Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 87
StRinnen Brauner und Pittermann darauf hingewiesen
haben, dass Wien ausländisches Pflegepersonal braucht, um das hohe Niveau im
Pflegebereich halten zu können. Diese Auffassung ist ja auch durch einen
Gemeinderatsbeschluss im letzten Jahr untermauert worden. Wie wichtig die
Aufnahme von Zuwanderern im Pflegebereich ist, zeigt ja alleine die Tatsache,
dass mehr als 65 Prozent des Pflegepersonals nicht in Österreich geboren
sind. Und eines steht für uns völlig außer Diskussion, nämlich dass den
tausenden engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich rund um die
Uhr, und das 365 - oder, wie heuer, 366 - Tage im Jahr um die Menschen kümmern,
für ihre Tätigkeit auch von dieser Stelle aus ganz herzlich zu danken ist. (Beifall
bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist auch in
der Untersuchungskommission ganz klar herausgekommen, dass die Politik zwar die
Rahmenbedingungen definiert und auch sicherzustellen hat, für das operative
Geschäft aber der Krankenanstaltenverbund zuständig ist.
Es gibt aber auch Themenbereiche, die in der
Untersuchungskommission bisher nicht geklärt werden konnten, so zum Beispiel
der Vorwurf, dass Medikamente zwangsweise verabreicht werden. Hier mussten wir
feststellen, dass GRin Pilz diese Informationen zurückhält (Ironische
Heiterkeit und Kopfschütteln der GRin Dr Sigrid Pilz.) und nicht
bereit ist, in der Untersuchungskommission zur Wahrheitsfindung beizutragen.
Frau GRin Pilz, Sie haben uns letzte Woche in der Sitzung der
Untersuchungskommission mitgeteilt, dass Sie bereits seit Herbst 2003 über
Informationen, bei denen es um strafrechtlich relevante Tatbestände geht,
verfügen, aber keine Maßnahmen gesetzt haben. Das heißt, Sie haben diese
Informationen zurückgehalten und hätten diese eigentlich sofort der
Staatsanwaltschaft übermitteln müssen. - Diesen Bereich konnten wir nicht
klären.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ja die
Aufgabe der Untersuchungskommission, den Sachverhalt zu ermitteln und dann dem
Gemeinderat darüber Bericht zu erstatten. Nach einer Besprechung zwischen den
Fraktionen haben wir festgelegt, dass der Abschlussbericht dem Gemeinderat noch
vor dem Sommer übermittelt werden soll.
Ich komme damit zu den Schlussfolgerungen: Wien
verfügt über eine sehr hohe Qualität und über sehr hohe Standards im
Gesundheitssystem, und die gesamte Diskussion dokumentiert auch den
gesellschaftlichen Wertewandel, der sich gerade vollzieht. Was ich Ihnen jetzt
mitteilen möchte, Herr Kollege Serles, ist, dass wir in diese Debatte natürlich
auch diesen gesellschaftlichen Wertewandel und die gesellschaftliche Komponente
- vor der man sich in der Diskussion auch nicht drücken soll - entsprechend
einbeziehen müssen. Dieser Wertewandel drückt sich ja sehr klar in der Debatte
über die Frage einer optimalen Zimmergröße in den Geriatriezentren aus.
Es steht außer Streit, dass die Sieben- und
Achtbettzimmer in wenigen Tagen der Vergangenheit angehören und dass es das
Ziel ist, maximal Vierbettzimmer-Größe zu erreichen. Wir haben in der
Untersuchungskommission aber feststellen können, dass es auch die Meinung gibt,
dass hochbetagte Menschen eben einen höheren Bedarf an sozialen Kontakten und
Angst vor Vereinsamung haben und dass es daher wichtig ist, nicht
ausschließlich zu meinen, es dürfen nur mehr Einbettzimmer oder nur mehr
Vierbettzimmer sein, sondern es muss eine Wahlmöglichkeit vorhanden sein, es
muss ein Mix an unterschiedlichen Zimmergrößen angeboten werden.
Es geht aber in der Diskussion, so meine ich, auch
darum, den gesellschaftlichen Stellenwert der in diesem Beruf Tätigen zu heben.
Es geht darum, dass die Situation alter und hilfsbedürftiger Menschen in
Österreich und deren Pflege ein ganz wichtiges gesellschaftspolitisches Thema
ist, das in der Öffentlichkeit immer wieder verdrängt wird, das aber dann, wenn
es Vorfälle beziehungsweise behauptete Missstände gibt, fast vulkanartig an die
Oberfläche kommt. Dafür gibt es viele Faktoren – auch das schlechte Gewissen
von Angehörigen, das in dieser Frage auch zum Tragen kommt.
Ich meine daher, es geht auch um diese gesamte
gesellschaftliche Komponente, die diskutiert werden muss und die auch eine
grundlegende Reform erfordert. Diese hat Bgm Häupl bereits offensiv
angesprochen. Mit der Pflegeoffensive 2010 soll auch diesem
gesamtgesellschaftlichen Wertewandel Rechnung getragen werden.
Ich meine aber, dass es auch um einen höheren
Stellenwert des Helfens in der Gesellschaft selbst geht, dass es auch darum
geht, bei Missständen nicht wegzusehen, dass es auch darum geht, strafrechtlich
relevante Delikte beim Namen zu nennen, einen Missstand beim Namen zu nennen,
um nämlich diesen Missstand abstellen zu können, um hier auch Handlungen setzen
zu können.
Ich meine darüber hinaus, dass es eine Aufgabe der
Politik ist, den Menschen nicht Angst zu machen – das hat nämlich mit
Oppositionspolitik nichts zu tun –, sondern die Angst zu nehmen und
letztendlich auch Vorschläge zu machen und Wege für die Bewältigung der vor uns
stehenden Aufgaben aufzuzeigen.
Ich meine, es geht auch darum, gemeinsam daran
mitzuwirken, die gesellschaftliche Wahrnehmung der Leistungen des
Pflegepersonals zu verbessern, damit sich auch morgen noch Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter finden, die in der Betreuung hilfs- und pflegebedürftiger Menschen
tätig sein wollen. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR Kenesei gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Günter Kenesei (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Meine sehr geehrten Damen
und Herren!
Es wäre einiges anzumerken
hinsichtlich der Wortmeldung meines Vorredners. Ich glaube aber, dazu würden
die 20 Minuten fast nicht ausreichen. Ich versuche trotzdem hier kurz eine
Zusammenfassung jener Punkte, die über weite Strecken eigentlich nur
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