Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 119
Verwirrung gesorgt, dass ich mich hier heute zu diesem Plandokument von Seiten der Wieden melden möchte. Dieser Flächenwidmungsplan ist vielleicht nicht so ein imposantes Thema und vor allem nicht so medienwirksam, wie es vielleicht der Prater erscheinen mag oder vielleicht das Thema der Volksgaragen, aber es ist ein ganz ein wichtiges Thema für die Wieden, weil nämlich genau auf dieser Liegenschaft das Palais Schönburg steht. Das Palais Schönburg ist ein wunderschönes altes Barockjuwel, das seit vielen, vielen Jahren nicht nur vor sich hindämmert, sondern leider Gottes vor sich hinverfällt. Und der Grund ist jener, dass es eigentlich bis dato kein wirklich sinnvolles Nutzungskonzept für dieses wunderschöne Palais gegeben hat und dass es vor allem von Eigentümerseite keine wirklich realistischen Vorschläge einer zusätzlichen Nutzung, einer Verbauung des Geländes, einer Nutzung der Seitentrakte gegeben hat. Es sind hier immer wieder Vorschläge vorgelegt worden, die eine Dimension gehabt haben, wo der Bezirk gesagt hat, das kann es nicht sein, das ist zu groß, wir haben hier ein Parkschutzgebiet. Es ist unmöglich, das hier so zu realisieren.
Das war auch der Grund, warum bereits im Jahr 1998 einstimmig von der
Bezirksvertretung die seinerzeitigen Pläne abgelehnt wurden, die Seitentrakte
neu zu errichten und eine Tiefgarage zu bauen. Es hat einstimmig von allen
Fraktionen den Beschluss gegeben: Es muss zuerst ein Nutzungskonzept auf dem Tisch
liegen, bevor wir überhaupt über irgendwelche Flächenwidmungen sprechen. Es
werden keine Blankowidmungen ausgestellt. Das war das eine. Bevorzugt wurde
natürlich eine kulturelle Nutzung, denn was bietet sich besser an für dieses
Barockjuwel. Das war der Stand der Dinge, das war der Beschluss von 1998.
Es wurden dann vor einiger Zeit neue Vorschläge von Seiten des
Eigentümers vorgebracht, die plötzlich das doppelte Ausmaß hatten, wo sogar
ganze Wohnkomplexe im Hinterbereich des Palais der Bauklasse IV enthalten
waren, riesengroße Wohnkomplexe in einem wunderschönen alten Baumbestand.
Das Lustige daran war eigentlich, dass sehr wohl niemand diese Pläne
wollte und umsetzen wollte, dass aber hier irgendwo in sehr vielen Fraktionen
etwas in Bewegung kam. Es kam nämlich plötzlich von Seiten der SPÖ, unter der
Hand immer wieder von einzelnen SPÖ-Mandataren: Na ja, vielleicht könnten wir
uns doch mit dem alten abgelehnten Antrag anfreunden, weil wenn wir schauen,
was jetzt verlangt wird, so viel war ja das wirklich nicht. Sollte man nicht
darüber reden?
Die GRÜNEN haben auch ein bisschen zu schwanken begonnen: Vielleicht ist
das auch damit zusammengehängt, dass der Bundesrat Schennach einen Auftrag
bekommen hat vom Eigentümer, ein Kulturkonzept für dieses Palais zu erstellen.
Vielleicht war das mit Ursache, denn plötzlich waren die Bäume nicht mehr so
schützenswert, wie sie all die Jahre davor schützenswert waren, weil plötzlich
ist gestanden, der Baumbestand ist alt, er ist morsch, er ist faul, er ist
überaltert, gehört teilweise entfernt.
Es hat sich ein bisschen etwas getan in der Stimmungslage.
Ich muss sagen, ich bin heute sehr froh, dass wir hier diesen
Flächenwidmungsplan in der vorliegenden Fassung vorliegen haben, auf der Grundlage
zweier Tatsachen. Einerseits auf Grund der Tatsache, dass wir hier eine sehr,
sehr starke Bürgerinitiative im Bezirk haben, wo sich die Anrainer und
Anrainerinnen wirklich vehement dafür eingesetzt haben, dieses wunderschöne
Parkschutzgebiet, die Sicht, die Luft, den Park vor ihren Häusern nicht zu
verlieren, und andererseits deshalb, weil die ÖVP eigentlich als einzige Partei
immer eine konsequente Linie gefahren hat und immer gesagt hat, es gibt hier
keine Blankoumwidmungen, wir wollen ein Nutzungskonzept sehen. (GR Kurt Wagner: Wie lange sind Sie denn
schon Bezirksvorsteherin?) Sie wissen nicht, wie lange ich schon in der
Bezirksvertretung sitze, auch bevor ich Vorsteherin war. (Beifall bei der
ÖVP.)
Jedenfalls, ich bin sehr froh, dass wir hier diesen gemeinsamen Antrag
haben. Ich glaube, es ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Und das einzige, was ich sagen muss: Was mir wirklich geblieben ist, ist
ein gewisses Unbehagen, ein Unbehagen, wie eigentlich in dieser Stadt von
Seiten der SPÖ mit Kulturerbe, mit Kulturgut umgegangen wird. Das Palais
Schönburg ist nicht ein Fall, da gibt es zig aufzuzählen, die Sofiensäle
genauso wie Wien-Mitte. Es ist das Palais nur eines. (GR Heinz Hufnagl: Das
ist ein schlechtes Beispiel, das mit den Sofiensälen zu vergleichen!) Eines
davon ist das Palais Schönburg.
Und das Zweite, was mir geblieben ist, ist die Erkenntnis, dass dieses
Unbehagen auch bei sehr, sehr vielen unserer Bürgerinnen und Bürger vorhanden
ist, weil nämlich eigentlich herausgekommen ist, dass die Bürgerinnen und
Bürger auf der Wieden kein Vertrauen gehabt haben, dass ein Bezirksbeschluss,
ein einstimmiger Bezirksbeschluss auch hier im Gemeinderat halten wird. Ich
glaube, das ist etwas, was wirklich zu denken geben sollte. Es war die große
Angst da, dass hier im Gemeinderat mit einer absoluten SPÖ-Mehrheit ohne
weiters und ohne mit der Wimper zu zucken über einen Bezirksbeschluss
drübergefahren werden kann. Das war die Angst.
Ich glaube, das sollte Ihnen, meine Damen und Herren von der SPÖ, zu
denken geben, ob das wirklich die vielgepriesene Demut ist, mit der hier
umgegangen wird, und es gibt mir zu denken, sodass wir sehr wohl das Palais
Schönburg und den Weiterfortgang auf dieser Liegenschaft im Auge behalten
werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR VALENTIN gemeldet.
GR Erich VALENTIN (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr
geehrte Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Auch wir haben uns sehr gefreut,
Frau Bezirksvorsteherin, Sie hier kennen zu lernen. Wir haben jetzt ein
bisschen gerätselt. Nachdem all das, was die
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