Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 123
Fortschreibungsbudget
ist, das sicherstellt, dass sich Wien auch in Zukunft weiterhin zu einer Stadt
mit großer Lebensqualität und einer großen Zufriedenheit der Wienerinnen und
Wiener entwickelt. – Danke, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr
GR Margulies. Ich erteile es ihm.
GR
Dipl Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Es wird immer
wieder spannend, wenn der Klubobmann der Sozialdemokraten einerseits kritisiert,
dass von den anderen Fraktionen niemand anwesend ist, aber kaum ist er mit
seiner Rede fertig, die eigene Fraktion ebenfalls hinausgeht. (GR Godwin
Schuster: Wie viele sind bei euch da, bei der eigenen Rede?)
Darüber hinaus
ist es auch sehr spannend, wenn von Seriosität gesprochen wird, von einer
Seriosität, die an Hand der Zahlen nur zum Teil nachvollziehbar ist.
Aber Herr
StR Rieder hat die Möglichkeit, heute zu antworten und deshalb stelle ich schon
einmal ganz konkret eine zentrale Frage. Sie sprechen von 50 Millionen EUR
Mehreinnahmen, wobei ich davon ausgehe, dass Sie meinen,
20 Millionen EUR davon gehen in die Krankenanstaltenfinanzierung und
30 Millionen EUR tatsächlich ins Budget. Nichtsdestoweniger bleiben
wir bei den 50 Millionen EUR, wenn sie bei den Ertragsanteilen sind
und stellen an Sie trotzdem die Frage. Sie haben gleichzeitig vereinbart, dass
die Stadt Wien 0,6 Prozent Maastricht-Überschuss macht. Das entspricht
nicht einem Maastricht-Überschuss, wie ausgewiesen, in der Größenordnung von
170 Millionen EUR, sondern einem Maastricht-Überschuss um gute
100 Millionen EUR. Entweder Sie wissen jetzt schon, dass Sie den
Stabilitätspakt nicht einhalten werden, Sie befinden sich dann mit uns durchaus
auf einer Linie, sage ich gleich dazu, weil wir diesen innerösterreichischen
Stabilitätspakt als Knebelungspakt empfinden, oder aber Sie stehen zu Ihrer
Unterschrift. Aber dann sagen Sie bitte nicht, diese
100 Millionen EUR werden im Vollzug eingespart, weil
100 Millionen EUR sind einfach zu viel, um sie so nebenbei im Vollzug
einzusparen, noch dazu, wo unseres Erachtens nach das Budget sowohl
ausgabenseitig als auch einnahmenseitig in sehr vielen Bereichen im Gegensatz
zu früher ausgereizt ist.
Wir finden
auch jetzt noch durchaus Punkte, wo wir davon überzeugt sind, dass die
Sozialdemokratie im laufenden Vollzug die eine oder andere Million mehr
einnehmen wird. Es ist unverständlich, warum zum Beispiel bei den sonstigen
Einnahmen aus der Vermietung und Verpachtung gerade bei Sportplätzen um
5 Millionen EUR weniger dotiert als im Rechnungsabschluss 2003
ausgewiesen ist. Wir wissen, es gibt ein paar solche Posten, und auf das
schauen wir es auch regelmäßig durch, wo die Stadt Wien im Laufe des Vollzugs
Mehreinnahmen hat, die noch lange nicht im Budget stehen, aber die sind sehr
viel geringer geworden und es ist nicht möglich, diese
100 Millionen EUR im Vollzug einzusparen. Es ist möglich, wenn Sie
ganz konkrete Projekte fallen lassen, wenn Sie Investitionen nicht tätigen,
wenn Sie Zahlungen nicht leisten. Dann ist das möglich. Es ist zum Beispiel
durchaus möglich, dass es in manchen Bereichen, vielleicht gibt es das sogar in
der Kultur, eine interne Weisung gibt, es muss in Wirklichkeit überall um
5°Prozent eingespart werden. Wer weiß das schon?
Herr StR
Rieder, sagen Sie offen, wo diese 100 Millionen EUR eingespart werden
müssen, damit das von Ihnen unterschriebene Maastricht-Defizit eingehalten
werden kann! Oder sagen Sie, so wie es auch wir GRÜNEN machen: „Der
innerösterreichische Stabilitätspakt ist Schmafu. Wir als Wiener Stadtregierung
sind der Meinung, dass so viel Geld zur Verfügung gestellt werden muss, wie man
braucht, damit sich eine Stadt wirtschaftlich weiterentwickelt und gleichzeitig
solidarisch und ökologisch gehandelt werden kann." - Das sind nämlich
unsere Forderungen. Wir glauben, dass insbesondere mit den Vorgaben der
Bundesregierung, wenn auf diese Rücksicht genommen wird, das mit diesem Budget
nicht möglich ist.
Kommen wir
zu einem Punkt, wo ich nicht anstehe zu sagen, man merkt, aller Voraussicht
nach wird 2005 ein Wahljahr in Wien und grüne Kritik ist auf fruchtbaren Boden
gefallen. Es waren die GRÜNEN, die aufgezeigt haben, dass insbesondere das
Budget der Sozialhilfe permanent unterdotiert ist. Es waren die GRÜNEN, die
dafür gekämpft haben, dass es zu keinen Kürzungen im Bereich der Sozialhilfe
kommt. Wir haben uns durchgesetzt und Ihnen war es unangenehm, im potentiellen
Wahljahr 2005 mit uns erneut zu streiten, und deshalb haben Sie erstmals das
Sozialhilfebudget ausreichend dotiert.
Ich
verstehe es auch aus Ihrer Sicht und ich bin froh darüber und kritisiere es
auch nicht. Dennoch muss man eine Sache dazusagen: Sie haben diese Leistungen
dotiert, wo Sie davon ausgehen, dass die Stadt Wien im Großen und Ganzen verpflichtet
ist, diese Leistungen zu zahlen. Sollte die Stadt Wien weniger
Pflichtleistungen zahlen, geben Sie mit diesem Budget auch weniger aus. Sollte
die Stadt Wien mehr Pflichtleistungen zahlen, werden Sie auch mehr ausgeben.
Sie tun so, als ob das eine politisch bewusste Handlung wäre. Eine politisch
bewusste Handlung wäre zu sagen, wir erhöhen endlich einmal die
Sozialhilferichtsätze. Das habe ich aber von Ihnen bislang noch nicht gehört.
Eine politisch bewusste Handlung wäre, wie selbstverständlich zu sagen - Maria
Vassilakou hat das schon angesprochen -, dass den Asylwerbern, die obdachlos
gemeldet sind, selbstverständlich weiterhin Sozialhilfe gezahlt wird. Das haben
Sie nicht gesagt. Sie haben einfach eine Zahl hineingeschrieben. Die kann
eintreffen oder die kann nicht eintreffen.
Dann
kommen wir zum Fonds Soziales Wien. Sie werden von uns GRÜNEN nicht gehört
haben, dass beim Fonds Soziales Wien gekürzt wird. Aber, Kolleginnen und
Kollegen, vor allem von der Sozialdemokratie, es ist das eingetroffen, wovon
wir bei der Ausgliederung
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