Gemeinderat,
44. Sitzung vom 28.06.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 121
den Bericht.
Das heißt, es wäre so wichtig, dass man jetzt nicht
zudreht, nicht zumacht, sondern dass man noch verschiedene Zeugen hört, dass
man sich aber auch überlegt: Und was geben wir jetzt gemeinsam in den Bericht
hinein, damit es nicht zu solchen Fehlentwicklungen kommt? Ich glaube, dass es
ganz, ganz wichtig ist, dass man auch in der heutigen Debatte zum
Rechnungsabschluss all diese Probleme beleuchtet, dass man darüber diskutiert
und dass man den Versuch macht, dass auch die Partei, die die absolute Mehrheit
hat, einsichtig wird und nicht über eine Minderheit oder über Minderheiten
einfach drüberfährt. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist der Herr GR
Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Wenn wir heute den Rechnungsabschluss 2003 zur
Beschlussfassung vorliegen haben und wenn von meinen Vorrednern hier im Zuge
ihrer Wortmeldungen durchaus auch – nicht nur, aber das kann man nicht erwarten
– Vorschläge gemacht wurden, was die Stadt zusätzlich tun könnte, um eine
Wirtschaftsbelebung herbeizuführen, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, das
Sozialsystem auszubauen, dann sind darunter auch verfolgenswerte Vorschläge
enthalten. Gar keine Frage. Nur, man muss sich gerade deshalb immer auch vor
Augen führen, unter welchen Rahmenbedingungen eben Wien politisch handelt, Wien
politisch handeln kann.
Es ist sehr viel über die Bereiche der
Gesundheitspolitik, der Sozialpolitik, der Arbeitsmarktpolitik, der
Wirtschaftspolitik gesagt worden, auf die ich in den weiteren Ausführungen noch
kommen möchte, aber lassen Sie mich trotz alledem nochmals drei wesentliche
Eckpunkte an den Beginn meiner Rede stellen.
Es ist so: Wien hat 2003 einen ausgeglichenen
Haushalt vorlegen können. Wien hat damit zwischen Einnahmen und Ausgaben eine
Balance geschaffen, die gerade auch unter dem Gesichtspunkt – und der Herr
Finanzstadtrat hat ja darauf hingewiesen – sinkender Ertragsanteile und einer
wesentlich schlechteren wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs, als von den
Wirtschaftsforschern prognostiziert, zu sehen ist. Wien hat 2003 keine weiteren
Schulden gemacht, sondern das Defizit abgebaut, konkret um
537 Millionen EUR verringert. Wien hat damit als Land und Gemeinde
weniger Schulden als Niederösterreich, als Oberösterreich, als die Steiermark
und deren Gemeinden. Und Wien hat, sowohl was den ausgeglichenen Haushalt betrifft
als auch was die Neuverschuldung betrifft, zwei Ziele erreicht, die sich diese
Bundesregierung vorgenommen hat, aber klar nicht erreicht hat. Wien hat diese
Ziele erreicht. Und Wien hat damit auch seinen Beitrag, der gesetzlich fixiert
wurde, seinen Beitrag zum innerösterreichischen Stabilitätspakt tatsächlich auf
Punkt und Beistrich erfüllt.
Wien kann damit 2003 einen Rechnungsabschluss
vorlegen, an dem sich die Bundesregierung und auch der Herr Finanzminister
durchaus ein Beispiel nehmen könnten, denn, und das ist für mich der
wesentliche Punkt, Wien konnte das, ohne ein Kaputtsparen im Bereich der
Bildung, ohne ein Kaputtsparen im Bereich der Wirtschaft, ohne ein Kaputtsparen
im Bereich der Sozialpolitik zu provozieren.
Und Wien hat sich - gerade auch, weil dies schon 2001
und 2002 gelungen ist - jene Spielräume verschafft, die wir jetzt gerade auch
im Jahre 2004 und gerade auch vor wenigen Wochen dringend gebraucht haben,
um hier wieder einmal den Auswirkungen der desaströsen Finanz-, Wirtschafts- und
Sozialpolitik dieser Bundesregierung gegensteuern zu können. Darauf, meine sehr
geehrten Damen und Herren, sind wir stolz! Wien kann hier dank einer
verantwortungsvollen Finanzpolitik gegensteuern! (Beifall bei der SPÖ.)
Diese Finanzpolitik unterscheidet uns einfach
maßgeblich von dieser Bundesregierung, denn das personelle Desaster dieser
Bundesregierung, das ja gerade auch vor wenigen Tagen wieder einen Höhepunkt
bekommen hat, kann ja leider Gottes manchmal das wirkliche Desaster im Bereich
der Wirtschafts-, der Arbeitsmarkt- und der Sozialpolitik übertünchen. Dieses
personelle Desaster ist ja schon schlimm genug, aber es darf eben jene
Politikbereiche nicht übertünchen, die die Menschen tatsächlich betreffen (Aufregung
bei GR Kurth-Bodo Blind.), wenn es nämlich darum geht, ihr tatsächliches
Leben zu sichern, ihre Arbeitsplätze zu sichern, die Sozialleistungen und die
Chancen auf Bildungsgerechtigkeit zu sichern. Deshalb ist gerade auch diese
Rechnungsabschlussdebatte für uns von besonderer Bedeutung.
Wir können gerade auch durch den
Rechnungsabschluss 2003 nachweisen: Wien ist und bleibt eine soziale
Stadt, denn für uns ist Budget- und Finanzpolitik einfach kein Selbstzweck,
sondern sie ist für uns ein wirkliches Instrument im Dienste der Menschen.
Daher ist es für uns einfach notwendig, immer auch jene Handlungsspielräume zu
haben, um rechtzeitig reagieren zu können und wir haben sowohl im vergangenen
Jahr als auch im heurigen Jahr reagieren können, wenn ich hier nur den Bereich
der Sozialpolitik vor Augen führe. Wir wissen nämlich, dass geordnete Finanzen
wichtig sind, erheben aber budgetpolitische Ziele nicht einseitig über andere
Ziele wie etwa das Schaffen und Sichern von Arbeitsplätzen, von Bildung, von
Gesundheit und von allen anderen sozialen Leistungen.
Wir haben unser Versprechen erfüllt, mit öffentlichen
Geldern sparsam und effizient umzugehen. Es sind ja in den letzten Jahren eine
Vielzahl von Aufgaben an die Stadt Wien übertragen worden. Trotz alledem
konnten wir hier die Personalausgaben stabil halten, weil wir einfach wissen,
wir brauchen das Geld für wirtschaftsbelebende Maßnahmen und wir brauchen das
Geld tatsächlich auch für die Aufrechterhaltung des dichten Sozialnetzes, das
wir in Wien Gott sei Dank haben, das aber gerade auch von bundespolitischer
Seite in den letzten Jahren sukzessive demontiert worden ist.
Und, meine Damen und Herren, wir
haben 2003 trotz
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