Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 88
einfach sinken bei dem Ganzen.
Und trotz der medial so groß angekündigten
Altlastensanierung, die ja übrigens durch die Bundesregierung so gut wie
durchfinanziert ist, kürzen Sie im Voranschlag diese Ausgaben hiefür. Auch hier
wieder: Sehr, sehr dringend notwendig.
Und es findet sich wieder kein ausreichender
Budgetansatz für die Gewässerrenaturierung Wiens, die auch ganz wichtig wäre.
Und es gibt nach wie vor überhaupt keine Zweckbindung
der Einnahmen aus der Hundesteuer, die wir so dringend fordern und die auch
notwendig wäre.
Es wäre auch wichtig, die Einnahmen der MA 30
und der MA 31 bei diesen Magistratsabteilungen zu belassen, damit sie
diese Überschüsse, die sie erwirtschaften, im Dienste des Umweltschutzes
einsetzen können. (Beifall bei der ÖVP.)
Und es fehlt uns auch schon lang ein wichtiger
Budgetansatz, nämlich jener, mit dem die neue MA 48-Zentrale in Hirschstetten
endlich gebaut werden soll, für die seit Beginn dieser Periode ja ein sehr
teures, von uns sehr kritisiertes Grundstück vorhanden wäre.
Diese Liste könnte ich noch lange fortsetzen, aber
meine zehn Minuten sind bald um, und aus Zeitökonomie habe ich mich eigentlich
nur auf das Allerwesentlichste beschränkt.
Jedes Budget, meine Damen und Herren, sollte unserer
Meinung nach auch ein Umweltinvestitionsplan sein, der die Weichen für die
Sanierung der Wiener Umwelt stellt und dafür sorgt, dass genügend Geld
vorhanden ist für die damit verbundenen notwendigen Investitionen. Aber bei
diesem Budget hat man das Gefühl, da werden lediglich Zahlenwerte
fortgeschrieben, die nicht auf prioritäre Anliegen der Umwelt eingehen. Und das
spiegelt nun einmal die gesamte Situation des Umweltressorts wider, und ich
kann sie nur wieder und einmal mehr mit den Worten wie Tatenlosigkeit,
Konzeptlosigkeit und leider Gottes auch Wirkungslosigkeit umschreiben.
Eigentlich könnten wir ja als Opposition froh sein,
ein jahrelang ständig politisch angreifbares Umweltressort vorzufinden. Wäre
man böswillig, könnte man sagen: Angesichts der Schwächen dieses Ressorts macht
ja die Oppositionspolitik so richtig Spaß. Aber eines kann ich Ihnen sagen: Das
ist nicht unsere Politik. (Beifall bei der ÖVP.)
In unserer politischen Auseinandersetzung mit der
Umweltpolitik dieses Hauses geht es uns sicher darum, mit unserer Kritik
Vorschläge und Akzente einzubringen, damit Wien wirklich einmal den Anspruch erheben
kann, Umweltmusterstadt zu sein. Denn das wäre die Garantie dafür, dass die
Menschen gerne in dieser Stadt bleiben und die Sehnsucht nach gesunder Luft,
weniger Lärm und mehr Grün nicht noch weitere Bürger aus dieser Stadt
vertreibt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächste Rednerin ist Frau GRin
Reinberger gemeldet. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Brigitte Reinberger (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine
Damen und Herren!
Eine neue Stadträtin, ein neuer Zeitpunkt für die
Umweltdebatte, dass wir einmal bei hellem Tageslicht hier sprechen können, ist
ganz was Besonderes, was Seltenes, und ein Dank an jene, die dafür
verantwortlich sind. Es mag sein, dass es die hartnäckige Kritik der Opposition
in den letzten Jahren war, sei es auch vielleicht, weil es heute viele positive
Sachen gibt, die uns die Umweltstadträtin für 2005 erzählen kann. Im Budget
findet man allerdings wenig Deckung dafür.
Wie auch immer: In den letzten Wochen war die Wiener
Politik geprägt, ich möchte sogar sagen überlagert von den
10-Jahres-Feierlichkeiten für Bgm Häupl, der ja auch ab 1988 Umweltstadtrat
dieser Stadt war und dadurch, möchte man meinen, einiges mitbestimmt hat.
Manche Medien, insbesondere der ORF in Wien,
bejubelten die vermeintlichen Leistungen des Bgm Häupl: Wien ist so grün, Wien
ist so sauber, Wien hat so gutes Trinkwasser, Wien hat so gute Luft und so
weiter und so fort. Und wenn man es dann näher betrachtet: Sind diese
Ereignisse oder diese Fakten tatsächlich Leistungen und Ergebnisse
sozialistischer Arbeit unter Bgm oder StR Häupl in dieser Stadt? Na sicher
nicht.
Wien ist so grün, das stimmt schon. Wien hat sehr
viel Grünflächen, das ist historisch so gewachsen. Wir haben den Wienerwald,
wir haben den Lainzer Tiergarten, wir haben die Lobau und für eine Großstadt
auch sehr viel landwirtschaftliche Betriebe, immerhin 17 Prozent des
Stadtgebietes.
Aber wie sehen da die Leistungen der SPÖ aus? Es gibt
in der Zeit unter Bgm Häupl wenig Bemerkenswertes. Das einzige, was
hervorzuheben ist, ist der Nationalpark Donauauen.
Was es nicht gab in dieser Zeit, war zum Beispiel,
wie von uns Freiheitlichen beantragt, ein Nationalpark Lainzer Tiergarten oder
dass ein Biosphärenpark geschaffen wird, ein Biosphärenpark Wienerwald, in dem
die Kernzone die Form eines Nationalparkes genießen wird.
Was es auch nicht gab, ist ein echtes Bekenntnis zur
Landwirtschaft in Wien. Kürzlich wurde im Umweltausschuss der Agro-STEP, also
der agrarstrukturelle Entwicklungsplan, beschlossen. Darin werden die
landwirtschaftlichen Flächen nach Vorrangflächen oder nach nicht bevorrangten
ausgewiesen. Tatsache ist, dass ungefähr ein Drittel der bisher
landwirtschaftlich genutzten Flächen in diesem Plan ganz dargestellt wird
beziehungsweise ein kleiner Teil von diesem Drittel auch nicht mehr als
bevorrangt ausgewiesen wird. Das unterstützt unserer Meinung nach die
Bodenspekulation, und es schadet damit der Wiener Umwelt.
Jetzt können Sie richtigerweise anführen, die
Betriebsführer haben es ja schwer in Wien und viele Betriebsführer wissen auch
nicht, wenn sie sich zur Ruhe setzen, ob es einen Betriebsnachfolger geben
wird. Aber die Strategie der SPÖ ist offensichtlich: Warum soll man dann die
landwirtschaftliche Nutzung planungsmäßig oder in den Plänen und widmungsmäßig
verfestigen?
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