Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 95
eigentlichen Sinn der Harmonisierung nicht
entspricht. (Beifall bei der ÖVP.)
Das aktuelle Modell für den Wiener Magistrat ist
halbherzig, der halbe Weg, und Sie verabschieden sich damit endgültig aus dem
Kreis der für Österreichs Zukunft arbeitenden Reform, und das ist eigentlich
wirklich sehr schade. (Beifall bei der
ÖVP.)
Weitere Ausführungen dazu morgen. Ich bedanke mich
für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist die Frau GRin Schöfnagel.
GRin Barbara Schöfnagel (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Die Debatte über das heutige Ressort ist sehr
umfassend. Die Stadträtin hat ein breites Feld von Problemen zu lösen, und wir
sind heute, morgen und übermorgen dabei, diese Sachen zu debattieren und zu
besprechen.
Ich erlaube mir heute den Luxus, mich hauptsächlich
auf ein Gebiet zu verlegen, das mir sehr am Herzen liegt, das sehr klein ist,
aber doch für mich auch einen wesentlichen Aspekt hat. Das heißt, ich werde
mich heute hauptsächlich mit der Entwicklungshilfe, mit den Subventionen für
diese Art von Hilfe beschäftigen und auch einige andere Subventionen
betrachten. Denn wir haben ja schon die ganze Zeit gehört von der
Regierungspartei, alles ist bestens, alles ist in Ordnung, und wenn etwas nicht
in Ordnung ist, dann ist die Bundesregierung schuld. Das ist etwas, wo ich mich
nicht in diese Debatte hineinreklamieren möchte, denn die Opposition sagt, na
ja, es ist nicht alles optimal gelaufen, und es gibt keine
Zukunftsperspektiven, und dann wird erklärt, wo der Mist gebaut wird. Das
stimmt, aber ich möchte mich also da heute nicht einmischen. Andere Themen, wo
das massiv noch aufgetreten ist, wird dann mein Kollege mit erwähnen.
Wie gesagt, mir geht es um die Entwicklungshilfe.
Vorweg einmal: Wir Freiheitlichen sind natürlich für die Unterstützung von Menschen
in Not, wir sind für eine sinnvolle Entwicklungshilfe, aber es ist zum Teil so,
dass manche Projekte nicht so laufen oder nicht so geplant sind, wie es mir
vorschwebt. Denn es sollte ja doch sein, dass Projekte, die eingereicht werden,
hinterfragt werden, ob sie sinnvoll sind. Das werden sie oft. Es sollte
hinterfragt werden oder kontrolliert werden, ob die Einreichunterlagen optimal
vorhanden sind, und diese Projektanträge sollten auch kontrolliert werden,
damit im Rahmen eines Gesamtkonzeptes die Hilfe möglichst effektiv geleistet
werden kann.
Ich habe mir erlaubt, die Beschlüsse von den letzten
Monaten herauszusuchen, und möchte Ihnen an Hand von einigen Beispielen zeigen,
was nach unserer Ansicht nicht richtig läuft, wobei ich gleich dazusagen
möchte: Wir haben allen diesen Projekten zugestimmt, denn es ist im Prinzip
sinnvoll. Nur, es ist vieles einfach nicht so wie wir es uns vorstellen
beziehungsweise wie ich es auch aus meiner Arbeit in der Entwicklungshilfe
kenne.
Als kleines Beispiel: Wir haben hier zum Beispiel das
vom Verband der Wiener Volksbildung ins Leben gerufene Gesundheits- und
Sozialprojekt in Georgien. Das ist positiv. Es werden keine Personalkosten
verrechnet, wobei mir natürlich bewusst ist, dass der Verband der Wiener Volksbildung
sowieso von Steuergeldern lebt. Aber für dieses Projekt werden ausschließlich
die Transportkosten, die Versicherung, die Geräte, die transportiert werden,
geliefert, und das finden wir positiv.
Bei dem Projekt in Moldawien, PC-Ausbildungsplätze für
Mädchen, gibt es überhaupt keine Kalkulation im Projektantrag. Da heißt es
einfach nur: Ein PC-Arbeitsplatz für soundso viele Leute kostet
7 500 EUR im Jahr. Und die bekommen das Geld. Man weiß nicht genau,
wofür, wieso, weshalb, wie wird das eingesetzt. Lediglich, es wird das gemacht.
Es wird eine sinnvolle Hilfe sein, mag sein, und deswegen haben wir ja auch
zugestimmt. Aber das reicht mir nicht aus.
Dann habe ich die Unterstützung der Orthopädischen
Werkstätte in Bosnien. Die ist ein sehr positives Beispiel, weil wieder
lediglich die Materialkosten unterstützt werden, keine Personalkosten anfallen
und ganz zielgerecht auf die betroffenen Menschen hingearbeitet wird.
Das nächste Projekt: Ausbau des Sozial- und
Bildungszentrums in der Karpaten-Ukraine. Da laufen – ebenfalls positiv – keine
Personalkosten an. Warum hier die Subvention höher gewährt wird als beantragt,
verstehe ich nicht, aber mag sein, es ist nicht so ein großer Betrag.
Und so geht es weiter mit einigen Projekten, die
positiv sind, Global 2000 mit dem Tschernobyl-Projekt, und so weiter.
Und dann gibt es natürlich eine Fülle von Projekten,
die mir nicht so gefallen von der Konstellation her, von der Zusammensetzung,
wie es durchgeführt wird. Zum Beispiel das Familienhilfsprojekt in Moldawien,
eine ungemein gute Chance, den Menschen zu helfen, etwas Sinnvolles auf die
Beine zu stellen. Aber es werden erstens einmal 20 000 EUR beantragt,
die Subvention ist 22 000 EUR, ich verstehe nicht, warum, es steht
nirgends da. Es gibt keine genaue Kalkulation. Der Antrag ist in Englisch, wo
ich kein Problem habe, nur, muss das sein in Österreich, dass wir englische
Anträge hier bewilligen sollen? Also das Projekt ist gut, die Durchführung ist
mangelhaft.
Ein Projekt im Jemen. Ich verstehe einfach nicht, wie
man dieses Projekt, obwohl es natürlich Inhaltlich in Ordnung ist oder sinnvoll
ist, bewilligen kann. Da gibt es einen Brief, wo der Botschafter schreibt, er
hat das Spital besucht und hat gesehen, dass die Betten nicht in Ordnung sind.
Und dann kommt von diesem Lepra-Spital ein Schreiben, man möchte hundert Betten
und hundert Matratzen unterstützen und braucht dafür – den Betrag habe ich
jetzt gar nicht im Kopf – 10 000 US-Dollar. Das kann es doch nicht sein,
bitte, ein Brief, und dann steht drinnen, ja, der Botschafter wird es sich dann
schon wieder anschauen, ob das auch vorhanden ist. Also die Durchführung, die
Bewilligung, die Art, wie das Projekt läuft, ist für mich katastrophal. Man
sollte es eigentlich ablehnen, wenn es nicht so sinnvoll wäre, den Menschen,
die dahinterstehen, in der Situation zu helfen.
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