Gemeinderat,
42. Sitzung vom 28.04.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 73 von 76
die dort auftreten wollen, tritt StR Mailath-Pokorny auf! Der ist auch lustig, darüber kann man sich auch amüsieren, der singt dort Wiener Lieder. Es fehlt ihm zwar bei den Selbstlauten ein bisschen das Ziehende und Traurige, aber wenn er übt, kann er im Prater auftreten, und das amüsiert die Leute.
Sind das die Konzepte, an die man traditionell
anknüpfen soll? Sollen die einfachen Leute wieder eine Hetz haben? Ich frage
das deswegen, weil eine der Zielgruppen, die konkret angesprochen wurde, die
Senioren sind: Man will wieder etwas für die Senioren tun. Was will man denn
Traditionelles tun, dass die Senioren wieder in den Prater kommen? Singt dort
der Mailath-Pokorny? Ist der lustig? Oder was spielt sich dort ab? - Wir wissen
es nicht. (GR Heinz Hufnagl: Oder Sie machen eine Stegreifbühne auf! Wäre
das was?)
Wenn Sie zahlen, mache ich das. Zahlen Sie etwas? Ja,
Kenesei und ich, wir zwei treten auf - wie soll ich sagen? -, nicht als Farkas
und so weiter, da müssen wir uns entscheiden, wer der Blöde ist, das lassen wir
sein. Aber das wäre etwas, ich übernehme sogar den Blöden, Kollege Kenesei!
Wenn es eine Hetz ist, wenn es dem Prater etwas bringt, übernehme sogar ich
immer den Blöden, das ist kein Problem. (Zwischenruf des GR Günter Kenesei.)
Meine
Damen und Herren! Wenn es nach der Frau Vizebürgermeisterin geht, dann soll der
Prater wenigstens weiterhin offen bleiben. Frau Vizebürgermeister, da bin ich
Ihnen herzlich zu Dank verpflichtet! Alles andere wäre ein Rückschritt sogar
hinter Josef II gewesen. Das weiß jeder, der in der Leopoldstadt in die
Schule gegangen ist, das wissen wir brave Kinder der Leopoldstadt: Öffnung des
Praters für das Volk und des Augartens. Das wäre ja noch schöner gewesen, wenn
wir hinter Josef II zurückgegangen wären und den Prater wieder zugesperrt
hätten! Wer auf so eine Idee kommt, der hat von Wien überhaupt nichts
verstanden. Der mag in Frankreich wissen, wie der Asterix ist, aber vom Wiener
Prater hätte er sonst nichts verstanden. (GRin
Mag Sonja Wehsely: Er hat das ja gar nicht vorgeschlagen!)
Das hat er
schon! Er hat zurückgezogen und gesagt: Wenn ihr es nicht wollt, machen wir es
eben nicht, dann machen wir eben keinen Zaun rundherum, dann gehen wir eben
nicht zurück ins maria-theresianische Zeitalter, sodass dort kaiserliche oder
sonstige sozialistische Fürsten jagen dürfen, aber das Volk nicht hinein darf.
Das ist also zum Glück nicht passiert.
Es gibt
auch andere Überlegungen, die mich wirklich begeistert haben, etwa diesen
Anspruch des Tourismus, des Wechsels von einem Teil des Praters in den anderen
nach dem Sport. Wie soll man stinkend und verschwitzt dort hingehen? Dort gibt
es keine Umziehmöglichkeiten, dort gibt es keine Duschen. Wer als Tourist nicht
in der Nähe in einem Hotel wohnt, sodass er hinlaufen kann, der kommt nicht in
den Prater, um Sport zu machen. Schauen Sie sich an, wie die anderen Wiener in
den Prater kommen, um Sport zu machen. Die fahren mit dem Auto hin, stellen das
Auto ab, rennen einmal die Hauptallee hinunter, steigen wieder ins Auto ein und
fahren zurück. Was ist da ökologisch? Was ist da gut?
Da fehlt
eine große Anlage, in der man sich umziehen oder duschen kann, natürlich gegen Entgelt.
Das fehlt, das gehörte dort hin, aber davon finde ich in dem Konzept nichts.
Das ist keine 1,5 Millionen EUR wert, das ist nicht einmal ein paar
Kreuzer wert, wie es sie im 19. Jahrhundert gab. (GR Gerhard Pfeiffer: Das hat es im Vorkonzept schon gegeben!)
Danke! Aber das hat er nicht gekannt, deswegen hat er es nicht abschreiben
können. Vielleicht sagen wir es ihm, dann legt er noch eine Nachrechnung.
Ich weiß
nicht, wie das sein wird. Die Liliputbahn, eine gute Idee, ausweiten, ja! Aber
wir wissen von allen anderen Liegenschaften, auf denen es so etwas gibt, dass
es auch gratis sein muss, sonst werden es die Leute nicht annehmen. Wenn Sie
heute sagen, die Liliputbahn wird das Verkehrsmittel im Prater, damit sich die
Leute von einem Ende zum anderen bewegen können und trotzdem an der einen oder
anderen Ecke noch "eine Marie hinunterlassen", dann werden wir die
Liliputbahn gratis machen müssen. Wenn Sie das sagen, bin ich mit dabei, wenn
Sie sagen, Sie zahlen es, ist es mir noch lieber, aber es gibt keine Auskunft
dazu außer: Die Liliputbahn soll größer werden. Eine längere Strecke, und dann
sollen die Leute dafür zahlen? - Dann wird keiner damit fahren.
Über die
Hochseilbahn hat Kollege Neuhuber schon alles gesagt, das kann ich mir
ersparen. Sie bleibt nur die Konkurrenz zum Riesenrad. Kein Mensch wird sie
nutzen, wenn sie ihm nichts bringt.
Frau
Vizebürgermeisterin, ich erspare Ihnen alles andere, ich bleibe kurz. Kündigen
Sie für den Prater nicht so viel an, machen Sie es! Nichts mehr ankündigen,
sondern machen! Denn was der Prater braucht, sind nicht irgendwelche Konzepte,
sondern das sind Leitunternehmen, so eines wie das vom Calafati, der gewusst
hat: Der Prater gehört mir, da investiere ich etwas - und er hat jedes Mal eine
gute Idee gehabt.
Jetzt habe
ich leider fast kein Wiener Lied erwischt, Kollege Kenesei. Aber eines fällt
mir doch noch ein: "Schön ist so ein Ringelspiel". Die Frage ist nur:
Wie lange lässt es die SPÖ im Prater noch zu? (Beifall bei der FPÖ. - GR
Gerhard Pfeiffer: Stellt's meine Ross in' Stall!)
Vorsitzende
GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Als Nächste zum Wort gemeldet
ist Frau GRin Wehsely.
GRin Mag
Sonja Wehsely (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Herr
Kollege Wagner, zuerst zu einer Aussage, die Sie hier getätigt haben. Mir liegt
hier das wörtliche Protokoll vor, und ich zitiere: "Aber eine Verquickung
zwischen politischer Funktion, Gemeinderat und Landtag, einer wesentlichen
Entscheidungsfunktion in einer Gesellschaft, in einer Privatgesellschaft, die
hier zum Zuge gekommen ist, nämlich den Admiral Sportwetten. Das wissen Sie
vielleicht gar nicht. Warum nicht? Weil der Herr Kollege Strobl das bisher
geheim gehalten hat."
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