Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 121
kein Ausländerproblem dar, sondern können sich in
Form der integrierten Zuwanderung in die Kommune einfügen.
Ich denke, die Sozialdemokraten erkennen diese kurze
Passage, die ich jetzt vorgelesen habe, wieder und wissen, woraus ich zitiert
habe. Und ich appelliere jetzt an Sie, dass Sie das auch tatsächlich ernst nehmen
und dass Sie dafür sorgen werden, dass die MA 11 diese Weisung
zurücknehmen muss.
Ich möchte Ihnen auch einiges zur Kenntnis bringen,
was andere Organisationen zu dieser Weisung gesagt haben. Ich habe vor mir eine
Aussendung von SOS-Mitmensch. SOS-Mitmensch verlangt von der zuständigen StRin
Grete Laska die unverzügliche Herstellung des gesetzlichen Zustandes. Die
Stadträtin solle per Weisung klarstellen, dass die Stadt Wien ihrer
Obsorgepflicht uneingeschränkt nachkommt und das Jugendwohlfahrtsgesetz für
alle Minderjährigen zur Anwendung bringt. – Soweit SOS-Mitmensch zu dieser
Geschichte.
Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie, unterschrieben von Univ Prof Dr Ernst Berger, schreibt
ebenfalls an die Frau Vizebürgermeisterin einen Brief, der so endet: "Ich
darf Sie daher ersuchen, eine Überprüfung der aktuellen Regelung zu
veranlassen."
Die Asylkoordination Österreich schreibt einen Brief
an den Herrn Bürgermeister, in dem sie ganz Ähnliches fordert.
Die Stellungnahme der Kinder- und Jugendanwaltschaft
betreffend die minderjährigen Flüchtlinge in Österreich lautet: "Die
Kinder- und Jugendanwaltschaft Wien sieht aus diesem Grund, anders als im
Protokoll der leitenden SozialarbeiterInnen in der MAG ELF, sehr wohl die
Verpflichtung zur Übernahme der Obsorge auch über das 14. Lebensjahr der
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge hinaus."
Ich möchte Sie daher bitten und auffordern,
entsprechend den kommunalpolitischen Grundlagen der Sozialdemokratischen Partei
meinem Antrag nachher zuzustimmen und sich auch der Meinung der Kinder- und
Jugendanwaltschaft, der Meinung von SOS-Mitmensch, der Meinung von
Univ Prof Dr Ernst Berger und der Meinung der Asylkoordination
anzuschließen. Ich hoffe, dass Sie meinem Antrag, den ich nunmehr einbringe,
zustimmen werden. Die Begründung lese ich nicht vor. Der Beschlussantrag
lautet:
"Stadträtin Laska wird aufgefordert, dafür zu
sorgen, dass die Weisung, der zufolge für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge von der MA 11 kein Obsorgeantrag zu stellen ist,
zurückgenommen wird. Jeder unbegleitete minderjährige Flüchtling wird
entsprechend den Richtlinien und Qualitätsstandards der Jugendwohlfahrt
untergebracht und das Jugendamt übernimmt alle gesetzlich definierten Aufgaben
der Obsorge."
In formeller Hinsicht beantrage ich die sofortige
Abstimmung dieses Antrages.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Das waren jene
zwei Bereiche, die mir für den heutigen Tag am wichtigsten erschienen sind. Ich
denke, es wird in den kommenden Jahren und vor allem beim nächsten
Finanzlandesausgleich darum gehen, darum zu kämpfen, dass die Schule wieder
einen Qualitätsstandard erreicht, der für uns Abgeordnete in Wien vertretbar
ist, und dass tatsächlich wieder Chancengerechtigkeit hergestellt wird. Und ich
denke, es wird in den nächsten Jahren auch weiter darum gehen, die
unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge so zu betrachten und ihnen so
entgegenzutreten, wie wir das auch den österreichischen Kindern gegenüber tun.
Da gehört Gleichbehandlung hergestellt. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist GR Walter Strobl. – Bitte.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Das Ressort ist, zumindest für den Rechnungsabschuss,
noch ein sehr großes. Das spiegelt sich daher auch in den Zahlen entsprechend
wider. Das Gesamtdefizit von 162 Millionen EUR ist nicht so ohne. Und
selbst wenn man die neu geschaffene Magistratsabteilung 15A weglässt, kommt man
noch immer auf 80 Millionen EUR, die als Defizit ausgewiesen werden
müssen.
Jetzt kommt aber etwas sehr Eigenartiges dazu, das
schon ein bisschen den sorglosen Umgang mit sehr sensiblen Bereichen insgesamt
aufzeigt, weil es gleichzeitig zu Minderausgaben in einigen kleinen Bereichen
gekommen ist. Ich werde dann noch näher darauf eingehen.
Was die Schule betrifft, so unterscheide ich mich von
meiner Vorrednerin dahin gehend, als ich nicht ganz nachvollziehen kann, was
Frau GRin Jerusalem gemeint hat, wenn sie sagt, ob 700 Dienstposten mehr
im Sinne des Beschlusses des Kollegiums oder nicht, ist so gut wie Cholera oder
Pest. (GRin Susanne Jerusalem: Nein, da
haben Sie mich missverstanden!) Da konnte ich mich nicht ganz orientieren.
Wir glauben ganz einfach, dass man dem zustimmen kann – und es hat
diesbezüglich auch, bis auf die Grünen,
eine Zustimmung aller anderen Fraktionen gegeben –, weil es eben ein Antrag an
die Landesregierung ist mit der Überlegung, 700 zusätzliche Dienstposten zur
Verfügung zu stellen. Mit jedem Lehrer mehr sind wir natürlich einverstanden,
bei gleicher Überlegung für alle Bundesländer, dass es eben – und das haben Sie
ja sehr detailliert ausgeführt – sehr konkrete Vereinbarungen zwischen den
Landeshauptleuten und dem Finanzminister im Jahr 2000 gegeben hat.
Nun, es hat aber tatsächlich im
Herbst 2003 zumindest ein kleines Desaster gegeben, das ich nicht so sehr darin
sehe – denn das könnte man ja noch als Glücksfall deuten –, dass
700 LehrerInnen oder auch Direktorinnen und Direktoren vorzeitig in
Pension gegangen sind; als Glücksfall insofern, als es genau die Zahl war – und
das ist das eigentliche Desaster oder fast ein kleiner Skandal –, als es genau
die 700 Dienstposten waren, die es zu viel an den Wiener Schulen gegeben
hat und von denen kein politisch Verantwortlicher zu diesem Zeitpunkt gewusst
hat. Denn es kann ja nicht sein, dass erst im Zuge der Diskussionen über die
Zahlung der Gehälter für die
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