Gemeinderat,
43. Sitzung vom 19.05.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 78
Die 4. Anfrage ist somit beantwortet.
Wir kommen zur 5. Anfrage (FSP/01775/2004/0005-KSP/GM).
Sie ist vom Herrn GR Schieder (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats) an die Frau amtsführende Stadträtin der
Geschäftsgruppe Umwelt gerichtet: Im Sinne des Klimaschutzprogramms setzen
Sie sich für die Errichtung einer Biogasanlage ein. Wie ist der letzte Stand
der Umsetzung?
Bitte schön.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr
geehrter Herr Gemeinderat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Frage bezieht sich auf das Klimaschutzprogramm
der Stadt Wien und damit eng verbunden natürlich auf die Biogasanlage. Vorerst:
Ich als Umweltstadträtin bekenne mich zum Klimaschutzprogramm der Stadt Wien.
Klimaschutz hat in Wien Tradition, und dieser Weg, diese Tradition wird auch
fortgesetzt mit stärksten Anstrengungen. Wir sind hier auf dem richtigen Weg,
das zeigen uns die ersten Ergebnisse. Und gerade im Bereich der
Abfallwirtschaft können von Wien, von der Stadt Wien Maßnahmen gesetzt werden
zu einer zukunftsorientierten Abfallwirtschaft. Die Erhebungen der
österreichischen Bundesregierung hinsichtlich Kyoto-Protokoll haben gezeigt,
dass im Bereich der Abfallwirtschaft ein großes Potential zur Senkung der
klimarelevanten Emissionen gegeben ist. Wien hat hier die Maßnahmen
eingeleitet, die Deponieverordnung schreibt es ja vor, einerseits die
Errichtung der dritten Müllverbrennungsanlage, zweiter Punkt die Biogasanlage.
Die Biogasanlage ist auch auf einem guten Weg.
Bereits im Juni 2003 wurde diese Anlage eingereicht. Der Bescheid ist im
Dezember 2003 ergangen und auch schon in Rechtskraft erwachsen. Die Anlage
selbst: 35 000 Tonnen sind geplant für diese Anlage, und diese Anlage
befindet sich derzeit im Planungsstadium. Ich gehe davon aus, dass diese Anlage
optimiert werden kann, optimiert werden muss. Das, was für uns besonders
wichtig ist, die getrennte Sammlung biogener Abfälle, hat sich in den letzten
Jahren, in den letzten Jahrzehnten als sehr erfolgreich erwiesen und wird auch
fortgesetzt. In manchen Bereichen ist natürlich eine Optimierung erforderlich.
Die Studie der Wiener Umweltanwaltschaft, die ja von
mir initiiert wurde, gibt uns Recht auf unserem Weg, das heißt ein dreistufiges
Verfahren. Zwei Stufen sind bereits abgeschlossen. Erst Einreichung und
Genehmigung. Das ist bereits erfolgt und abgeschlossen. Die Studie zur
Optimierung dieser Anlage ist bereits festgeschrieben und abgeschlossen. Jetzt
geht es darum, diese Anlage im Detail zu planen, zu errichten und dann im
Betrieb zu optimieren.
Die Anlage selbst hat einen sehr hohen Wirkungsgrad.
Sie erzeugt Ökostrom gemäß Ökostromgesetz, und sie erzeugt Wärme aus
erneuerbarer Energie, gemäß der EU-Richtlinie, der Renewable-Richtlinie.
Insgesamt wird diese Anlage zwei Klärreaktoren
aufweisen. Und für mich sehr wichtig ist, dass einerseits 2 000 Tonnen CO2
eingespart werden können durch den Ersatz von fossilen Energieträgern durch die
Erzeugung von Strom und Wärme, auf der anderen Seite, und das ist sehr viel
wichtiger, Einsparungen bei der Deponierung. Bei der Deponierung und auch bei
der Kompostierung entstehen ja durch die Ablagerung biogener Abfälle große
Mengen an klimarelevanten Gasen, insbesondere Methan. Untersuchungen haben hier
gezeigt, rund 99 Prozent dieser Emissionen sind klimawirksame
Methan-Emissionen, und die sind 21mal stärker relevant als CO2. Und
durch diese Maßnahmen der Vergärung der biogenen Abfälle zur Gewinnung von
Strom und Energie in einem Gasmotor, das heißt, die Gase werden hier gesammelt
und kontrolliert verbrannt und verwertet, energetisch verwertet, können weitere
15 000 Tonnen CO2 eingespart werden.
Also insgesamt sind es 17 000 Tonnen weniger CO2-Äquivalente
durch die Errichtung, durch den Betrieb dieser Biogasanlage. Hier sieht man
schon: Wien gewinnt dadurch noch mehr an Lebensqualität. Wir sind auf dem Weg
von der Umweltmusterstadt zur Klimamusterstadt. Und diese Biogasanlage ist ein
weiterer Mosaikstein davon.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke schön. – Die erste Zusatzfrage: Herr GR Mag Chorherr.
GR Mag Christoph Chorherr
(Grüner Klub im Rathaus): Frau
Stadträtin, bevor ich nur eine technische Frage zur Biogasanlage stelle, möchte
ich erinnern, was Wien als Klimamusterstadt, als Klimavorzeigestadt betrifft:
Wir sind einmal dem Klimabündnis beigetreten, das eine Reduktion um
50 Prozent vorsieht. Das Klimaschutzprogramm, das wir mitbeschlossen
haben, hat viel, viel, viel weniger ambitionierte Ziele, und de facto hinkt
hier auch vieles nach von den Ergebnissen her. Wobei ich jetzt nicht die Tätigkeiten
schmälern will, die hier im Magistrat passieren. Aber hinsichtlich einer
international vorzeigbaren Stadt, insbesondere im Bereich der explosionsartigen
Zunahme von CO2 im Verkehr, wo die Stadtregierung nichts, aber schon
gar nichts tut, der Verkehr nimmt zu, nimmt zu, die CO2-Emissionen
nehmen zu, völlig ungebremst, wäre ich ein bisschen zurückhaltender mit den
Begrifflichkeiten, wobei ich nicht leugnen möchte, dass in vielen Bereichen,
vor allem bei der Klimaschutzkoordination, viel passiert.
Ich habe nur eine technische Zusatzfrage, eine kleine
Zusatzfrage zur Biogasanlage, insbesondere für jene Menschen, die wie ich in
dichtverbauten Gebieten leben, wo es keine Möglichkeit einer getrennten
Sammlung von biogenen Stoffen gibt. Statt hunderte Meter weit irgendwo
hinzugehen, hauen sehr viele Leute ihre biogenen Abfälle im Haushaltsbereich in
die normale Mülltonne. Wie sehr ist geplant und wann kommt es, in
dichtbesiedelten Gebieten Wiens auch eine getrennte Sammlung durchzuführen,
speziell was biogene Stoffe betrifft?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Dipl Ing Isabella Kossina: Sehr geehrter Gemeinderat, herzlichen Dank für Ihre
Zustimmung zu unserem Klimaschutzprogramm, das wir mit Vehemenz vertreten und
gemeinsam vertreten.
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