Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 87
Bundesrepublik ist die Diskussion zum Teil schon
weiter fortgeschritten -, die Gleichstellungspolitik muss auch den rechtlichen
Rahmen umfassen. Und ich habe auch in diversen deutschen Zeitungen gelesen,
dass zum Beispiel von gewisser Seite gefordert wird, dass auch die
Rechtspositionen unseres freiheitlichen Rechtsstaates hier in Mitteleuropa
überdacht werden und zum Beispiel in der Familienpolitik die Mehrehe anerkannt
wird. Das waren dort nicht irgendwelche unwichtige Personen, sondern führende
Recht... (GRin Nurten Yilmaz: In welcher Zeitung haben Sie das gelesen?) Ich
sage es Ihnen, ich schaue dann nach, ich sage es Ihnen, ich habe es unten
sicher liegen. Es war eine ganz sonderbare Diskussion. Ein Professor in der
Bundesrepublik Deutschland, ich nehme an am Gericht, das muss ich noch einmal
nachlesen, hat genau diese Forderung im Sinne etwa einer solchen
Gleichbehandlung von Kulturen, die sich notwendigerweise ergibt, aufgestellt. (Heiterkeit
bei der FPÖ.) Ich habe ihn zitiert.
Die Stadträtin hat weiters Folgendes gesagt: Sie
unterstützt voll eine Gleichstellungspolitik für verschiedene Lebensformen von
Zuwanderern. (GRin Nurten Yilmaz: Das hat aber die Stadträtin nicht gesagt!)
Das ist im Grunde genommen nicht die Forderung nach Anerkennung der Mehrehe,
obwohl es sie in Wien sicher gibt, bitte schön. Garantiert! Nicht rechtlich
gedeckt, aber in der Praxis ist es doch gar keine Frage, dass das oft genug
vorkommt. Aber diese Lebensformen, die hier gefordert werden, gleichzustellen,
ist etwas, was dem bisherigen Ansatz einer Integrationspolitik klar
widerspricht.
Weiters hat die Frau Stadträtin festgestellt,
Diversität, das heißt also Weiterentwicklung der Integrationspolitik und da hat
man festgestellt: Keine wolkige Leitkultur. Jetzt ist von mir aus der Name und
Begriff “Leitkultur“ zu diskutieren, auch inhaltlich, keine Frage, da kann man
streiten. Vor allem in der Bundesrepublik hat es hier heftige
Auseinandersetzungen gegeben. Aber mit dem, was hinter Leitkultur steht, nämlich
Sprache, Kultur, Rechtsordnung, auch eine Einbindung in eine durch gewisse
klare, religiöse Gegebenheiten geformte Kultur durch die Jahrhunderte ist
etwas, das etwas Wichtiges ist. Und in einer Formulierung, dass das eben keine
“wolkige Leitkultur“ sei, wird festgestellt, dass das offensichtlich hier in
Wien zumindest von der Frau Stadträtin nicht erwünscht ist.
Womit wir zum letzten Satz kommen, wo sie nochmals
feststellt, dass eben diese Diversität ein Abgehen vom problemorientierten
Ansatz bedeutet. Mit anderen Worten, wir kommen zurück zum Ausgangspunkt:
Integration ist für sie kein Problem, ist anscheinend gelöst und es ist alles
in Ordnung. Es ist kein Problem, mit dem man sich beschäftigen muss, da sich
alles nebeneinander und gleichartig entwickeln kann und soll.
Ich glaube nicht, dass man mit diesen
Parallelgesellschaften, das hat uns ja der Herr Chorherr von den GRÜNEN gesagt,
in irgendeiner Form Zukunft in dieser Stadt haben wird und ich kann mir nicht
vorstellen, dass trotz des Scheiterns in Holland in Wien eine solche Politik
fortgesetzt werden kann.
Ich will Sie nicht langweilen, aber ich möchte ganz
kurz zwei, drei Sachen aus der “Frankfurter Allgemeinen“ zitieren, wo in diesem
Zusammenhang festgestellt wird, dass Monokulturen der Zuwanderer das
Haupthindernis der Integration sind. Es wird festgestellt: „Es gibt offenbar
ein kritisches Quantum und wo es überschritten wird, fehlen zur Annahme auch
nur von Segmenten der Mehrheitskultur die Anreize.“ Und dann kommen diverse
Beispiele aus Frankreich und so weiter, auf die ich gar nicht eingehen muss.
Interessant und in keiner österreichischen Zeitung, die ich gelesen habe -
vielleicht habe ich das nur flüchtig getan -, wird davon berichtet, aber die
“Frankfurter Allgemeine“ vom 20. November schreibt: „Die EU einigt sich
auf Grundsätze. Einwanderer brauchen Grundkenntnisse in Sprache und Geschichte,
notfalls auch mit Zwangsmaßnahmen. Die Innen- und Justizminister der EU haben
sich auf gemeinsame Standards geeinigt: Grundkenntnisse von Sprache, Geschichte
und der Institutionen des Gastlandes. Kulturelle und religiöse Vielfalt sind
zwar wünschenswert, das legitimiert aber keinen Verstoß gegen die Grundrechte
wie Gleichstellung von Mann und Frau und andere Beispiele. Diese Rechte müssten
gegebenenfalls mit Zwangsmaßnahmen durchgesetzt werden.“ Das heißt, das ist
nicht der Innenminister aus Deutschland, der den Rechten angehört, sondern
schlicht und einfach eine Entschließung der Europäischen Union.
Und noch ganz kurz was die Linken in der Bundesrepublik
so von sich gegeben haben und zwar schreiben sie, dass das Grundgesetz eine
klare Orientierung gäbe. Das heißt mit anderen Worten, die Rechtsordnung ist
verbindlich, es kann keine Parallelentwicklungen gegeben und keine kulturelle
oder religiöse Maxime kann dies außer Kraft setzen.
Ich komme schon zum Schluss. Wie wir feststellen,
setzt Schily die obligatorischen Sprachtests für Ausländerkinder ein und
interessanterweise auch die GRÜNEN, die sagen, dass die Sprachbeherrschung als
Kern der Integration von Minderheiten von Bedeutung ist.
Meine Damen und Herren von der Mehrheitsfraktion,
bitte beachten Sie das. Wir wissen nicht, ob Wien besser gestellt ist, ob das
eine Entwicklung ist, die nur dadurch entsteht, dass wir weiter hinten sind
oder aber dass wir wieder besser gestellt sind. Erhalten wir uns das!
Überdenken Sie Ihre Integrationspolitik, dass das, was wir haben, im Sinne
eines guten Zusammenlebens erhalten bleibt. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Herr GR Barnet hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Günther Barnet
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Ich habe mich zu diesem Bericht
kurz zum Wort gemeldet, weil die Debatte, so wie sie heute aus Sicht der SPÖ
läuft oder wie Sie, die SPÖ, damit umgehen wollen, für uns absolut inakzeptabel
ist. Sie glauben, so ein wichtiges Dokument wie der Strategieplan, der
weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Stadt haben wird,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular