Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 87
zu, meine Damen und Herren. Es steht die Zahl drinnen, und diese Zahl zieht sich wie ein beliebig farbiger Faden, in dem Fall ein roter Faden, durch das ganze Vertragswerk. Es ist immer von 27 000 Quadratmetern die Rede. Kenesei hat das schon richtig dargestellt. Würde ich der Rechnung von Schicker folgen, dann käme ich auf eine Negativfläche für die Parkplätze von 6 000 Quadratmetern. Auch das haben wir uns nicht aus den Fingern gesaugt, sondern auch das steht da drinnen in der Vorlage an den Gemeinderat, meine Damen und Herren. Alles nachzulesen. 25 Quadratmeter, stellt die Wien Holding fest, gelten pro Stellplatz. 1 326 Pflichtstellplätze sind es. Multipliziere ich das, komme ich auf 33 125 Quadratmeter, also gäbe es gar keine Einkaufsflächen mehr.
Jetzt gibt es nur zwei zulässige
Interpretationsmöglichkeiten. Die Interpretationsmöglichkeit eins: Der Herr StR
Schicker hat am Montag versucht, uns einen Wienerwald-Bären aufzubinden, und
zwar einen ganz, ganz großen. Stimmt! Er hat wissentlich versucht, es falsch
darzustellen. – Das ist Interpretationsmöglichkeit eins.
Interpretationsmöglichkeit zwei ist: Er weiß es
wirklich nicht besser, was aber ein Armutszeugnis wäre für den amtsführenden
Stadtrat, wenn er nicht fähig ist, diese Vorlage und diesen Vertrag korrekt zu
lesen.
Herr StR Schicker! Ich sage es jetzt sozusagen in
aller Härte, die einer Oppositionspartei zusteht: Kommen Sie raus, stellen Sie
das richtig! Sie rütteln jetzt wirklich am Misstrauensantragsbaum. Das gibt es
doch nicht, dass man uns hier als Idioten darstellt und nicht bereit ist, uns
zu sagen, wo das angeblich drinnen steht. (GR Mag Andreas Schieder: Das kann
ich Ihnen schon sagen!) Da bin ich neugierig. Das können auch Sie sagen,
Herr Kollege Schieder. Wenn Sie so süffisant lächeln, dann sagen Sie uns in
derselben Süffisanz, wo das drinnen steht und ob der Herr StR Schicker Recht
hat oder vielleicht die dummen Oppositionspolitiker.
Dieser Umgang mit der Opposition und diese
Unfähigkeit sind jedenfalls ein Grund mehr, dass wir diesem Strategieplan
keinesfalls zustimmen werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Schieder gemeldet. Ich
erteile ihm das Wort.
GR Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und
Herren!
Ich würde gerne den Kollegen Neuhuber tatsächlich
berichtigen, weil es schon auch geht, dass man absichtlich alles falsch
verstehen kann, wenn man will, beziehungsweise auch nicht kann, aber es halt
tut, wenn man gerade glaubt, es ist richtig. Ich finde, das gehört jedenfalls
tatsächlich berichtigt.
Daher möchte ich hier auch quasi den Tatsachen
insofern zum Durchbruch verhelfen, indem ich nochmals wiederhole, was ich zum
Ausdruck bringen wollte, nämlich die echte Diskussion, die es rund um den
Strategieplan gab. Darin steckt eigentlich auch ein Anerkenntnis Ihrer
Diskussionsfähigkeit, das Sie anscheinend bewusst überhören wollten. Ich habe es
aber natürlich auch bewusst in den Widerspruch gestellt zu Ihrer künstlichen,
hysterischen Aufregung, die Sie damals, als der erste Entwurf vorgelegt worden
ist, an den Tag gelegt haben. Ich war sehr froh, dass wir es dann wenigstens in
den Monaten nachher geschafft haben zu diskutieren.
Was Sie da hineingeheimnissen, beurteile ich auch
nach dem, was Sie am Schluss gesagt haben mit dem Misstrauensantragsbaum.
Anscheinend haben Sie in der rhetorischen Kiste des starken Mannes geschlafen.
Ob das jetzt intern Ihre Karten verbessert oder nicht, kann ich nicht
beurteilen, aber gegen eines verwahre ich mich: Dass Sie mich hier bewusst
falsch interpretieren. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei ÖVP und
FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr StR DDr Schock. Ich erteile es ihm.
StR DDr Eduard Schock: Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Herr Kollege Schieder, wir nehmen das Kompliment
durchaus entgegen, dass wir an diesem Strategieplan mitgearbeitet haben, und es
haben alle Fraktionen ihre Konzepte abgeliefert, ihre Stellungnahmen
schriftlich zur Verfügung gestellt. Vor allem die freiheitliche Fraktion hat
auch ganz konkrete Vorschläge gemacht, etwa in der Technologiepolitik, Vorschläge,
wie neue Strategien wirklich ausschauen könnten. Wir haben versucht, Neues
einzubringen, aber es ist uns das nicht gelungen. Es sind genau diese unsere
Vorschläge, aber auch viele andere Vorschläge der Oppositionsparteien eben
nicht eingeflossen in diesen Plan. Es haben daher eigentlich alle
Oppositionspolitiker heute von diesem Pult aus festgestellt, dass dieses Papier
den Namen "Strategieplan" nicht verdient. Es verdient den Namen
"Strategieplan" nicht, weil eben ein politischer Gestaltungswille
fehlt, weil neue Instrumente fehlen. Auch in der Wirtschaftspolitik, in der
Technologiepolitik ist es eigentlich nur eine Zusammenfassung, ein Sammelsurium
von alten Hüten.
Meine Damen und Herren! Es ist ja – und ich glaube,
auch daran sollten wir uns erinnern – 10°Jahre nach dem Amtsantritt unseres
Bürgermeisters, und dieser Bürgermeister ist angetreten mit dem Versprechen der
Vollbeschäftigung. Er hat nicht nur Arbeitsplatzsicherung versprochen, er hat
bei seinem Amtsantritt sogar Vollbeschäftigung in Wien versprochen, doch wir
alle wissen, dass dieses Versprechen des Bürgermeisters ja überhaupt nicht
eingelöst wurde, und ich glaube und bin überzeugt davon, er selbst weiß das am
Besten. Er weiß selbst am Besten, dass Wien in seiner Amtsperiode sogar zum
Schlusslicht bei den Arbeitsplätzen am Arbeitsmarkt geworden ist.
Meine Damen und Herren! Herr
Berichterstatter! Es hätte daher die Industriepolitik, die Wirtschaftspolitik,
die Arbeitsmarktpolitik eigentlich der Schwerpunkt, der Kern dieses Planes sein
müssen. Aber bei der Durchsicht muss man feststellen, dass neue Strategien für
unsere Klein- und Mittelbetriebe, aber auch in der Industriepolitik, in der
Technologiepolitik fehlen. Vor allem das Thema Klein- und Mittelbetriebe, meine
Damen und Herren – und das ist heute auch schon festgestellt worden –, ist in
diesem Plan ganz sträflich vernachlässigt. Es sind hier
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