Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 95
eigentlich alles super sein. Aber insgesamt gilt auch für dieses Ressort – und das sind sehr viele Einzelbeispiele gewesen, die ich aufgezählt habe –, dass man mit Mietern und Mieterinnen, im Gemeindebau vor allem, sehr viel freundlicher umgehen könnte, indem man die Leute rechtzeitig informiert.
Als letzten Punkt sage ich noch einmal und
wiederhole: Ich bitte die Sozialdemokratie wirklich umzudenken in Bezug auf die
Öffnung der Gemeindebauten und auch in diesem Bereich ein Konzept zu
erarbeiten, das einer modernen Stadt im laufenden Jahrhundert entspricht, so
wie das bei anderen Städten üblich ist.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Herr Kollege! Ihre
Redezeit ist um. Ich bitte Sie, zum Ende zu kommen.
GR David Ellensohn (fortsetzend): Jetzt wäre ich gerade fertig gewesen und hätte nur
noch sagen müssen: Danke. (Heiterkeit und
Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Fuchs gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Georg Fuchs (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Meine
Damen und Herren!
Eigentlich bin ich schon ein bisschen verwundert, dass
bei so einem wichtigen Thema, wo es um so viel Geld geht und wo eigentlich die
Sozialdemokratie sich auf ihre Fahnen heftet, für eine Wohnbauförderung zu
kämpfen, die Reihen komplett leer sind. Es ist eine Schande, meine Damen und
Herren von der Sozialdemokratie. Sie sind nicht einmal anwesend, Wohnen,
Wohnbau und Stadterneuerung interessieren Sie nicht. (Beifall bei der ÖVP.)
Herr Bürgermeister! Ich würde Sie ersuchen,
vielleicht sprechen Sie einmal ein Machtwort, damit für das, wofür Sie immer
eintreten, für dieses Wohnen, für dieses gerechte Wohnen, Wohnen für alle und
dass die Stadt saniert wird, auch bei Ihren Mandataren das Interesse in Zukunft
vorherrschen wird.
Wenn man die Gesamtlage betrachtet, meine Damen und
Herren, so weiß man, dass der Bund jährlich 460 Millionen EUR zur
Aufrechterhaltung für den Wohnbau, für die Stadterneuerung, für die
Infrastruktur, aber auch für den sozialen Bereich, für die Zuwendungen von
Beihilfen nach Wien abtritt. Diese Regelung ist im Zuge des letzten Finanzausgleichs
gemacht worden. Österreichweit beträgt dieses Volumen der Bundeszuschüsse für
Wohnbau und Infrastruktur 1 780 Millionen EUR. Dazu kommen noch
783 Millionen EUR zur Aufrechterhaltung beziehungsweise zur
Wiederherstellung des Gleichgewichtes im Haushalt.
Wie gesagt, der Bund gibt jährlich 450 Millionen EUR,
das ist der Anteil Wiens, weil es notwendig ist, Arbeitsplätze zu sichern, die
Wohnversorgung zu garantieren und natürlich auch – das ist ganz besonders
wichtig und ein großes Merkmal – die Treibgasreduktion zu erreichen.
Faktum ist: Der Bund hat in all den Jahren, für die
er den Finanzausgleich zugesagt hat, diese Beträge immer überwiesen und somit
seine Zusage eingehalten. Wie schaut es jetzt mit Wien aus? Was hat Wien daraus
gemacht?
Meine Damen und Herren! Wenn wir den
Rechnungsabschluss ansehen, so wissen wir, dass das Land Wien, die Stadt Wien
im Bereich der Wohnbauförderung, im Bereich der Sanierung
30 Millionen EUR weniger ausgegeben hat, als dies im Voranschlag
gestanden ist. Und das, meine Damen und Herren, obwohl noch – ich sage das ganz
offen – zusätzliche 450 Millionen EUR auf der hohen Kante liegen. Das
heißt, anscheinend hat die Stadt Wien dieses Geld für irgendwelche anderen
Dinge reserviert. Das sind Rücklagen, meine Damen und Herren, obwohl es ganz,
ganz notwendig gewesen wäre, diese im Jahr 2003 für die Nachhaltigkeit im
Baubereich einzusetzen. Das wäre ein wirtschaftliches Instrument gewesen, um
die Erfolgschancen – das sage ich ganz offen – der Klein- und Mittelbetriebe zu
verbessern und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen.
Wenn ich vom ökologischen Bereich spreche, so meine
ich ganz gezielt nicht nur die eine Maßnahme TEWOSAN, die im letzten Jahr
verbessert worden ist – die ist klarerweise notwendig gewesen, denn sonst werden
wir dieses Kyoto-Ziel der Stadt nie erreichen –, sondern ich meine auch andere
Bereiche, in denen es um einen niederen Energiebedarf geht, um eine ökologische
Haustechnik und eine ganzheitliche Planung für alle Gebäude, die in unserer
Stadt errichtet werden. Es geht aber auch um die Errichtung dieser Anlagen und
Gebäude mit Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen.
Das sollte eigentlich das Ziel sein, die
Wohnbauförderung in Wien ökologisch zu gestalten. Da sind andere Bundesländer,
meine Damen und Herren, bereits weit, weit voraus. Ich denke nur an
Oberösterreich, das in Form des Energiepasses die ökologische Wohnbauförderung
bereits komplett eingerichtet hat, oder an Niederösterreich, wo nur jener
gefördert wird, der absolut energiesparend baut, wo absolut eine ganzheitliche
Planung vorherrscht, wo absolut auch nachwachsende Rohstoffe verwendet werden.
Ich weiß schon, dass das nicht von heute auf morgen
geht, aber, meine Damen und Herren, es muss die Zielsetzung da sein, es muss
ein Konzept da sein. Und das hat in Wien gefehlt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine
Damen und Herren! Wenn ich sage, dass 450 Millionen EUR Rücklagen da
sind, die als Wirtschaftsfaktor gesehen werden müssen, aber nicht verwendet
worden sind, dann frage ich Sie: Haben Sie es denn nicht notwendig gehabt?
Schauen Sie sich bitte die Arbeitslosenzahlen an. Schauen Sie sich an, dass wir
in den Bezirken noch Substandardwohnungen haben, mit WC am Gang. Das ist ja
kaum zu glauben! Das ist nicht statistisch mit Kategorie D ausgewiesen, sondern
dort wohnen Menschen, die auf den Gang gehen müssen, um dort ihr Wasser zu
holen oder dort auf ihr WC zu gehen. Das ist doch im Jahr 2004 bitte
unzumutbar! Hier hat es keine bezirksweisen Aktionen gegeben. Es hat zwar
teilweise ein bisschen da, ein bisschen dort etwas gegeben, aber ein
gesamtheitliches Konzept zur
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