Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 123
den Voranschlag anschaut, dann ist das Vernebelungstaktik. Das ist ja heute schon von meiner Kollegin Dr Rothauer sehr eingehend gesagt worden. Wenn man es aufgeschlüsselt anschaut, nach den Ordensspitälern, kommt man auf 10 Millionen EUR. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 waren es 22,8 Millionen EUR. Und allein für das Hanusch-Krankenhaus gibt es 24 Millionen EUR. Wenn man dann im Finanzressort schaut, scheinen wieder andere Ziffern auf. Völlig undurchschaubar. Verschleierungstaktik.
Mit einem
Wort, Frau StRin Brauner: Eine Gesundheits- und Sozialbaustelle an allen Ecken
und Enden!
Wir werden
daher heute einen Antrag einbringen, ich suche ihn gerade, ich bringe nämlich
mehrere ein, aber für die Ordensspitäler:
„Der Herr
amtsführende Stadtrat für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
wird ersucht, die Finanzierungsvereinbarung zwischen der Stadt Wien und den
Ordenskrankenhäusern bis zum 31. Dezember 2004 abzuschließen und mit einer
Laufzeit von vier Jahren."
Weil das ist
auch etwas. Es ist ja unglaublich, dass man hier Abschlüsse tätigt für ein
Jahr, wo man dann immer wieder als Bittsteller kommen muss.
In formeller
Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich fasse
zusammen: In der Gesundheits- und Sozialpolitik fehlt die Zukunft. Es gibt
keinen Gesundheitsplan mit 10-jähriger Perspektive, keinen Geriatrieplan,
keinen aktuellen Krankenanstaltenplan.
Und mit dem
Gesundheitsplan, Frau Stadträtin, haben sich schon Politikergenerationen
beschäftigt. Ich habe das nachgelesen. 1997 wurde tatsächlich eine Kommission gegründet,
die allerdings drei Jahre später sanft entschlafen ist. Im Juni 2003 hat dann
die Wiener ÖVP einen Antrag gestellt – im Vorjahr war das, im Juni: Abgelehnt.
Brauchen wir nicht.
Ich hoffe,
Frau Stadträtin, und ich glaube, da schätze ich Sie richtig ein, dass Sie das
nicht sagen werden, und daher bringen wir heute auch einen Beschluss- und
Resolutionsantrag ein, meine Kollegin Ingrid Lakatha und ich. Beschlussantrag:
„Die Frau
amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales wird ersucht, eine
Arbeitsgruppe mit Vertretern sämtlicher im Gemeinderat vertretenen Fraktionen
sowie mit Experten einzurichten und einen Gesundheitsplan mit einer Perspektive
von mindestens 10°Jahren zu erstellen, der integrativ den niedergelassenen,
tagesklinischen, teilstationären und stationären Sektor der
Gesundheitsversorgung für Wien optimieren hilft. Der Arbeitsgruppe ist ein
fixer Zeitplan für die Erstellung vorzugeben.
In formeller
Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an die Geschäftsgruppe.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Die Kollegin
Lakatha und ich bringen auch einen Antrag bezüglich eines Geriatrieplans ein.
Beschlussantrag:
„Die Frau
Stadträtin wird ersucht, eine Arbeitsgruppe mit Vertretern sämtlicher im
Gemeinderat vertretenen Fraktionen, mit dem Fonds Soziales Wien sowie mit
externen Experten einzurichten und einen Geriatrieplan mit einer Perspektive
von mindestens 10°Jahren zu erstellen, der sämtliche Ebenen und mögliche
Trägerschaften berücksichtigt und somit die Leistungen für Pflege und Betreuung
im Sinne einer durchgehenden Pflege- und Betreuungskette für Wien optimieren
hilft. Der Arbeitsgruppe ist auch ein fixer Zeitplan für die Erstellung
vorzugeben." (Beifall bei der ÖVP.)
Also erstens:
Die Zukunft fehlt.
Zweitens:
Zukunftsweisende Projekte fehlen, Entlastung Akutbereich, dezentrale
Pflegeheime, betreutes Wohnen, Entlassungsmanagement, Schnittstellenproblematik
und so weiter.
Drittens, ganz
wichtig: Die Finanzierung fehlt offensichtlich oder ist so gut versteckt.
Viertens:
Ideen zur Ressourcenoptimierung werden nicht umgesetzt, eben IHS-Studie,
Rechnungshofbericht, nicht medizinische Kosten, ein halbes Pflegeheimgesetz, wo
Sie, Frau StRin Brauner, leider dann der Mut verlassen hat.
Was bringt
das? Das bringt Chaos und Verunsicherung, Verunsicherung bei den Bürgerinnen
und Bürgern, Verunsicherung bei Mitarbeitern der Stadt Wien in diesen
Bereichen, Verunsicherung bei Dienstleistungsanbietern und Verunsicherung bei
Geldgebern. Frau StRin Brauner, ein mehr als bescheidener Einstieg in die Wiener
Gesundheits- und Sozialpolitik! (Beifall
bei der ÖVP.)
Frau
Stadträtin, ich bedaure es, aber es wird Sie sicher nicht verwundern, dass wir
diesem Budget, nämlich einer unübersichtlichen Großbaustelle, unsere Zustimmung
nicht geben werden. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Frau Mag Schmalenberg. Ich erteile es ihr.
GRin Mag
Heidrun Schmalenberg (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender!
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir reden
heute über den Voranschlag für das Jahr 2005. Wir reden also darüber, was mit
dem Steuergeld der Wienerinnen und Wiener im nächsten Jahr passieren soll. Und mir
ist das ganz wichtig, das hier festzuhalten, dass es sich eben nicht um
Privatgeld von irgendjemandem handelt, um Privatgeld von der SPÖ-Alleinregierung,
sondern um Steuergeld, denn gerade deshalb wäre eine bestmögliche Transparenz
für uns Oppositionsparteien notwendig, und leider ist diese Transparenz nicht
gegeben.
Die
Stadt Wien gibt für Information viele, viele Millionen aus. Ich habe das schon
einmal gesagt, das hat auch der Rechnungshof kritisiert, dass hier das Geld
verschwendet wird, etwa wenn ich an diese Zeitung wien.at denke, wo die Frau
StRin Laska im Jahr 2000 geschrieben hat, dass es durch ein neues
Terminvergabesystem jetzt keine Wartezeiten bei der Sozialhilfe mehr gibt. Wenn
ich mir die Situation heute ansehen, wo noch immer lange, lange Wartezeiten
sind für die Bürgerinnen und Bürger, dann muss ich sagen: Der Rechnungshof hat
wirklich Recht behalten, dass viel zu viel Geld für solche Information, die
eigentlich Nichtinformation ist, ausgegeben wird. Aber für so eine wichtige
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