Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 121
Schlamperei gegenüber Hilflosen und
Pflegebedürftigen, vor allem alten Menschen! (Beifall bei der ÖVP.)
Das ist - ich meine es genau so - permanente
Pflichtverletzung gegenüber Hilflosen, Pflegebedürftigen und alten Menschen.
Das ist - ich meine es genau so - andauernde Verletzung der Menschenrechte
gegenüber Hilflosen, Pflegebedürftigen und alten Menschen. Glauben Sie ja
nicht, dass ich damit das Personal meine, weil das Personal hat unter den
schwierigen Umständen großteils Enormes geleistet! Ich meine Sie, die politisch
Verantwortlichen! Sie tragen in dieser Stadt die Alleinverantwortung und Sie
haben die Pflicht und den Auftrag, darüber zu wachen, dass die Hilflosen,
Pflegebedürftigen und alten Menschen mit Verantwortung, mit Sorgfalt, mit
Pflichtgefühl, mit den gebührenden Menschenrechten, aber vor allem mit Achtung
und Liebe behandelt werden und haben dazu eben die personellen und die
strukturellen Maßnahmen vorzusehen! Diese pflegebedürftigen Menschen haben auch
ein Recht darauf, dass der Herr Bürgermeister nicht wegschaut, sondern dass er
hinsieht! Diese Menschen haben ein Recht darauf, dass der Bürgermeister dafür
sorgt, dass nicht nur 20 Prozent, sondern 100 Prozent eines Antrags
des Gemeinderats erfüllt werden! (Beifall
bei der ÖVP.)
Diese Menschen haben ein Recht darauf, dass der
Bürgermeister nicht wartet, dass irgendwo etwas passiert, aber auch dann nichts
passiert, außer dass die Öffentlichkeit eingeschaltet wird. Herr Bgm Dr Häupl,
Köpfe auszutauschen und zu meinen, damit Skandale zu bereinigen, ist zu wenig!
Herr Bgm Dr Häupl, Kommissionen abzuwürgen, wie die Geriatriekommission, die
Untersuchungskommission, und damit zu meinen, der Skandal wäre aus der Welt
geschafft, ist Ihre reale Fehleinschätzung!
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Frau Kollegin Korosec, auch Sie darf ich bitten, zum Ende
zu kommen.
GRin Ingrid Korosec
(fortsetzend): Ich komme zum
letzten Satz. Herr Bürgermeister, die Opposition niederzuwalzen und damit zu
meinen, der Demokratie Genüge zu tun, ist Ihr großer Irrtum! Glauben Sie mir,
die Zukunft wird uns Recht geben! (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr Dr Serles
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Dr Wilfried Serles (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau
Vorsitzende! Herr Vizebürgermeister! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Der Rechnungsabschluss des Jahres 2003 ist als die in
Zahlen gegossene Politik für diese Stadt, für Wien, eine Katastrophe! Herr VBgm
Dr Rieder, der Rechnungsabschluss 2003 stellt Ihnen für Ihre Politik
tatsächlich ein katastrophales und vernichtendes Zeugnis aus!
Wir haben im Zuge dieser Debatte bereits gehört, dass
die Kosten für Sozialhilfe explodiert sind. Ein Beweis für das Scheitern der
Beschäftigungspolitik in dieser Stadt! Da kann man es sich nicht so einfach
machen und argumentieren, alles was in Wien an Arbeitsplätzen verlorengegangen
ist, hat die Bundesregierung verursacht und hat der Bund eingespart. Das
Gegenteil ist der Fall! Wir haben hier in Wien ein hausgemachtes Versagen in
der Beschäftigungspolitik und ein hausgemachtes Versagen der
SPÖ-Wirtschaftspolitik in dieser Stadt!
Wir haben bereits gehört, dass der Betriebskostenzuschuss
für die Abgeltungen im Krankenanstaltenverbund explodiert ist. Ein Zeichen für
langjährige, fehlende Strukturreformen in Wiens Spitälern. Um diese
dramatischen Ausfälle zu finanzieren, hat der Herr Vizebürgermeister Maßnahmen
ergriffen, die erklärbar sind, die aber die Spirale des Niedergangs in dieser
Stadt weiterhin verstärken. Der Herr Vizebürgermeister hat bei den investiven
Ausgaben die Notbremse gezogen, bei den kommunalen Investitionen, bei der
Wohnbauförderung, bei der Wirtschaftsförderung insgesamt, im Bereich der
Arbeitsmarktpolitik, beim Investitionskostenzuschuss für den
Krankenanstaltenverbund und auch bei den investiven Ausgaben für den
U-Bahn-Bau. Wenn der Herr Vizebürgermeister - Sie haben das heute getan - vor
den Gemeinderat tritt und sagt, das sei alles nicht so, sondern diese Ausgaben
und Bauprojekte seien nur ins nächste Jahr verschoben worden und das käme schon
noch alles, fallen wir, Herr Vizebürgermeister, auf diesen Schmäh schon lange
nicht mehr herein. Das ist eine billige Argumentation, die Ihr Versagen nicht
kaschieren kann. Der Rechnungsabschluss 2003 beweist daher, dass Wien zentrale
Aufgaben im Bereich der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik nicht mehr
erfüllen kann.
Wir haben den gesicherten Eindruck, dass der Herr
VBgm Dr Rieder der erfolgloseste Finanzlandesrat, gleichzeitig aber der am
meisten überschätzte Finanzlandesrat in Wien seit 1945 ist. Lassen Sie mich die
Beweise dafür kurz zusammenfassen: Herr VBgm Dr Rieder, Sie haben in den
letzten drei Jahren eine falsche, weil prozyklische Budgetpolitik gemacht. Sie
haben bei den kommunalen Investitionen insgesamt gespart. Das müssen Sie
verantworten! Die Investitionsquote ist seit Jahren im Sinkflug. Im Gegensatz
dazu - das ist festzuhalten - sind die Infrastrukturinvestitionen des Bundes in
den letzten drei Jahren um 640 Millionen EUR gestiegen. So schaut die
Bundesregierung auf die Wienerinnen und Wiener. Das, was in Wien
nachfragewirksam passiert, ist tatsächlich zu einem großen Teil den
Investitionen des Bundes zuzuschreiben. Herr VBgm Dr Rieder, Sie haben daher
die Verantwortung dafür, dass Sie durch diese falsche prozyklische
Budgetpolitik Abschwungtendenzen, die in Wien vorhanden sind, zusätzlich
verstärkt haben!
Beweis Nummer zwei, Herr Vizebürgermeister: Sie haben
in den letzten drei Jahren die Wirtschaftsförderung laufend gekürzt, seit dem
Jahr 2001 laufend gekürzt, die Nahversorgungszuschüsse, die
Innovationsförderung. Sie haben die Telematikförderung einfach abgeschafft und
haben die Strukturverbesserungsaktion um ein Drittel gekürzt, was sich wiederum
dämpfend auf neue Arbeitsplätze in Wien auswirkt.
Beweis Nummer drei, Herr
Vizebürgermeister: Die Wiener Lehrlingspolitik ist gescheitert. In Wien kommen
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