Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 123
das
Problem der fundamentalistischen Lehrer gibt es sowohl in öffentlichen Schulen
aber auch vor allem in Privatschulen. Da wurde vor drei Wochen auch
geschildert, dass dem eigentlich sowohl das Unterrichtsministerium als auch der
Stadtschulrat relativ hilflos gegenüber steht, weil es solche Erscheinungen
noch nie gegeben hat. Österreich - und das geht noch zurück bis in die
Monarchie - hat gerade gegenüber dem Islam immer eine sehr liberale Politik
verfolgt. Der Islam ist schon in der Monarchie zu einer staatlich anerkannten
Religionsgemeinschaft sozusagen aufgestiegen und das war sehr gut so.
Wir müssen
jetzt nur aufpassen, dass nicht so über die Hintertür auf einmal eine
Radikalisierung im Sinne von Fundamentalismus stattfindet. Das ist hier
teilweise den Medienberichten nach aber der Fall und sowohl das
Unterrichtsministerium als auch der Stadtschulrat sagen: Das ist eine neue
Situation und wir wissen eigentlich noch nicht, wie wir damit umgehen sollen.
Ich glaube, da sollte man sehr schnell etwas machen, nämlich sich zusammen
setzen sowohl Bund als auch Land oder Länder - das ist ja nicht nur auf Wien
beschränkt - und sich überlegen, wie wir dem begegnen können, dass 9- bis
12-Jährige mit fundamentalistischen Ideen indoktriniert werden, wobei die
anderen und vor allem die Andersgläubigen schlecht gemacht werden.
Ich
glaube, dass das für die Zukunft auch ein ganz, ganz wichtiger Beitrag für den
inneren Frieden wird. Daher auch mein Appell an die Regierungspartei hier und
ich werde das auch meinen Parteikollegen im Bund sagen: Da muss man etwas
machen, denn da muss man genauso wie bei allen anderen extremistischen Dingen
den Anfängen wehren. Dafür werden wir uns in Zukunft auch ganz verstärkt
einsetzen! (Beifall bei der FPÖ.)
Alleine
aufgrund der weiter sinkenden Investitionsquote, der negativen
Wirtschaftspolitik, der Belastungs- und Gebührenpolitik, der negativen
Sozialpolitik und der negativen Arbeitsmarktpolitik werden wir Freiheitliche
dieses Budget ablehnen. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende
GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr
GR Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Also was der
Schlusssatz, die letzte Passage, in einer Budgetdebatte zu suchen hat, ist mir
nicht ganz erklärlich, aber nichtsdestotrotz, bevor ich versuchen werde, in
meinen Ausführungen ein paar Dinge klar zu stellen, die von meinen
VorrednerInnen hier zum Besten gegeben wurden oder teilweise falsch
interpretiert wurden, vielleicht noch ein paar grundsätzliche Bemerkungen zur
Einleitung:
Es ist
natürlich das gute Recht der Oppositionsparteien, hier Kritik an dem zu üben,
was die Stadtregierung tut, Kritik an einem Budget zu üben und seit die
Sozialdemokratie hier in Wien Regierungsverantwortung hat, hat sich daran ja
auch nicht wirklich sehr viel geändert. Seit 85 Jahren, seit die
Sozialdemokratie in Verantwortung für diese Stadt steht, mit der Unterbrechung
des Austrofaschismus und natürlich des Nationalsozialismus, versucht die Opposition,
hier in den diversen Debatten immer klar zu legen, wie schlecht sich Wien
entwickeln wird, wie es mit Wien bergab gehen wird, wie negativ sich Wien in
der Zukunft entwickeln wird. An dem Verhalten hat sich in den letzten
Jahrzehnten eigentlich nicht wirklich etwas geändert.
Es hat sich
auch nichts daran geändert, dass die Sozialdemokratie in dieser Stadt bei der
Bevölkerung nach wie vor hohes Ansehen genießt. Aber was sich geändert hat, ist
dass sich Wien entgegen den Unkenrufen der Oppositionsparteien positiv
entwickelt hat, Wien eine Stadt mit höchster Lebensqualität ist, Wien eine
Stadt ist, die in vielen Bereichen Vorbild für internationale Metropolen ist
und dass Wien einfach eine Stadt ist, in der sich die Menschen wohl fühlen.
Ich behaupte
damit keineswegs, dass immer alles positiv gelaufen ist, sondern
selbstverständlich gilt das vielzitierte Wort: Das Bessere ist der Feind des
Guten. Natürlich reflektieren wir auch immer unsere Arbeit in dieser Stadt und
natürlich zeigt sich diese Reflexion auch immer wieder in den Budgets dieser
Stadt. Aber ich sage, dass die grundsätzliche Richtung der Politik der
Sozialdemokratie für die Wienerinnen und Wiener in dieser Stadt einfach stimmt
und die lautet: Die Stadt soll für die Menschen da sein und sie nicht ohne
Hilfe lassen. Sie soll Impulse für eine soziale Gesellschaft setzen anstatt
Sozialabbau zu betreiben. Sie soll allen Menschen unabhängig von der Dicke der
entsprechenden Brieftasche Zugang zur Bildung ermöglichen. Sie soll allen
Menschen Zugang zur Verbesserung ihrer Gesundheit ermöglichen und Gesundheit
nicht von der finanziellen Leistungsfähigkeit abhängig machen. Sie soll allen
Menschen Mobilität und ordentliches Wohnen ermöglichen. Sie soll Arbeitsplätze
sichern und schaffen, wenn die Wirtschaft es nicht tut. Sie soll vor allem auch
ein Klima der Toleranz der Weltoffenheit präsentieren und repräsentieren
anstelle eines “Jeder gegen jeden“. Sie trägt die Verantwortung für die Zukunft
der Stadt und sie muss diese einfach übernehmen und nicht an irgendwelche
Marktkräfte abgeben, die in Wahrheit andere Interessen verfolgen. Und weil wir
diesen Weg gegangen sind, meine sehr verehrten Damen und Herren, hat sich Wien
einfach zu einer Stadt mit einer umfassenden Lebensqualität entwickelt.
Es ist schon
mehrmals darauf hingewiesen worden, dass dafür natürlich die Budgetpolitik ein
wichtiges Instrument ist. Es ist heute schon gesagt worden, Budgetpolitik ist
ein politisches Instrument und Budgetpolitik, so sagen wir immer wieder und das
kommt ja auch von den diversen Rednern, ist natürlich eine in Zahlen gegossene
Gesellschaftspolitik. Budgetpolitik ist ein Instrument zur Erreichung
politischer und gesellschaftlicher Ziele und kann einfach nicht Selbstzweck
sein.
Ich
glaube, gerade dieses Budget 2005 so wie auch die Budgets der vergangenen
Jahre zeigen eigentlich, dass sich hier der Wiener Weg sehr grundsätzlich von
der Budgetpolitik auf der Bundesebene unterscheidet.
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