Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 60 von 88
in unserem ... (GRin Barbara Schöffnagel: Das ist die Theorie, aber die Praxis schaut
ganz anders aus! Sie leben in der Phantasie!) Die Praxis sieht dann anders
aus, wenn man sie anders haben möchte. Nur, man muss es leben, ganz einfach
leben. (Beifall bei der SPÖ. – GRin Barbara Schöffnagel: Aber ich erlebe das
ja auch!)
In diesem Sinne wurde im heurigen Jahr auch die
MA 17, die Abteilung für Integrations- und Diversitätsangelegenheiten, ins
Leben gerufen. Diversität bedeutet Vielfalt und Verschiedenheit, und gerade in
Wien haben beide eine lange Tradition. Aus dem Schmelztiegel Wien, wie es
vorher einmal geheißen hat, wurde eine internationale Metropole, in der
Menschen aus der ganzen Welt zusammenleben, zusammenarbeiten und auch
miteinander feiern.
Wir wollen daher auch weiterhin in unserer Stadt ein
Klima des Miteinanders ohne Hass und Ausgrenzung, aber mit Gleichbehandlung und
gleichen Chancen, gegen Diskriminierung. Und während der Bundesregierung zum
Thema Integration schon lange nichts mehr einfällt, nur mehr Schikanen –
Stichwort verpflichtende Deutschkurse ohne Kursangebot – und nur mehr Willkür
das Bild bestimmen, hat sich die Stadt Wien ganz bewusst dazu entschlossen,
Integrationspolitik in den Mittelpunkt der Stadtverwaltung zu holen, denn
unsere ZuwanderInnen sind ein integraler Bestandteil der Wiener Bevölkerung.
Die Stadt orientiert sich an den Bedürfnissen all ihrer Bewohner und
Bewohnerinnen, egal, woher jemand kommt, und durch die MA 17 ist ein
niederschwelliges Angebot für alle gesichert.
Die MA 17 hat auch viele Initiativen des
Integrationsfonds zu übernehmen und auch auszubauen, und die zentrale Aufgabe
liegt in der Förderung des Zusammenlebens der Menschen unterschiedlicher
Herkunft und auch in der Konfliktschlichtung. Sie ist Ansprechpartnerin und
Subventionsgeberin für Vereine, die sich mit dem Thema Integration befassen.
Sie unterstützt aber auch die anderen Magistratsabteilungen – was ja hier und
heute auch schon gefordert wurde –, damit diese ihr Service für alle
Wienerinnen und Wiener, wo auch immer sie geboren wurden, optimal erbringen
können.
Von zentraler Bedeutung für die Arbeit der MA 17
ist daher die enge Zusammenarbeit auch mit dem Bürgerdienst der Stadt Wien. In
gemeinsamen Zentren, wie zum Beispiel auch in unserem Bezirk in dem
Stadtteilzentrum 20, wie es genannt wurde, sind die Menschen mit ihren Sorgen,
Problemen und Wünschen gut aufgehoben. Ich denke, dass das eine ganz tolle
Zusammenarbeit auch in Zukunft werden wird und dann beispielgebend für ganz
Wien sein kann.
Ein wesentliches Aufgabenfeld für die MA 17 wird
natürlich auch weiterhin die Sprachoffensive der Stadt Wien sein, also dafür zu
sorgen, dass genügend Deutschkurse für ZuwanderInnen angeboten werden. Wien
bekennt sich auch weiterhin zur geregelten Zuwanderung, und unsere Stadträtin
hat ja schon verlangt, dass wir auf Bundesebene eine Kommission nach dem
Vorbild der deutschen Süssmuth-Kommission einführen, denn wir brauchen einen
strukturierten Dialog zwischen Wissenschaft, den SozialpartnerInnen sowie Bund,
Ländern und Gemeinden, der sich mit dem Thema Emigration befasst und der dann ordentliche,
korrekte Lösungen anbieten kann.
Denn Schwarz-Blau hat über die Hintertür die
Möglichkeit geschaffen, mit Hilfe des Kontingents für saisonale Arbeitskräfte
jederzeit beliebig viele Menschen ins Land zu holen. Da für SaisonarbeiterInnen
aber keinerlei Absicherung und Integration vorgesehen ist, unterstützt die
Bundesregierung damit Lohndumping und die Abschaffung gesicherter
Arbeitsverhältnisse. Von dieser Form der Zuwanderungspolitik distanzieren wir
uns deutlich, und wir fordern im Interesse der österreichischen
ArbeitnehmerInnen eine kontrollierte Zuwanderung, die auch wirtschaftlich nötig
ist. Besonders offensichtlich ist ja dieser Bedarf an Arbeitskräften im
Pflegebereich. Wir brauchen hier eine Sonderregelung für Pflegepersonal, denn
jene Arbeitskräfte, die wir unbedingt brauchen, verdienen für die so genannte
Schlüsselkräfteregelung, die eine Einkommensgrenze von 2 070 EUR
brutto, zuzüglich Sonderzahlungen, vorsieht, also in Wirklichkeit für Manager
und Sportprofis geeignet ist, zu wenig und können daher nicht ins Land. Wir
brauchen sie aber. Schon jetzt sind mehr als 65 Prozent des
Pflegepersonals nicht in Österreich geboren, und jeder weiß, dass wir in Wien
Pflegepersonal dringend brauchen. Darauf hat auch schon unsere StRin Mag Renate
Brauner hingewiesen.
Ja, auch hier unterscheiden wir uns wirklich ganz
positiv von der Bundesregierung, denn ZuwanderInnen gehören bereits zum
Personal der Stadt Wien und sind mit ihren diversen Fähigkeiten vor allem im
sprachlichen Bereich fixer Bestandteil unserer Unternehmenskultur.
Abschließend betone ich auch an dieser Stelle noch
einmal, dass wir weiterhin unser erklärtes Ziel haben, in Wien lebenden
ZuwanderInnen ein aktives und passives Wahlrecht auf der Bezirksebene zu
ermöglichen. Wir respektieren die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes,
werden aber trotzdem auf politischer Ebene natürlich weiter dafür eintreten.
In diesem Sinne werden wir uns mit dem Thema
Integration und Diversität auch 2005 vernünftig und geplant beschäftigen und
die Budgetmittel effizient einsetzen.
Zum Schluss möchte ich noch ein Dankeschön an alle
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Geschäftsgruppe sagen, und ich danke auch
Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR
Harwanegg gemeldet.
GR Volkmar Harwanegg (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau
Vorsitzende! Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates!
Zum heutigen Budgetvoranschlag
unseres Ressorts Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz
und Personal hat ja gerade meine Kollegin Strobel auch einen Teilaspekt
angeschnitten. Ich möchte
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