Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 79 von 119
Privatstiftung heraus lediglich 12,5 Prozent Zwischensteuer -
Klammer auf: wenn binnen 12 Monaten reinvestiert wird, fällt diese auch
weg; Klammer zu - anfallen. Ich wünsche übrigens einen schönen Gruß an Herrn
Matzenetter, der wird sich über dieses Wiener SPÖ-Modell der
Privatstiftungseinbindung in öffentliche Objekte freuen. (Beifall bei der
ÖVP. - GRin Polkorab: Er heißt Matznetter!)
Also, Herr Schieder und Herr Hora, ich bin jetzt wirklich sehr gespannt
auf Ihre Argumente, warum man die Seeberg und die IG genommen hat und welche
anderen Investoren sich hierfür nicht interessiert haben. Oder glauben Sie, es
war wirklich keiner da, der sich interessiert hätte? Das werden Sie uns jetzt
wohl nicht erzählen wollen. Ich könnte Ihnen aus meinem Kollegenkreis und von
vielen Investoren, die ich aus der Immobilienwirtschaft kenne, wahrscheinlich
an jedem Finger 5 bis 10 aufzählen, die sehr wohl Interesse gehabt hätten, hier
zu investieren.
Wie es Kenesei schon angedeutet hat, liegen die wahren Hintergründe für
diesen einmaligen Deal im Dunkeln. Aus Sicht eines Wiener Politikers und Wiener
Bürgers sage ich Ihnen: Sie werfen mein und unser Geld hinaus! Aus Sicht einer,
vielleicht in Zukunft auch mehrerer Privatstiftungen sage ich, weiter so!
Vielleicht gibt es da noch weitere Modelle, es gibt ja noch 2 500 andere
Stiftungen in Österreich, da kann man also noch genügend viele einbinden.
Zur Wirtschaftspolitik der Wiener SPÖ kann ich aber nur sagen, und das
wird Ihnen vielleicht bekannt vorkommen: Was Sie machen, ist so was von
lächerlich, dass es höher überhaupt nicht geht! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als nächster Redner
ist Herr GR Josef Wagner gemeldet.
GR Josef Wagner (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich bin sehr froh darüber, dass der Herr Kontrollamtsdirektor –
vielleicht zufälligerweise – im Sitzungssaal ist. Ich hoffe, er hat
aufmerksam zugehört, denn ich denke, dass dieser Skandal, der sich nicht nur
als Skandal abzeichnet, sondern auf Grund der Fakten, die heute schon erörtert
wurden, sicherlich wert ist, dass das Kontrollamt von sich aus tätig wird und
dieses Aktenstück auch überprüft. Und sollte das Kontrollamt das nicht tun,
werden wir schauen, dass wir einen Beschluss dafür zustande bringen oder
notfalls mit unserem Minderheitsrecht auch durchsetzen können.
Wenig kann der Herr Kontrollamtsdirektor mitnehmen aus der heutigen
Sitzung, was der Herr Bürgermeister gesagt hat, denn er hat in Wahrheit so nach
dem Motto "ich sage nichts" geantwortet. Er hat aber konkret auf
Anfragen zwei Dinge hier erwähnt, auf die ich ganz kurz eingehen möchte, und
danach will ich mich dem Projekt widmen. Es geht hier um die Frage, wer die
Letztverantwortung im Prater hat – das war die Frage 13 –, und da hat er
gesagt: Diese liegt beim Prater, bei der neuen Wien Marketing und
Praterverwaltungsgesellschaft mit beschränkter Haftung.
Ich möchte nur daran erinnern – vielleicht könnte er sich da mit der
Frau Vizebürgermeisterin koordinieren und vielleicht die Frau
Vizebürgermeisterin fragen, was die für einen Standpunkt hat –, mir sind auch schriftliche
Unterlagen bekannt – die Frau Kollegin Cordon kennt die sicher auch –, also es
sind Briefe vorhanden, es sind Protokolle vorhanden, in denen ganz klargestellt
wurde durch den Herrn Masterplaner Emmanuel Mongon, inzwischen auch hier im
Rathaus hinlänglich bekannt, dass ohne Zustimmung des Herrn Mongon überhaupt
nichts beschlossen wird. Daher: Entweder irrt der Herr Bürgermeister, ist
schlecht informiert, oder er will vielleicht nicht die volle Wahrheit sagen.
Das Zweite, wo er auch falsch liegt, das sind die 480 000 EUR
aus den Pachteinnahmen. Da wissen wir, dass die jetzt zweckgebunden mehr oder
weniger in den Prater reinvestiert werden. Das war ein langer Kampf seit vielen
Jahren, dass das geschieht. Aber plötzlich sagt er, es wird auch zusätzliche
Budgets geben, die beschlossen werden. Wir wissen noch nicht, wo. Ich hoffe, im
Gemeinderat. Ich kann mir nicht vorstellen, wo sie sonst beschlossen werden.
Aber auch da liegt er voll im Widerspruch. Die Frau Laska hat auf schriftliche
Anfragen erklärt, es wird außer den Pachteinnahmen und außer den Geldern, die
die Praterunternehmer selber zur Verfügung stellen, kein zusätzliches Budget
geben.
Also auch hier gibt es offensichtlich ein Missverständnis zwischen zwei
ganz wichtigen Persönlichkeiten. Und wenn in so einer Weltstadt wie Wien der
Bürgermeister mit der Frau Vizebürgermeisterin schon nicht mehr koordinieren
kann, dann frage ich mich nur, wie das Kunststück zustande gebracht wird, dass
die SPÖ diese Verflechtungen bei den großen Deals, wo es ein bisschen um
Freunderlwirtschaft oder Benachteiligung von anderen geht, schafft. Es ist halt
nur nicht der Herr Bürgermeister, wahrscheinlich auch nicht die Frau
Vizebürgermeisterin. Ob der Herr Vizebürgermeister, der ja Finanzstadtrat ist
und unmittelbar viel mit solchen Dingen zu tun hat, auch seine Hände mit im
Spiel hat, weiß ich nicht. Das ist nicht ganz klar.
Rein rechtlich weiß ich, dass natürlich der Akt im Wohnbauausschuss
beschlossen wurde, wo wir alle hoch erstaunt waren, dass dieses Geschäftsstück
plötzlich auftaucht, wo also doch ein ganz ... (Zwischenruf von amtsf
StR Dr Sepp Rieder.) Ich habe Akteneinsicht genommen, Herr
Vizebürgermeister, und es war wirklich erstaunlich, dass dort plötzlich Dinge
auf eine Tagesordnung kommen und dann auch in den Gemeinderat kommen und damit
auch öffentlich werden, wo sonst bei so einem Projekt die SPÖ alle Hebel in
Bewegung setzt, um im Vorfeld Werbung dafür zu machen, wo verschiedene
Stadträte und der Bürgermeister auftreten, sich den Medien präsentieren, schöne
Geschichten erzählen, was sie dann Tolles leisten werden. Nur darüber ist im
Vorfeld überhaupt nichts berichtet worden.
Es gibt genügend Gremien in der
Stadt Wien, wo an sich diese Entscheidung oder diese Entwicklung
sinnvollerweise hätte diskutiert werden können. Wenn Sie das nicht getan haben,
dann ist es Ihr schlechtes
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