Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 123
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Wien setzt eben mit keinen neuen Schulden - so kann
man es durchaus behaupten (GR Mag Wolfgang Gerstl: Was sind die Kredite? Sind
das keine neuen Schulden?); wir haben einen Schuldenstand, aber keine neuen
Schulden (GR Mag Wolfgang Gerstl: Was ist mit den Krediten?) - trotzdem
noch finanzielle und wirtschaftlich notwendige Anreize. Es ist schon erwähnt
worden: Im gesamten Sozialbereich, Kollege Gerstl, ein Plus von
93 Millionen - das muss ich jetzt genau lesen - von
679 Millionen EUR auf 772 Millionen EUR, plus
13 Prozent! (GR Mag Wolfgang Gerstl: ... Budgetvoranschlag 2005! Die
sind unter Einnahmen!) Gesundheit: Plus 30 Millionen EUR.
Bildungsbereich: Plus 39 Millionen EUR real, da rechne ich noch gar
nicht die 35 Millionen EUR mit, die wir vom Bund für die Landeslehrer
bekommen.
Auch das
Kulturbudget mit 225,5 Millionen EUR bekommt
28 Millionen EUR mehr im Jahr 2005. Ich denke, das ist für eine
Kulturstadt wichtig, nicht nur für die kulturellen Veranstaltungen, sondern
auch für das Ansehen und für die Ausstrahlung einer Millionen-Metropole.
Bedenken sollten wir beim Kulturbudget auch eine gewisse Umwegrentabilität, meine
sehr verehrten Damen und Herren, im Tourismus und im Handel. Das ist keine zu
vernachlässigende Größe, denn es sind auch in diesen Bereichen sehr viele
Menschen beschäftigt.
Nächster
Punkt: Investitionen - hohes Niveau, sehr hohes Niveau mit fast 2 Milliarden EUR
im Jahr 2005! Bundesinvestitionen - das ist heute auch schon angesprochen
worden, der Kollege Tschirf, glaube ich, hat das gesagt - mit
4 Milliarden EUR durchaus höher, zugegeben; aber wenn man die
Budgetgrößen betrachtet, 762,8 Milliarden EUR an Ausgaben des Bundes,
und das vergleicht mit 9,4 Milliarden EUR der Stadt Wien, dann ist
das ca ein Siebentel. In Wahrheit müssten die Investitionen des Bundes nicht
4 Milliarden EUR betragen, sondern die müssten wahrscheinlich 12 Milliarden
bis 14 Milliarden EUR betragen. Das sind die Realitätsgrößen, und da
fehlt mir beim Bund auch einiges.
Meine sehr
verehrten Damen und Herren! Ich weiß oder wir wissen, dass es viele
Absichtserklärungen und Ankündigungen gibt. Wir wissen auch - das sage ich auch
hier, dafür könnte ich einige Beweise vorlegen -, dass von den zuständigen
Stellen in den Bundesministerien viele Aufträge an ausländische Unternehmen
gegeben werden und österreichische Unternehmen benachteiligt werden. Das, meine
sehr verehrten Damen und Herren, belastet auch den heimischen Arbeitsmarkt!
Denn in anderen europäischen Ländern agieren die Verantwortlichen etwas anders
- man weiß das heute - trotz der EU-Ausschreibungsrichtlinien. Aber ich glaube,
so gut wie andere Unternehmen sind die österreichischen Unternehmen mit ihren
Arbeitnehmern noch immer gewesen.
Nächster
Punkt, Wirtschaftsförderung: Wien plus 5,2 Millionen EUR,
3,5 Prozent plus. Der Bund - ich habe mir das heute extra noch angesehen -
reduziert seine Wirtschaftsförderung - ich gehe jetzt nicht ins Detail, ich
nenne nur Größen - von 648 Millionen EUR auf 634 Millionen EUR.
Demgegenüber darf ich nur den Schwerpunkt der Wiener Technologieoffensive mit
20,91 Millionen EUR erwähnen, da sind seit 1997 bereits
400 Millionen EUR investiert worden.
Ich darf auch
noch auf die Kongressstadt Wien hinweisen, darauf, was hier alles gemacht
worden ist. Die International Congress & Convention Association weist
Wien für 2003 als erfolgreichste Kongressstadt der Welt aus. Wir sind also Top:
89 Veranstaltungen im Jahr 2003, meine sehr verehrten Damen und Herren!
Wir sind vor Barcelona, wir sind vor Singapur. Österreich insgesamt liegt im
internationalen Vergleich mit 111 Kongressen an 13. Stelle. Wenn Sie
aber sehen, dass 89 Kongresse in Wien stattgefunden haben, dann wissen
Sie, wer zu diesem durchaus guten Rangergebnis der 13. Stelle beiträgt!
Ich möchte nur
nebenbei noch eines zu dieser Kongresstätigkeit erwähnen, zu dieser Politik,
wie man Kongresse nach Wien holt. Ich kann mich noch an Diskussionen erinnern,
als auch das Messezentrum verteufelt wurde - aber es ist gut so, wie es gemacht
worden ist. Es resultieren daraus 6 300 Gesamtjahresarbeitsplätze,
und es werden 260 Millionen EUR zum Bruttoinlandsprodukt
beigesteuert.
Ich darf auch
noch Folgendes erwähnen. Der Kollege Tschirf hat heute die Steuerreform
angesprochen. (GR Dr Matthias Tschirf: Ja, zu Recht!) Es wurde hier von
einigen Kollegen die Steuerreform hervorgestrichen, wie gut sie denn sei und
was sie denn auch bringen werde: Impulse, und man glaubt, schon nächstes Jahr
werde die Konjunktur anspringen. Ich würde es mir wünschen, aber es wird
wahrscheinlich nicht so sein.
Kollege Strobl
hat schon erwähnt (Zwischenruf des GR Walter Strobl), wer in Wahrheit
die Gewinner dieser Steuerreform sein werden; ich gebe zu, die Konzerne. Aber
schauen Sie sich einmal die Bilanzen an, schauen Sie sich einmal die Bilanzen
der Konzerne an (GR Walter Strobl: Das sagt ihr mit euren Einkaufszentren?),
wie viel an Steuern die Konzerne wirklich bezahlen. Wenn Sie Konzerne haben,
die über 10 Prozent an effektiven Steuern bezahlen, dann müssen Sie schon
Glück haben, wenn Sie solche Bilanzen finden. Das ist die Realität, meine sehr
verehrten Damen und Herren!
Ich denke aber, dass
es viele Klein- und Mittelbetriebe gibt, die nicht von dieser Steuerreform
profitieren oder wenig davon profitieren werden. Ich denke auch an die
Gruppenbesteuerung, da haben zum Beispiel die Klein- und Mittelbetriebe recht
wenig bis gar nichts davon. Das kommt in Wahrheit den Großkonzernen zugute. Und
Sie wissen auch die Strukturen in Österreich. Ich komme auch aus einem
Großkonzern. Ich stehe dazu. Ich bin dort 40 Jahre beschäftigt. Aber das
Geld bleibt nicht alles in Österreich, das wird halt meistens an die Mutter
abgeliefert, und das Geld ist dann weg. Die Mutter sitzt nicht in Österreich,
das ist ja das Problem. Die kommt nicht nach Österreich. Es ist schon einmal
angekündigt worden vor drei oder vier Jahren, es hat sich aber alles wieder
zerschlagen.
Ich
will jetzt gar nicht zu reden anfangen auf den
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