Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 55 von 89
wird die sofortige Abstimmung beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, ich glaube, jetzt ist hier
etwas Zukunftsweisendes geschehen. Zukunftsweisend, weil eine entsprechende
Flächenwidmung erfolgt, weil die Rahmenbedingungen entsprechend erstellt
werden. Was aber jetzt notwendig ist, das ist, dass wir jetzt nicht einen
Flächenwidmungsplan beschließen, wie das in den frühen Morgenstunden des
13. März 1993 geschehen ist, und wo dann nichts vor sich gegangen
ist, sondern dass das tatsächlich umgesetzt wird und dass es tatsächlich in
einigen Jahren so ist, dass dieser Schandfleck der Vergangenheit angehört und
dass hier ein Bahnhof ist, der wirtschaftliche Impulse für Wien, aber auch für
die Region bedeutet und dass damit auch die Kaufkraft der Landstraßer
Hauptstraße nicht geschmälert, sondern gestärkt wird, damit hier tatsächlich die
Landstraßer Hauptstraße dem Rechnung trägt, was sie eigentlich immer schon
ihrem Namen nach ist, nämlich eine Hauptstraße.
In diesem Sinne können wir diesem Antrag die
Zustimmung erteilen. (Beifall bei der
ÖVP)
Vorsitzender GR Dr Herbert Madejski: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Strache, ich erteile
es ihm.
GR Heinz-Christian Strache (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Herr Gemeinderatsvorsitzender! Meine sehr geehrten
Damen und Herren!
Ja, dieses Projekt ist ein Projekt der unendlichen
Geschichte, und es war ganz nett, als der Klubobmann Matthias Tschirf ein
bisschen in die Vergangenheit zurückgeblickt hat.
Ich kann mich erinnern, seit über 12 Jahren
führen wir zu diesem Thema eine eingehende, ja kontroversielle Diskussion. Im
Jahr 1991 waren Sie, Herr Stadtrat, damals auch noch Klubobmann der
SPÖ-Bezirksratsfraktion und wir haben damals schon heftige Debatten geführt.
Wenn man es rückblickend beurteilt, hatte damals, nämlich 1991, unsere Fraktion
in Verhandlung mit Ihnen eigentlich das heutige Ergebnis im Rahmen einer
Vereinbarung ausverhandelt, wogegen Sie sagen, diese habe es nicht ganz so
gegeben. Aber die hat es gegeben, es war damals eine Notariatsvereinbarung. Es
hat auch einen gemeinsamen Antrag gegeben, den man in Erinnerung rufen darf, wo
wir gemeinsam einen Antrag 1991 in der Bezirksvertretung formuliert und
eingebracht haben und der auch die Zustimmung aller Parteien bekommen hat.
Was für uns dann in der Folge verwunderlich war, ist
dass diese Vereinbarung, die, obwohl wir ja lange dort diskutiert haben, dann
eben von den Stadtverantwortlichen nicht eingehalten wurde und dass man sich
anfänglich versteift hat, ein 120 Meter hohes Projekt dort durchzusetzen.
Da war natürlich in der Folge - wenn wir uns die Wahl 1996 und uns auch
die Koalitionsregierung mit der ÖVP in Erinnerung rufen - auch ein
Stadtplanungsverantwortlicher der ÖVP, nämlich StR Görg, maßgeblich daran
mitbeteiligt. Und wir haben immer schon gesagt, wir müssen im innerstädtischen
Bereich darauf achten, die Höhenentwicklung nicht ausufern zu lassen und wir
sollten darauf schauen, es architektonisch so zu handhaben, wie es andere
Städte in Europa auch machen und sich selbst sozusagen begrenzt oder beschränkt
haben.
Ich darf in Erinnerung rufen, Rom hat einen solchen
Beschluss gefasst, Paris hat so einen Beschluss gefasst, München erst vor
kurzer Zeit im Rahmen einer Volksabstimmung, die dort sogar möglich geworden
ist, wo die Bürger sich gegen eine Hochhausbauentwicklung im innerstädtischen
Bereich ausgesprochen haben.
So etwas haben wir uns für Wien immer gewünscht und
fordern wir ja bis heute, dass nämlich im innerstädtischen Kern keine
Hochhausverbauung vorgenommen wird, sondern erst ab dem Gürtelbereich dann sehr
wohl Hochhausarchitektur auch möglich werden darf.
Das heißt nicht, dass die moderne Architektur im
innerstädtischen Bereich keinen Platz haben soll, aber eben die
Hochhausentwicklung nicht wie ein Fleckerlteppich in dieser Stadt vonstatten
gehen soll. Das haben wir immer gesagt, und deshalb sind wir auch im Nachhinein
stolz auf den großartigen Erfolg, denn das möchte ich schon zurechtweisen oder
richtig stellen: Alle Fraktionen, außer den Wiener Freiheitlichen, haben, was
die Höhenentwicklung betrifft, beim Bahnhof Wien-Mitte nie ein Problem gehabt,
sondern ganz im Gegenteil, sie haben in diesem Bereich der Höhenentwicklung das
Wort geredet. Wir haben gesagt, bittet tut das nicht, ihr habt angesucht um das
Weltkulturerbe-Prädikat für die Stadt Wien, das wäre eine Gefährdung. Es könnte
sein, dass wir das Prädikat nicht verliehen bekommen.
Wir haben damals mit den Bürgern gemeinsam viele
Tausende Unterschriften gesammelt, wir waren beharrlich dahinter. Ich kann mich
erinnern, dass noch ein Jahr vor der Ingangsetzung des Architektenwettbewerbs
und dieser Jury, die initiiert worden ist, wir das verlangt haben, der
zuständige StR Schicker das aber abgelehnt hat.
Ich war froh, dass man nach so langer Diskussion dann
doch auf die freiheitlichen Vorschläge eingegangen ist, sie umgesetzt hat mit
dieser Jury, die ein gutes Projekt, einen guten Kompromiss erarbeitet hat, und
mit diesem Kompromiss können auch wir heute sehr gut leben. Es sind auch die
umliegenden Gebäude in der Höhenentwicklung berücksichtigt, es wird am äußeren
Rand den Riegel geben, damit man die Höhenentwicklung von 30 bis 35 Meter
haben wird und in der Mitte, in einem Teilbereich der Mitte, wird es eben einen
höheren Turm geben als Abfederung zu dem Justizturm, der 60 bis 70 Meter
hoch sein soll.
Uns ist wichtig, dass nach diesem gut erarbeiteten
Kompromiss - wo ja jetzt auf Grund der Wirtschaftlichkeit und auf Grund
natürlich auch der Interessenslage der zukünftigen Investoren nachgebessert
wurde, weil es sich ja rechnen muss -, man hier sehr verantwortungsvoll umgeht
und auch die Jury in die weitere Entwicklung einbindet und auch
Kontrollmechanismen schafft, dass man auch wirklich bei dieser Höhenfestlegung
bleibt und nicht dann durch den § 69 im Nachhinein vielleicht dann doch
wieder so geringfügige Überschreitungen von 10, 15 oder vielleicht 20 Metern
möglich werden.
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