Gemeinderat,
44. Sitzung vom 29.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 95
(Wiederaufnahme um 9.00 Uhr.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich wünsche Ihnen einen sehr, sehr schönen guten
Morgen!
Wir nehmen die Sitzung des Gemeinderates wieder auf.
Entschuldigt sind Herr GR Römer – er ist bis
14 Uhr in der konstituierenden Sitzung der Arbeiterkammervollversammlung –
und Herr GR Dr Ulm. Er ist heute krank und kann daher nicht kommen.
Die Beratung des Rechnungsabschlusses der
Bundeshauptstadt Wien für das Jahr 2003 wird fortgesetzt.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung.
Ich schlage vor, die Debatte zur Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung mit der Postnummer 3, das ist der
Jahresabschluss der Unternehmung Stadt Wien – Wiener Wohnen für das Jahr 2003,
gemeinsam durchzuführen, die Abstimmung über den Voranschlag der
Bundeshauptstadt Wien und den Jahresabschluss der Unternehmung Stadt Wien –
Wiener Wohnen jedoch getrennt vorzunehmen.
Wir dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der
Fall. Ich darf die Damen und Herren des Gemeinderates ersuchen, so vorzugehen.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung. Zu Wort gemeldet ist Herr GR Ellensohn.
Ich erteile ihm das Wort.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im
Rathaus): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Erstredner zu sein früh am Morgen am zweiten
Budgettag ist – die Damen und Herren auf der Tribüne bekommen das mit – ein
bisschen schwierig. Aber ich mache jetzt nicht den anderen Fraktionen einen
Vorwurf, auch wir sind nicht vollständig vertreten, und da wäre es ein bisschen
unfair, wenn ich jetzt behaupten würde, dass die anderen Fraktionen diesen
Punkten wenig Beachtung schenken. Nur zur Erklärung für die Tribüne: Wir waren
gestern alle von 9 Uhr früh bis 20 Minuten nach 23 Uhr hier, und
auch heute werden wir mindestens 12 Stunden anwesend sein und morgen
wieder und übermorgen wieder. Das nur, damit man auch auf der Tribüne mitbekommt,
warum nicht alle 100 Gemeinderäte und Gemeinderätinnen anwesend sind.
Wir sind mitten in der Rechnungsabschlussdebatte
2003, Themenbereich Wohnen. Ich fange gleich an mit Wiener Wohnen –
212 000 bis 220 000 Wohnungen; die Zahlen divergieren ein bisschen –
und komme zu ein paar Kritikpunkten, die die GRÜNEN auch im vergangenen Jahr
öfter geäußert haben, aber es ist Usus, dass die Punkte zusammengefasst bei der
Rechnungsabschlussdebatte vorgetragen werden.
Ich habe mir, wie jedes Jahr, auch die Mühe gemacht,
die Debatte des Vorjahres durchzulesen, und werde mich dann, wenn ich mich
wieder hinsetze, daran begeben abzuhaken, welche Sachen, die gesagt werden, die
gleichen sind wie im Vorjahr. Wir werden wieder allerhand hören, was man
hervorragend gemacht hat in der Stadt – das ist unzweifelhaft auch wahr –, und
sehr viel von der Kritik wird sich wiederholen. Ich werde versuchen, ein paar
andere Punkte anzusprechen als im Vorjahr, denn sonst ist es mir ein bisschen
fad.
Wiener Wohnen: Was uns nicht gepasst hat im Vorjahr
und was glücklicherweise zumindest eingebremst werden konnte, ist die Anzahl
der Delogierungen bei Wiener Wohnen. Wir haben zwar einen stetigen und einen
etwas schnellen Anstieg gehabt über die Jahre, im Vorjahr ist die Zahl nicht
mehr explodiert, trotzdem glauben wir, dass wir ein Konzept brauchen, damit
auch die Delogierungen, vor allem im Bereich der Sozialwohnungen, gesenkt
werden können. Es sind immer noch über 1 000 Wohnungen und geschätzte
2 000 bis 3 000 Personen, die es trifft, die bei Wiener Wohnen
jährlich delogiert werden. Nach unserer Meinung wäre es eine große Aufgabe für
Wiener Wohnen, dafür zu sorgen, dass diese Zahl nicht nur nicht steigt, sondern
in Zukunft sinkt.
Ein anderer Punkt, der uns bei Wiener Wohnen nicht
gefallen hat und immer noch nicht gefällt, ist die ständige Ausgliederung von
einzelnen Bereichen. Ich komme einmal mehr auf das Call-Center zu sprechen. Das
Call-Center verursacht mittlerweile nicht nur Erfolgsmeldungen –
hunderttausendster Anrufer, glaube ich, innerhalb von einem halben Jahr –,
sondern verursacht auch Probleme. Die ARGE Vienna Call kann natürlich nicht so
qualifiziertes Personal für Wohnfragen haben, als es die Beamten und Beamtinnen
von Wiener Wohnen selber sind oder in dem Fall waren. Das Personal kennt sich
bei vielen Fragen schlicht überhaupt nicht aus.
Die Kollegin Susi Dietl, Klubobfrau in Floridsdorf,
hat sich um ein Lokal umgeschaut und hat bei mehreren Gemeindebauten
leerstehende Lokale gefunden. Sie wollte einfach nur wissen, was es kosten
würde, ein Lokal anzumieten. Sie hat beim Call-Center angerufen. Die haben
zunächst einmal nicht verstanden, worum es geht. Sie hat es lang und
ausführlich erklärt, und es wurde ihr ein Rückruf zugesagt. Am Tag danach war
natürlich nichts, eine Woche danach war nichts, sie hat wieder angerufen, es
war natürlich jemand anderer dran, der hat sich wieder nicht ausgekannt, die
gleiche Geschichte wieder von vorne. Das ist nur ein kleines Beispiel, um zu
zeigen, wie es funktioniert. Eine Woche später ist sie zurückgerufen worden von
einer dritten Person, die wieder nicht gewusst hat, worum es geht, und so
weiter. Nachdem sie viermal mit dem Call-Center Kontakt hatte, hat sie es
aufgegeben und einen Brief direkt an Wiener Wohnen geschrieben. Sie hofft
jetzt, dass die Frau Strassl, die Chefin von Wiener Wohnen, dieses Problem
lösen kann. Immerhin will jemand nur etwas anmieten von Wiener Wohnen. Es hat
aber bis jetzt die Möglichkeit nicht gegeben, weil es schlicht nicht möglich
war, in Erfahrung zu bringen, was diese Geschäftslokale kosten. Jetzt wäre es
doch schade, wenn sehr viele Immobilien, sehr viele Büros unvermietet blieben,
schlicht, weil man die Auskunft nicht bekommt.
Der Hauptpunkt beim Call-Center
war aber immer: Man kann nicht als Gemeinde Wien und als SPÖ Wien gegen die
McJobs auftreten, die Working Poor bejammern, also Menschen, die viel arbeiten
und trotzdem von
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