni 2008, wenn
Österreich das Eröffnungsspiel der Europameisterschaft ankickt, die
Zuschauerinnen und Zuschauer auch mit der U-Bahn dort hinfahren können?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich erspare mir
jetzt quasi das juristische Beiwerk. Ob ich in der Lage bin, für die Wiener
Linien eine Garantieerklärung abzugeben? – Aus meiner persönlichen Meinung
sage ich: Ich garantiere Ihnen das!
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke.
Die letzte Zusatzfrage zu dieser Frage kommt von
Herrn Mag Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr
geehrter Herr Vizebürgermeister!
Ich möchte nur noch kurz
replizieren zu Grundstücksaufwertungen und Grundstücksentwertungen: Sie haben
sicherlich Recht, dass es im Umkreis von U-Bahnen, insbesondere im
innerstädtischen Bereich, zu Grundstücksaufwertungen gekommen ist. Aber wenn
man das konkrete Grundstück anschaut, unter welchem dann wirklich der Tunnel
gebaut ist, dann bedeutet das für den einzelnen Wohnhauseigentümer nicht immer
eine Aufwertung, sondern da gibt es vielleicht auch Erschütterungen
beziehungsweise Sorgen, was die Substanz betrifft. Das muss für ein konkretes
Haus nicht immer eine Aufwertung sein, auch wenn es für die restliche Gegend
eine Aufwertung ist. – Nur das noch zur Klarstellung.
In einer ähnlichen Form
wie Kollege Chorherr gesagt hat, aber in eine andere Richtung: Es gab im
Jahre 1999 einen Kontrollamtsbericht zum U-Bahn-Bau U3 und den
Ablöseverhandlungen, die von Seiten der Stadt Wien mit den
Grundstückseigentümern im dortigen Bereich geführt worden sind, und dieser
Kontrollamtsbericht kam einerseits zur Conclusio, dass die MA 69 die
wünschenswerte, zeitgerechte Koordination vermissen ließ und andererseits kam
er zur Conclusio, dass letztlich weit über dem Angebot liegende
Entschädigungsbeträge akzeptiert werden mussten.
Nun
meine Frage dazu: Herr Vizebürgermeister! Können Sie ausschließen, dass nach
dem Bau der U2 wieder ein ähnlicher Kontrollamtsbericht kommen wird?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
VBgm Dr Sepp Rieder: Im Gegensatz zu
der ersten Garantie, die ich – wie gesagt – im vollen Vertrauen auf
Justiz und Wiener Linien abgegeben habe, ist mein volles Vertrauen bezüglich
Kontrollamt darauf gerichtet, dass das Kontrollamt jederzeit zu einer Prüfung
kommen wird. Ob es zu einer gleichartigen Feststellung kommen wird, das müssen
Sie den Kontrollamtsdirektor fragen, ob er nämlich heute schon in der Lage ist,
derartige Zukunftsperspektiven darzustellen.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. Somit ist die 3. Anfrage beantwortet. Wir kommen zur
4. Anfrage (FSP - 05349-2005/0001 - KSP/GM). Sie wurde von Herrn
GR Scheed an den Herrn amtsf StR Dipl Ing Schicker gerichtet. (Bundesminister
Hubert Gorbach sieht im Gesetzesentwurf zur “Reform“ des Öffentlichen
Regionalverkehrs eine Verländerung der Kompetenzen und der Finanzmittel vor.
Der Bund will sich weitgehend aus der ÖPNRV-Verantwortung zurückziehen. Welche
Auswirkungen hätte dieser Entwurf auf Wien und den Öffentlichen Regionalverkehr
innerhalb der Vienna Region?)
Amtsf StR Dipl Ing Rudolf Schicker:
Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Gemeinderat! Herr Vorsitzender!
Am 4. November ist der
Landeshauptmännerkonferenz ein Entwurf des Verkehrsministeriums betreffend ein
Bundesgesetz über die Ordnung des Öffentlichen Personennah- und
Regionalverkehrs vorgestellt worden. Dieser Entwurf sieht gravierende
Änderungen gegenüber
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