Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 95
einer traditionell stark vertretenen Betriebsgröße in
Wien. Das zu den Förderungen.
Ich muss Sie noch mit einem Thema beschäftigen und
zwar geht es um die Hausbesorger. Dieses Thema war schon besprochen, aber ich
muss noch einmal darauf zurückkommen.
Durch die Abschaffung des Hausbesorgergesetzes durch
die schwarz-blaue Bundesregierung im Juli 2000 ist der Beruf des
Hausbesorgers zum Aussterben verurteilt. Mehr und mehr verschwindet der
Hausbesorger aus unseren Wohnhausanlagen. Die Stadt Wien hat versucht, die
totale Abschaffung zu verhindern, aber die Regierung hat alle Vorschläge
kurzerhand abgelehnt. Dass durch diese Maßnahme viele vollwertige Arbeitsplätze
vernichtet wurden, ist offensichtlich.
Im Jahre 2003 wurde die Hausbetreuung ins Leben
gerufen, zuständig für Reinigung und kleine Instandhaltungen. Diese können aber
den klassischen Hausbesorger nicht ersetzen. Es werden mittlerweile
360 Objekte mit 1 800 Stiegen von 204 Mitarbeitern betreut.
Ich möchte dazu nur noch einige Worte verlieren. Die
Bundesregierung hat keine soziale Ader, sonst hätte sie bei der Abschaffung der
Hausbesorger vielleicht anders gehandelt. Es sind vielleicht die Wohnungen
betreut, die Häuser betreut, aber nicht die Mieter. Wir haben in unseren
Gemeindebauten auch Mieter, die nicht sehr gut betucht sind, die vielleicht
schlechter verdienen, die Pensionisten mit kleinen Pensionen sind. Es gibt
sehr, sehr viele Vorfälle, wo ganz einfach eine Ansprechperson da sein sollte
oder muss. Ist Ihnen schon einmal eine Türe zugefallen und Sie haben den
Aufsperrdienst gebraucht? Sie wird es vielleicht weniger stören, aber eine
Pensionistin mit kleiner Pension, die dann zirka 180 EUR für den
Aufsperrdienst zahlen muss, wird das sehr hart treffen. Die zuständigen
Hausbesorger können da Hilfe leisten.
Oder ist Ihnen schon einmal ein Schlüssel in den
Aufzugschacht gefallen? Die Aufzugsfirma kommt schon, nur sie kommt später, sie
kommt in ein paar Stunden, sie teilt sich ihre Zeit ein, so wie sie es für
nötig hält oder für richtig. Der Hausbesorger steigt hinunter und holt Ihnen
den Schlüssel.
Ich kann Ihnen von einer Situation berichten. Es war
eine junge Frau, die hat ihr Baby in der Wohnung gehabt, war in der Waschküche,
der fiel der Schlüssel hinein. Sie können sich vorstellen, wie nervös diese
Frau war - es gab dort auch keinen Hausbesorger mehr - bis die Aufzugsfirma
kam. Sie hat etliche Telefonate geführt, dass sie schneller kommen, weil das
Baby in der Wohnung war. Das sind soziale Aspekte, die wegfallen. Da ist
niemand da, der die Mieter betreut! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir haben in unseren
Gemeindewohnungen auch sehr viele Behindertenwohnungen. Durch unser Sozialwesen
sind die natürlich sehr, sehr gut betreut, aber sie sind nicht rund um die Uhr
da. Es kann einmal eine Glühbirne ausfallen. Es ist einmal ein Liter Milch
vergessen worden zu kaufen. Der Behinderte tut sich schwer. Der Hausbesorger
springt auch da ein. (GR Dr Herbert Madejski: Er hat ja keine
Anwesenheitspflicht!)
Ich könnte Ihnen noch und noch Beispiele bringen. Ich
könnte schon ein kleines Büchlein schreiben. (Aufregung bei der ÖVP und der
FPÖ.)
Aber vielleicht noch ein ganz anderes Thema. Wie hat
denn im letzten Winter die Schneeräumung ausgeschaut? Abgesehen von der Stadt
Wien, wo sie klaglos funktioniert, aber dort, wo es keine Hausbesorger mehr
gibt, hat sie auch nicht funktioniert. Man ging bis zu den Knöcheln im Schnee.
Die Firmen sind nicht gekommen, sie sind später gekommen. Das sind Tatsachen,
das sind keine Erfindungen von mir. (Beifall bei der SPÖ. – StRin Karin
Landauer: Das ist Ihre erste Rede und Sie stellen sich da her und schütten uns
an, das ist ein Wahnsinn! Das sind ja keine Tatsachen!) Doch!
Vorsitzender GR Günther Reiter (unterbrechend):
Entschuldigung, Frau Kollegin! Wir haben gewisse Gepflogenheiten.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie wissen, es
ist ihre erste Rede. Ich bitte, dies zur Kenntnis zu nehmen. (Aufregung bei
der FPÖ.)
GRin Hedwig Petrides (fortsetzend):
Darf ich vielleicht noch ein paar Worte zur Hausbetreuung verlieren, die an und
für sich recht gut funktioniert? Nur, der Aspekt, dass sie so viel billiger ist
wie ein Hausbesorger, das, glaube ich, wird sich nicht mehr lange halten
können. Jede Extraarbeit kostet extra. Starke Verunreinigungen hat der
Hausbesorger, bis auf wenige Arbeiten, die er extra bezahlt bekam, sofort
weggeputzt. Die Reinigungsfirmen müssen kommen, müssen aber auch extra bezahlt
werden. Es ist mehr Personalaufwand nötig und wird vielleicht daher auch mehr
kosten.
Ich hoffe, dass es vielleicht doch noch in
irgendeiner Form eine Lösung geben wird und es vielleicht irgendwann zum Wohle
unserer Mieter wieder Hausbesorger geben wird. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme damit auch schon zum Schluss. Ich könnte
noch viel, viel mehr Beispiele bringen. Ich möchte aber noch ganz zum Schluss
dem zuständigen StR Werner Faymann für seine geleistete Arbeit, seinem Team und
allen Beamten für die Arbeit danken. Ich hoffe, Sie lassen sich nicht beirren
und werden weiterhin zum Wohl der Menschen in unserer Stadt arbeiten. - Danke
schön. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist der amtsf StR Werner Faymann. Ich erteile ihm das Wort.
Amtsf StR Werner Faymann: Herr Vorsitzender!
Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Lassen Sie mich nur zwei oder drei offene Fragen, die
auch neu dazu gekommen sind, zu den vielen Anfragebeantwortungen, die wir
ohnehin schon durchgeführt haben, kurz ansprechen.
Eine sehr wichtige, die der
Rücklagen. Der Kollege Wagner, aber auch der Kollege Fuchs haben sich mit den
Rücklagen beschäftigt. Der Herr GR Wagner hat dann auch ein bisschen
ausgeführt, wie er meint, dass es sich mit den Rücklagen in unserem Ressort
verhält. Da möchte ich Ihnen nur eine Zahl sagen: Also ungefähr
400 Millionen EUR Rücklagen stehen 950 Millionen EUR
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