Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 95
hat und der uns sehr wichtig ist, damit im Bereich der Integrationspolitik etwas weitergeht, ist die Anrechnung jener Qualifikationen, die im Ausland erworben wurden. Ich denke, da sollte die Stadt Wien auch ein bisschen Vorbildcharakter haben. Da sieht es derzeit schlecht aus, da gibt es große Schwierigkeiten.
Ich möchte abschließend einen Antrag einbringen, der
auch nicht neu ist und auch im Zusammenhang mit dem Wiener
Antidiskriminierungsgesetz steht, das wir morgen im Landtag verabschieden, und
zwar einen Antrag betreffend Kampagne gegen Homophobie. Wir haben diesen Antrag
schon einmal gestellt, leider wurde er im zuständigen Ausschuss abgelehnt.
Wir denken, dass der Kampf gegen Diskriminierung von
Lesben, Schwulen und Transgender-Personen nicht nur eine Frage der Gesetze ist.
Man kann gar keine so guten Gesetze haben, als es nicht auch darum geht, welche
Symbolik eine Stadt setzt, welches Gewicht eine Stadt einem Gesetz, dem
Inkrafttreten eines Gesetzes gibt, wie eine Stadt ein Gesetz propagiert, wie
sie ein Gesetz kundmacht, wie sie ein Gesetz unter die Leute bringt.
Wir sehen, dass Lesben, Schwule und Transgender im
Alltagsleben natürlich sowohl rechtlich als auch faktisch diskriminiert werden.
Diese Diskriminierungen haben zur Folge, dass Anfeindungen und Phobien
gegenüber homo- und transsexuellen Menschen nach wie vor Alltag sind. Auch
Jugendstudien haben gezeigt, dass Lesben, Schwule und Transgender für viele
noch immer ein wesentliches Feindbild darstellen.
Ich denke, da ist es nur recht und billig, endlich
eine Kampagne gegen Homophobie seitens der Stadt Wien zu starten, und wir
bringen erneut den Antrag ein:
"Der Wiener Gemeinderat spricht sich dafür aus,
dass die Stadt Wien eine groß angelegte Kampagne gegen Trans- und Homophobie
durchführt, in der die Lebensweise von trans- und homosexuellen Menschen
positiv dargestellt wird.
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung des Antrags." - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Feldmann. - Bitte.
GRin Mag Barbara Feldmann (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte
Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Sehr geehrte Frau StRin Brauner!
Zu Beginn möchte ich ein paar persönliche Worte an Sie richten. Ich hatte nur
kurze Zeit das Vergnügen, mit Ihnen im Ausschuss zusammenzuarbeiten, und danke
Ihnen trotz einiger inhaltlicher Differenzen ideologischer und sachlicher Natur
für das professionelle und konstruktive Klima. Ich wünsche Ihnen Freude und
Erfolg in Ihrem neuen Tätigkeitsbereich und das auch im Namen meines
Ausschusskollegen Wolfgang Ulm.
Den ersten Schwerpunkt meiner Rede möchte auch ich
dem Thema Frauen und Frauenpolitik widmen. Im Bereich Gleichstellung der Frauen
ist sicherlich sehr, sehr vieles getan worden und vieles in die Wege geleitet
worden: Bei Gleichstellung und Vereinbarkeit, Alleinerziehung, Wiedereinstieg
ins Berufsleben. Es sind geeignete Werkzeuge geschaffen worden, wie zum
Beispiel Website, Gleichstellung.dot-info oder Alleinerziehung.at, Handbuch für
Betriebe, die in ihren Unternehmen Gleichstellung einführen wollen, oder der
WAFF mit dem Projekt "NOVA".
Es erfordert aber eine permanente Weiterentwicklung und
Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, um dem tatsächlichen Ziel der
Gleichstellung von Frauen wirklich nachzukommen. Es gibt ja nach wie vor
Problembereiche auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel, dass in Wien Frauen um
25 Prozent weniger verdienen als Männer. Um diesem Ziel näher zu kommen,
müssen wir einfach mehr und mehr die geeigneten Rahmenbedingungen schaffen.
Sehr geehrte Frau Stadträtin! Ich bin mit Ihnen
vollkommen einer Meinung, dass die individuelle Freiheit von Frauen gesichert
ist durch ihre ökonomische Unabhängigkeit.
Allerdings kann ich Ihre Meinung in Bezug auf das
Kindergeld nicht teilen. Sie sagten nämlich am 5. März 2004 im Vorfeld des
Internationalen Frauentages am 8. März, dass das Kindergeld viele Mütter
verleitet, länger zu Hause zu bleiben, was ihre Chancen am Arbeitsmarkt
schwäche. Mir gefällt in diesem Zusammenhang das Wort "verleitet"
nicht, denn es gibt ihnen vielmehr die Chance, zu Hause zu bleiben. Es darf
nämlich keine Schande sein, sich als Frau für eine Zeit mit Kindern zu
entscheiden. Und genau dieses Kindergeld bietet ihnen die Chance und gibt ihnen
gleichzeitig ökonomische Unabhängigkeit.
Ich möchte jetzt an diesem Punkt, vielleicht
unüblicherweise, aber ein paar Worte an Frauen verlieren, die bei der
Gleichberechtigung einfach zu kurz kommen. Es sind Frauen, die wählen, Mütter
zu sein und sich für die Erziehung ihrer Kinder entscheiden. Ich bewundere
diese Frauen aus tiefstem Herzen. Sie haben wenig Dankbarkeit und wenig
Anerkennung. Und das Kindergeld ist ein richtiger Schritt, diese Mütter, für
die Mutter-Sein eine Berufung ist (GRin Mag Sonja Wehsely: Es ist eine
Falle!) – es ist keine Falle –, in diesem Sinne als Beruf anzuerkennen. Man
kann doch nicht ganz einfach Frauen vorschreiben, dass sie Karriere machen müssen.
Das ist eine Falle! (Beifall bei der ÖVP und der GRinnen Brigitte
Reinberger und Barbara Schöfnagel.)
Ich möchte nicht sagen, dass diese Frauen ewig Mütter
bleiben sollen, denn auch ich als Mutter weiß, dass man nach einer gewissen
Zeit – und ich habe die Chance leider nur sehr kurz genossen – doch wieder ins
Berufsleben zurück einsteigen möchte, und dazu ist der Wiedereinstieg ins
Berufsleben mit aller Unterstützung zu ermöglichen.
Ich komme jetzt zu einem
Themenfeld, wo ich bitte oder anrege, dass die Ressorts in Zukunft übergreifend
zusammenarbeiten, nämlich dass eine entsprechende Betreuung und ein zeitgemäßes
Angebot an Betreuungseinrichtungen einfach notwendig ist. Es gibt hier die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular