Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 88
GRin Dr Monika Vana
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Von der Kultur- und Wissenschaftsdebatte, die zum
Schluss noch ein bisschen emotional geworden ist, zu einem anderen
demokratiepolitisch eminent wichtigen Thema in dieser Stadt: zur Frauenpolitik.
Sie wissen, die GRÜNEN stellen traditionell bei der Geschäftsgruppe Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz
und Personal die Frauenpolitik in den Fokus ihrer Ausführungen, weil es
uns ein wichtiges Anliegen ist und die Frauenpolitik sonst bei den meisten
anderen Geschäftsgruppen doch eher ein stiefmütterliches/stiefväterliches
Dasein führt.
StRin Brauner ist ja zu Beginn der Legislaturperiode,
als sie noch Frauenstadträtin war, angetreten mit dem Anspruch, Wien zur
frauenfreundlichsten Stadt Europas zu machen. Auch StRin Wehsely hat in ihrer
Antrittsrede den frauenpolitischen Bereich zitiert mit den Worten: Wenn man nur
einen Millimeter abweicht, zurücktritt oder weggeht von dem Druck hinter den
frauenpolitischen Forderungen, dann ist das schon ein Rückschritt.
Ich schließe mich dieser Diagnose an. Wenn ich mir
aber das Budget, das für 2005 vorgelegt wird, im Hinblick auf die
Frauenförderung anschaue, so muss ich sagen: ja, es ist zwar kein Rückschritt,
aber es ist leider auch kein Fortschritt. Dieses Budget lässt frauenpolitisch
den großen Wurf vermissen, die frauenfreundlichste Stadt werden wir mit diesem
Budget auch nicht gerade erreichen. Es ist nicht mutig, und es ist eben leider
wenig ambitioniert. Warum?
Frau Kollegin LUDWIG hat es gestern in der
Generaldebatte schon angeschnitten: 7,3 Millionen EUR beträgt das
Budget der MA 57, der zuständigen Magistratsabteilung für Frauenförderung
und Koordinierung von Frauenangelegenheiten. 7,3 Millionen EUR, das
sind ganze 0,8 Promille des Gesamtbudgets - ja, nicht gerade viel, wenn
wir immer davon reden, dass ein Budget eine Lenkungs- und Verteilungsfunktion
haben soll. Wenn ich mir hier die Verteilung des Wiener Budgets anschaue, dann
sehe ich schon, wohin es geht beziehungsweise nicht geht: nicht zur
Frauenförderung, aber dafür in wesentlich höherem Ausmaß in ganz andere
Bereiche, von denen Frauen weniger profitieren.
Ein Beispiel hat gestern schon mein Kollege Maresch
genannt, ein Bezirksprojekt von uns, Gender Mainstreaming im Bezirk, wobei wir
uns genau anschauen, wie die Mittelverteilung der diversen Maßnahmen auf Frauen
und Männer ist. Wenn ich mir anschaue, dass zum Beispiel allein der Kredit für
die Garage Auhof, glaube ich, 5,1 Millionen EUR beträgt, dass die
Stadt Wien für BürgerInnenbeteiligung insgesamt nur 1,4 Millionen EUR
ausgibt und dass für direkte Frauenförderung insgesamt auch nicht mehr als
3,3 Millionen EUR für das Gesamtjahr bleiben, dann sind hier die
Prioritäten falsch gesetzt.
Du schüttelst den Kopf, Martina, Kollegin LUDWIG. Du
weißt, von den 7,3 Millionen EUR, die für Frauenförderung zur Verfügung
stehen, sind allein 4 Millionen EUR zweckgebunden für die vier
Frauenhäuser. Das finden wir auch gut so, dass die Frauenhäuser ausreichend
dotiert sind; wobei es sicher spannend wäre, auch über ein fünftes Frauenhaus
nachzudenken, aber so sind die Frauenhäuser mit 4 Millionen EUR gut
dotiert. Doch da bleibt mit 3,3 Millionen EUR für den großen Wurf in
der Frauenpolitik nicht mehr viel übrig. (GRin Martina LUDWIG: Allein bei
... 20 Millionen!)
Schauen wir uns an, was alles die MA 57 mit diesem
Geld betreuen muss, was alles die Aufgaben der MA 57 sind. Das sind die
Subventionierung, Absicherung und Förderung der frauenpolitischen Einrichtungen
in dieser Stadt - derzeit werden 29 Einrichtungen von Seiten der
MA 57 gefördert -, das ist Grundlagenarbeit, das sind Modell- und
Pilotprojekte wie zum Beispiel der Wiener Töchtertag, das sind sämtliche
Beratungseinrichtungen, vom Mädchentelefon, das eingerichtet wurde, über den
24-Stunden-Frauennotruf bis hin zum Frauentelefon, all diese Einrichtungen
müssen aus dem sehr geringen Budget der MA 57 bezahlt werden.
Wir kritisieren das jedes Jahr. Sie schütteln dann
den Kopf und sagen uns: Ja, es stimmt zwar, das Budget der MA 57 ist nicht
gerade berauschend, aber Frauenförderung und auch die Subventionierung von
Frauenprojekten wären ja gar nicht ausschließlich Aufgabe der MA 57,
sondern seien selbstverständlich Aufgabe aller Ressorts, Dienststellen und
Magistratsabteilungen. Sie schreiben das auch sehr schön in dem jüngst
erschienenen Bericht der MA 57 über ihre Aktivitäten, worin Sie Folgendes
schreiben: "Die Umsetzung von Frauenförderung und Gleichstellungspolitik
kann und soll nicht allein durch die Frauenabteilung erfolgen. Vielmehr ist
dies Aufgabe des gesamten Magistrats, aller Ressorts und aller
Dienststellen."
Ja, das stimmt. Wir sagen das auch schon seit Jahren,
wir fordern das seit Jahren, wir stellen auch bereits seit Jahren immer wieder
Anträge - oder zumindest seit ich in diesem Haus bin -, in allen Ressorts auch
frauenspezifisches Budget vorzusehen, nicht nur für die Unterstützung von
frauenspezifischen Projekten, sondern auch für die Umsetzung von Gender
Mainstreaming, zu dem Sie sich ja verpflichtet haben, auch aufgrund eines
früheren Antrags aus dem Jahr 2001, Gender Mainstreaming in allen Bereichen der
Wiener Politik, in allen Ressorts und auch in allen Wiener Bezirken umzusetzen.
Allein es gibt dafür kein Budget in den einzelnen Ressorts und Dienststellen!
Es gibt bis jetzt auch keine Steuerungsgruppen für Gender Mainstreaming und für
Frauenförderung in den einzelnen Dienstellen. Wir haben auch diesbezüglich
letztes Jahr Anträge gestellt, die leider abgelehnt wurden.
Sie sagen immer, das Budget der
MA 57 ist deshalb so niedrig, weil doch alle anderen Dienststellen und
Ressorts hier ohnehin fördern würden, auch wenn sie kein verpflichtendes Budget
hätten. Wir haben uns das angeschaut und haben im letzten Jahr eine
Anfragenserie an alle Dienstellen und Ressorts gestellt. Da schaut die Bilanz
leider traurig aus. Ich denke, Sie, Frau Stadträtin, du, Frau Stadträtin - es
ist ein bisschen schwer: ich bin mit ihr per du, werde aber natürlich in der
öffentlichen
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