Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 119
merkwürdig. Ich denke oder ich hoffe, dass er daran denkt, einmal wirklich Wirtschaftspolitik zu studieren um darauf zu kommen, dass man natürlich, wenn man nichts mehr investiert, dass man natürlich, wenn man das Nulldefizit verherrlicht, im Endeffekt dann dasteht und höhere Arbeitslosenraten hat, für die man wieder bezahlen muss, höhere Sozialleistungen benötigt, und und und.
Und schlicht und ergreifend ... (GR Gerhard Pfeiffer: Aber was ist
denn das!). Ich bin gefragt worden zum Finanzausgleich, nicht zu dem Thema,
das eigentlich die Frage war, Herr Pfeiffer. Sie können sich gerne aufregen
jetzt, aber ich bin gewohnt, dass ich Fragen, die mir gestellt werden,
beantworte (GR Gerhard Pfeiffer: Dann
bitte beantworten!) und diese hat sehr viel damit zu tun, dass der Herr
Finanzminister offensichtlich nicht bereit ist, auch im öffentlichen Verkehr
die entsprechende Unterstützung zuzulassen. (GR
Dr Herbert Madejski: Auch der Finanzminister!) Wenn man sich anschaut, was
das Verkehrsministerium tun muss, nämlich gerade in den Umlandgemeinden tun
müsste, und dann bekommen wir den Brief vom Verkehrsministerium, wo drinnen
steht, tut uns Leid, wir haben nicht mehr das Geld dafür, dass wir beim
Verkehrsverbund die Durchtarifierungsverluste in gewohnter Weise mittragen, das
ist die Verkehrspolitik à la Finanzminister Grasser, das ist die
Verkehrspolitik, die dazu führt, dass wir nicht bei zwei Drittel
Individualverkehr bei den Pendlern halt machen werden, sondern wahrscheinlich
noch zusätzlichen Individualverkehr hereinbekommen. Und das ist eine der großen
Problemlagen. Wir müssen beim Verkehrsverbund in eine Situation kommen, dass
der Komfort, den wir mit den WIENER LINIEN in der Stadt bieten, ebenso in den
Umlandgemeinden in der Region möglich ist.
Was jetzt den bedarfsorientierten Finanzausgleich betrifft, so kann ich
Ihre Wortmeldung nur voll unterstützen. Genau darauf kommt es an, sowohl bei
der Finanzierung der Spitäler als auch bei der Finanzierung des Nahverkehrs als
auch aller anderen Infrastrukturleistungen und Qualitäten, die eine
Zentralstätte wie Wien eine ist, ihrem Umland bieten muss.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. Wir haben
eine 4.°Zusatzfrage. Frau GRin Mag Straubinger.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Welche Auswirkungen
erwarten Sie sich durch eine Forcierung der Umweltverbundverkehre?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Amtsf StR Dipl°Ing Rudolf Schicker: Nun, ich erwarte mir
aus einem Bündel von Maßnahmen eine deutliche Verbesserung der Umweltsituation
in dieser Stadt. Ich möchte allem voran mich auch dazu bekennen, dass alle
Initiativen, die dazu führen, dass Dieselfilteranlagen bei den PKWs und LKWs,
aber auch bei den Baugeräten vorgeschrieben und hier keine langen Übergangsfristen
geschaffen werden, ergriffen werden sollen, denn hier können wir für die Umwelt
enorm viel gewinnen. Das ist der eine Schritt.
Der zweite Schritt ist, dass wir wissen, wenn Tage wie der 1. Mai
zum Beispiel, wo die Ringstraße und viele andere Straßen auch, durch die
Demonstrationen gesperrt sind, eine deutliche Verbesserung der Umweltqualität
eintritt. Also, wir wissen, dass sich Reduzierung des Individualverkehrs, des
motorisierten Individualverkehrs, sehr rasch und sehr wirksam auf die Umweltqualität
auswirkt. Nicht auf alle Werte, aber auf sehr viele Werte. Und deswegen haben
wir ja das Langfristprogramm des Bekanntmachens, der Werbung, der Motivierung
der Menschen, dass sie eher mit dem öffentlichen Verkehrsmittel oder mit dem
Rad oder zu Fuß unterwegs sind. Und wir versuchen auch, in der technischen
Ausstattung des Straßenraumes, des öffentlichen Raumes, mehr Platz für die
Fußgänger, mehr Qualitäten für die Fußgänger und auch mit dem Ausbauprogramm
für die Hauptradwege, das uns im nächsten Jahr die 1000 Kilometer
Radanlagen in Wien bringen wird, voranzugehen, sodass wir echte Motivation und
Qualität bieten können.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke schön. Somit ist
die 3. Anfrage beantwortet.
Wir kommen nun zur 4. Anfrage (FSP - 03956-2004/ 0002 - KGR/GM), die von Frau GRin Jerusalem an
die Frau amtsführende Stadträtin der Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet ist: Seit April werden über Wien neue Flugrouten geflogen. Zu den
Fluglärmbetroffenen zählen dadurch neuerdings auch Teile des 23. und des
13. Bezirks. Das bisherige Ergebnis des Mediationsverfahrens zum Flughafen
Schwechat lautet daher "noch mehr Fluglärm". Was haben Sie oder was
werden Sie gegen die Lärm- und Umweltbelastung durch den wachsenden Flugverkehr
unternehmen?
Ich bitte um Beantwortung.
Amtsf StR Mag Ulli Sima: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin!
Vorweg kann ich Ihnen einmal versichern, dass ich als Umweltstadträtin
gemeinsam mit meiner Umweltabteilung, der MA 22, wirklich alles
unternehme, um die Lärmbelästigung in Wien so gering wie möglich zu halten. Die
konkreten Aufgaben und Zuständigkeiten der MA 22 hinsichtlich Lärms sind
folgende, aber die sind Ihnen sicher bekannt: Mitwirkung als Sachverständige in
Verfahren, gutachtliche Lärmmessungen, Beurteilungen von Lärmbelastungen, aber
auch Beratungen bei kleineren Problemen mit dem Gastgewerbe oder ähnlichen
Dingen.
Was jetzt die von Ihnen angesprochenen Flugrouten betrifft: Es ist Ihnen
sicherlich bekannt, dass die Kompetenz zur Änderung von Flugrouten ganz allein
im Bundesministerium für Verkehr, also bei Herrn Vizekanzler Gorbach liegt. Ihm
untersteht ja die oberste Zivilluftfahrtbehörde und nur diese kann unter
Einhaltung von internationalen Verpflichtungen Flugrouten ändern, auflassen
oder andere Änderungen durchführen.
Das ist also so ein ähnliches
Recht wie beim Eisenbahnrecht, es gibt eine ganz klare rechtliche Kompetenz des
Bundes, das möchte ich hier wirklich noch einmal
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular