Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 123
GRin Henriette FRANK (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Unter dem Titel
"Wohnbauförderung sichert leistbares Wohnen und Jobs" - ich sage,
danke, Bundesregierung - steht in einem Artikel des "Wiener
Bezirksblattes", dass die im Zuge des Finanzausgleichs vom Bund lukrierten
Wohnbauförderungsmittel zur Gänze in den Neubau, die Sanierung und die
Modernisierung des Wohnbaus fließen. Also in den Neubau. Und wie, Herr
Stadtrat, erklären Sie sich dann, dass im Wirtschaftsplan 2005 für Wiener
Wohnen bei diesen Neubauvorhaben null Euro ausgewiesen sind? Und null Euro, das
bedeutet einen absoluten Stillstand im Neubau. Das bedeutet, keine
Arbeitsplätze im Bauwesen. Abgesehen jetzt von den Sanierungen.
Völlig unverständlich auch
deshalb, weil Sie im "Wohnmagazin für Wien, die Stadt" Folgendes
schreiben, und ich zitiere passagenweise:
„Die Wiener leben immer
länger, die Bundeshauptstadt wächst wieder, alte Wohnungen gehen verloren. Wien
braucht mehr Wohnungen."
Oder es heißt hier, und ich
zitiere wieder: „Bis 2020 wird die Wiener Bevölkerung von 1 550 000
auf 1 650 000 Menschen wachsen. Das klingt noch fern, aber von der
Planung bis zum Bauabschluss eines Gebäudes dauert es rund 6°Jahre. In den
kommenden 10°Jahren müssen deshalb 55 000 geförderte Wohnungen errichtet
werden, um der steigenden Nachfrage zu begegnen." Zitat-Ende.
Es stimmt, dass ich schon
einmal darauf hingewiesen habe, dass es gar nicht möglich ist, in den nächsten
10°Jahren diese 55 000 Wohnungen zu errichten, wenn schon 6°Jahre
Vorlaufzeit sind. Wenn, was wir ja bisher noch nicht erfahren durften,
sicherlich auch noch durch die Ost-Umfahrung zusätzlicher Bedarf auf uns
zukommen wird. Aber diese Studie scheint ja noch unter Verschluss zu sein. Wir
haben sie noch nicht. Und warum eigentlich nicht?
Wie wollen Sie den
Wohnungsbedarf decken, wenn parallel dazu Wohnungen durch Sanierungen, auf
Grund von Zusammenlegungen und so weiter verloren gehen? Ehrlich gestanden: Ich
kann diese Rechnung nicht nachvollziehen.
Eines steht jedenfalls fest:
Am Bund kann es ja nicht liegen, da der Herr Bürgermeister den Finanzausgleich
unterschrieben hat, zufrieden ist, und die Wohnbauförderung, die Voraussetzung
für diese Spekulation war, ist gesichert. Jetzt sind Sie am Zug, Herr Stadtrat.
(GR Günther Barnet: Jawohl!)
Aber die Errichtung der
Wohnungen allein genügt nicht. Wir Freiheitliche fordern auch immer wieder, das
Wohnen muss leistbar sein. Und ist es das in Wien wirklich? Die Mahnungen und
damit verbunden die Delogierungen sind im Steigen. Es sind aber nicht nur die
horrenden Betriebskosten, die zudem jährlich erhöht werden, allein die
Ausführung der Bauten verursacht hohe Kosten. Und sozialer Wohnbau in Wien ist
teilweise gleichzusetzen mit Komfort der Luxusklasse. Schwimmbad am Dach,
Sauna, Fitnessraum. Schön für die Mieter. Aber können sie sich das leisten?
Wenn Sie, Herr Stadtrat,
dann von geringeren Kosten bei der Errichtung sprechen und die Mieter davon
profitieren, dann kann ich in Bezug auf das soeben Gesagte wirklich nicht
folgen. Denken Sie doch allein an die Erhöhung der Gebühren, die ins Unendliche
wächst. Etwa bei Wasser 24 Prozent, und das mit einem Schwimmbad am Dach.
Die Mieter müssen es bezahlen. Kanal: 38 Prozent. Auch da kann ich noch
einmal das Schwimmbad zitieren. Strom: 8 Prozent. Die Sauna tut ihr
Übriges. Müll: 26 Prozent, Gas: 11 Prozent und so fort. Meine
Kollegen haben ja das heute schon ausreichend erörtert.
In purer Verleugnung der
Tatsache sagt dann noch Herr Dr Stürzenbecher in einer APA-Aussendung, dass die
Inflationserhöhung im Oktober von 2,6 Prozent nichts mit den
Betriebskosten zu tun hätte, denn Energiepreisanpassungen seien erst seit
November erfolgt. Schön, wenn es so wäre, denn Tatsache ist, dass seit 1993 die
Betriebskosten laufend erhöht werden, und das, glaube ich, kann auch der Herr
Dr Stürzenbecher nicht negieren.
Ich habe mir die Mühe
gemacht, eine durchschnittliche Betriebskostenabrechnung zwischen 1993 und 2003
gegenüberzustellen, und musste mit all den Erhöhungen, die ich schon vorher
zitiert habe, eine durchschnittliche Erhöhung pro Wohnung bis zu 980 EUR
feststellen.
Und wenn heute der Herr GR
Kurt Wagner der SPÖ gemeint hat, es ist nicht lustig, wenn Abschläge von den Pensionen
gemacht werden: Glauben Sie, es ist lustig, wenn die Pensionen durch Ihre
laufenden Erhöhungen der Betriebskosten gekürzt werden? Ich glaube nicht. (Beifall bei der FPÖ.)
Aber selbst wenn sich die
Leute wirklich bemühen, Energie zu sparen, hilft das immer noch sehr wenig,
wenn zwei Drittel an Steuern und Abgaben ins Netz fließen und lediglich ein
Drittel der Kosten vom Verursacher selbst dann bezahlt wird. Das heißt, er ist
ja nur für ein Drittel wirklich verantwortlich, und den Rest muss er an Gebühren
zusätzlich bezahlen.
Es ist dann auch kein
Wunder, wenn Wien mit dieser Politik an der Spitze der Lebenshaltungskosten in
den Bundesländern liegt. Aber irgendwo muss ja auch Wien Spitzenreiter sein,
und das nicht nur bei den Arbeitslosen.
Das Besondere an dieser
Erhöhung der Betriebskosten liegt aber auch darin, dass, Herr Stadtrat, und das
kann ich Ihnen nicht ersparen, viele Menschen sowieso für mehr Quadratmeter
bezahlen müssen, als sie dann tatsächlich bewohnen. Und Sie wissen, dass immer
noch 180 000 Wohnungen nicht vermessen wurden und daher die Abrechnung mit
den hohen Betriebskosten für zu viel Quadratmeter zusätzlich zu Lasten der
Mieter geht.
Und unverständlich ist auch,
dass trotz der wirklich gut vorangetriebenen Sanierungsmaßnahmen im
Energiesparsektor, zum Beispiel thermisch, keine Senkung der Betriebskosten
eintritt, weil Sie durch Einführung ständig neuer und höherer Gebühren und
Abgaben die sozial schwachen Familien noch mehr zur Kasse bitten.
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