Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 121
Wenn wir weitergehen und beurteilen, dass es jetzt die zwei Stadtratswechsel in der Regierung gegeben hat und Sie offensichtlich in der Öffentlichkeit den Eindruck vermitteln, mit dieser kosmetischen Veränderung wird in Zukunft alles in die richtige Richtung geführt werden können, dann werden Sie sich täuschen. Es sind in Wirklichkeit die falschen Bereiche, die Sie ausgewechselt haben, wenn man das Wirtschaftsversagen hernimmt, wenn man das Versagen am Arbeitsmarkt- und am Sozialsektor hernimmt. Da haben Sie in Wirklichkeit bei den falschen Bereichen gewechselt.
Natürlich muss man auch der scheidenden StRin
Pittermann mit auf den Weg geben, dass sie in Wirklichkeit die Kröte schlucken
musste, die ihr StR Rieder eingebrockt und hinterlassen hat. Das wird alles vom
Tisch gewischt, aber es ist leider Gottes traurige Realität. Das Mauern, das
Vertuschen, das Blockieren ist gang und gäbe und wird von Ihnen gelebt. Das ist
Ihre Methodik nach dem Motto: "Wir sind wir, wir haben die absolute
Mehrheit und da können wir eh drüberfahren und es wird schon irgendwie
gelingen, den Menschen wieder ein X für ein U vorzumachen."
Wenn man jetzt nicht nur die Preiserhöhung der
Kindergärten hernimmt, sondern vielleicht auch einmal hineinschaut, dass Sie
als Stadtregierung auch die Ladenöffnungszeiten in diesem Bundesland und in
unserer Stadt umgesetzt haben, stellt man sich die Frage, wo Ihre soziale
Verantwortung für Mütter mit Kindern ist, die im Arbeitsprozess stehen,
flexible Kindergartenzeiten in dieser Stadt möglich zu machen, neben dem
Umstand, dass es in Niederösterreich einen kostenlosen Kindergarten gibt. Davon
wollen Sie ohnedies nichts wissen, diese sozialpolitische Maßnahme in Wien
umzusetzen. (GR Johann Driemer: Den gibt
es in Wien auch!) Sie sind jene politische Kraft in Wien, die die
Ladenöffnungszeiten für das Bundesland umgesetzt hat. Heute sind
80 Prozent der Frauen Handelsangestellte, die oftmals Mütter sind, die
teilweise bis 21 Uhr am Abend arbeiten müssen, oftmals auch
Alleinerzieherinnen sind und nicht wissen, wohin sie ihr Kind geben sollen,
wenn keine Mutter da ist, die aufpassen kann. Das ist Ihre sozialpolitische
Verantwortung! Keine Flexibilität, keine Abfederungen, keine Hilfe für die
alleinerziehenden Mütter dieser Stadt! Das ist genau der Ansatz, den Sie leben!
Das ist soziale Verantwortlichkeit, die Sie leben! Sie machen nichts in diesen
Bereichen! Sie sind nicht willens, in diesem Bereich den betroffenen Menschen,
den Frauen, den allein erziehenden Müttern in unserer Stadt zu helfen! (GR Dr Alois Mayer, die aktuelle
Tageszeitung "Kurier" mit der Überschrift "Widerstand gegen
längere Arbeitszeiten" herzeigend: Ist das Ihre Antwort darauf?)
Was für eine Antwort? Ich verstehe schon, dass Sie
sich viel lieber damit auseinander setzen, gerade Ihr Kollege Strobl und
vielleicht auch die StRin Laska, natürlich im Zusammenspiel mit der ÖVP, dass
man 60 neue Spielhöllen in dieser Stadt ermöglicht hat, Spielhöllen von
Novomatic, wo "Imbiss-Snack" auf den Glasspiegeltüren steht, wo man
in Wirklichkeit Gesetzesumgehung gelebt hat, wo das kleine Glücksspiel
überhaupt nicht mehr gelebt wird, sondern man dort gesetzeswidrig Automaten
aufstellt, wo keine Kontrolle stattfindet. Man fragt sich, wo denn da die
Kontrolle ist, die einmal in diese Spielhöllen der Stadt hineinschaut. Das
beschäftigt Sie viel mehr, weil Sie offensichtlich Tourismusinteressen in
dieser Stadt leben. Die Menschen interessieren Sie nicht.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner
(unterbrechend): Herr GR Strache, ich bitte Sie, zum Ende zu kommen.
GR Heinz-Christian Strache (fortsetzend):
Ich komme zum Schluss. Das rote Wien ist heute die wirtschaftliche Bremse in
Österreich. Die Betriebe flüchten ins Umland, das ist Faktum, oder gehen auf
Grund des hausgemachten Problems, das Sie hier hinterlassen haben, in Konkurs.
Die Sozialpolitik ist durch Ihre politische Verantwortung am Gefrierpunkt
angelangt, durch keine andere! Die Arroganz der Macht gleicht fast schon dem
Absolutismus! Selbstherrlichkeit ist das, was Sie leben! (GRin Barbara Novak: Und das ist lauter heiße Luft, was Sie reden!)
Ich habe
gesagt, ich bin keiner, der die Realität verweigert. Ich kann Ihnen sagen, wir
werden in dieser Stadt alles daransetzen, den Menschen die Augen zu öffnen, wer
wirklich für diese Mankos verantwortlich zu machen ist. Ich kann Ihnen
versichern, ich werde alles daransetzen und mich wirklich leidlichst bemühen,
in dieser Stadt den Menschen Frischluft und Zukunftsperspektiven näher zu
bringen, zu zeigen, dass es Unterschiedlichkeiten zwischen Bundesverantwortung
und Stadtverantwortung gibt! Herr Oxonitsch, es wird Ihnen nicht entgangen
sein, diese Unterschiedlichkeit gibt es und wir in Wien werden dieser
Unterschiedlichkeit auch sehr selbstbewusst die nächsten Wochen und Monate
leben und den Menschen die Augen öffnen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als
nächster Redner ist Herr GR Friedrich Strobl gemeldet. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Friedrich Strobl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Die letzten Worte von
Ihnen, Herr Kollege Strache, sind wie eine gefährliche Drohung an die Wiener
Bevölkerung und eigentlich nicht wirklich ernst zu nehmen!
Ich bin bei meinen heutigen
Ausführungen ein bisschen in der Zwickmühle. Ich habe einiges an Zahlenmaterial
vorbereitet, was ich Ihnen gerne mitteilen möchte. Auf der anderen Seite ist es
natürlich so, dass hier so viel seitens der Vorrednerinnen und Vorredner
gesprochen wurde, was richtig zu stellen ist, sodass ich auch darauf eingehen
muss. Ich werde mich bemühen, eine Kombination aus beidem zusammenzubringen.
Lassen
Sie mich mit der Frau Dipl Ing Dr Rothauer beginnen: Sie haben in Ihrer
Rede gesagt, dass immer mehr Fraktionen in diesem Hause das Herz für die Klein-
und Mittelbetriebe gefunden haben. Dem kann ich hinzufügen, dass die ÖVP dieses
Herz schon lange nicht mehr
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