Gemeinderat,
41. Sitzung vom 26.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 36 von 87
Jahres 2000!
Das Kontrollamt hält letztlich auch noch fest, dass
die notorische Unterbesetzung der für die Prüfung der Pflegeheime zuständigen
MA 47 - beziehungsweise jetzt der MA 15 - nachweislich ist, die
Dienstaufsicht flächendeckend versagt hat und der Krankenanstaltenverbund seine
Aufsichtspflicht sträflich vernachlässigt hat.
Jetzt bin ich bei der Frage der Verantwortlichkeiten
und zunächst bei der Frage der Verantwortlichkeit des Spitalsmanagements:
Meine Damen und Herren! "Im KAV gibt es mit
Sicherheit jede Menge hochintelligenter Menschen, aber es fehlt ihnen an den
erforderlichen Managerqualitäten. Sie bewegen dort keine Ameise von links nach
rechts." - Ein Zitat, das so gut ist, dass es fast vom Herrn Bürgermeister
stammen könnte. Es ist daher hoch an der Zeit, dass Herr Generaldirektor Hauke
seinen Hut nimmt und geht.
Dass dieser seine Funktion weiterhin ausübt, haben
wir dem Herrn Bürgermeister zu verdanken, der entgegen dem Wunsch der Frau
Gesundheitsstadträtin – das muss man hier einmal festhalten – den Vertrag des
Herrn Hauke verlängert hat. Der Herr Bürgermeister wird uns jetzt vorhüpfen
müssen, wie er aus diesem Vertrag herauskommt, ohne Herrn Hauke gleich den
Golden Handshake zu geben. Auf das warten wir mit Spannung, und das werden wir
uns anschauen, wie das funktioniert!
Liebe Freunde von der SPÖ! Wir haben im Rahmen
unserer Untersuchungstätigkeit daher bewusst nicht mitgemacht bei einer
Politik, die sich in etwa folgendermaßen beschreiben lässt: Geben wir die Frau
Gesundheitsstadträtin zum Abschuss frei! Und wenn die Frau
Gesundheitsstadträtin zurücktritt, dann sind wir aus dem Schneider, und im
Übrigen machen wir so weiter wie bisher.
Liebe Freunde von der SPÖ! Nicht mit uns! Frau
Gesundheitsstadträtin Pittermann hat zwar wenig weitergebracht, sie war aber
eine der wenigen, die als Zeugin vor dem Untersuchungsausschuss ehrliches
Engagement und ehrliche Betroffenheit gezeigt hat.
Herr Bürgermeister! Jetzt mag es für Sie zulässig und
möglicherweise auch notwendig sein, über eine Neubesetzung des Gesundheitsressorts
nachzudenken. Da gebe ich Ihnen eine Empfehlung mit auf den Weg, und diese
Empfehlung mag zulässig sein, wenn wir uns vor Augen führen, dass Rot-Blau ein
bisschen Konjunktur erlebt, zumindest im Süden Österreichs. Diese Empfehlung
lautet wie folgt, Herr Bürgermeister: Geben Sie keine verbalen Garantien ab -
an diese Garantien glauben wir nicht -, sondern lösen Sie Ihre Garantien
dadurch ein, dass Sie gleich selbst das Gesundheitsressort übernehmen! Zeigen
Sie uns, dass es Ihnen ernst ist! Zeigen Sie, dass Sie im Bereich der
geriatrischen Pflege in Wien etwas bewegen wollen! Krempeln Sie die Ärmel hoch,
packen Sie an, setzen Sie Ihre Vorstellungen auch um - und hören Sie auf, uns
mit Leerformeln und Floskeln zu langweilen! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner gelangt Herr GR Deutsch zum Wort.
GR Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin!
Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Mit den beiden Kontrollamtsberichten, die sich sehr
detailliert mit der Struktur und Qualität des stationären geriatrischen
Bereichs der Stadt Wien auseinander setzen und die heute dem Gemeinderat
vorliegen, wurde auch vom analytischen Ansatz her, so meine ich, eine sehr
wesentliche Grundlage für eine weitere Reform geschaffen. Generell gilt hier -
und das kommt in diesem Kontrollamtsbericht auch deutlich zum Ausdruck -: Es
wurden Qualitätsmängel festgestellt; von einem Pflegeskandal kann aber keine
Rede sein. (GR Kurth-Bodo Blind: Wann ist es ein Skandal?) Es geht um
einzelne Fehlleistungen. Es hat in Wien niemand in Rede gestellt, dass es
Pflegemängel gegeben hat, Pflegemängel wurden auch nicht beschönigt; das wäre
auch falsch.
Ich halte aber dennoch fest, dass gerade die in den
letzten Monaten geführte Diskussion gezeigt hat, wie falsch Vorverurteilungen
sind, wie falsch Pauschalierungen sind, nachdem festgestellt worden ist, dass es sich um
lokalisierte Probleme auch auf Grund von mangelnder Teamfähigkeit, mangelnder
Kommunikation, mangelnder Fehlerkommunikation und Fehlerkultur auf einer
Station gehandelt hat und dass es auch sehr wesentliche Unterschiede sowohl
zwischen einzelnen Geriatriezentren als auch zwischen Stationen und Pavillons
desselben Geriatriezentrums gibt.
Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Der Kontrollamtsbericht hält daher aus meiner
Sicht folgende Punkte fest, nämlich dass es - ich habe es bereits erwähnt -
Pflegemängel, jedoch keinen Pflegeskandal gegeben hat, dass die erbrachte
Pflegequalität überwiegend als sicher oder als angemessen beurteilt wurde; und
an dieser Stelle hört ja Kollegin Pilz in der Regel mit dem Zitieren auf,
dieser Satz geht aber auch noch weiter, nämlich wie folgt: Und bei mehr als der
Hälfte der besuchten Stationen auch von optimaler Pflege gesprochen werden
konnte. (GRin Dr Sigrid Pilz: Die Hälfte! – Die andere Hälfte ist auch
noch ...!) - Ich komme auch noch dazu. - Den Hinweisen des
Kontrollamtes auf bestehende Mängel wurde von der Generaldirektion des Wiener
Krankenanstaltenverbundes auch unverzüglich nachgegangen, und es wurden in der
Folge die aufgetretenen Unzukömmlichkeiten bereinigt.
Das Kontrollamt weist aber auch mit Recht darauf
hin, dass - ich habe es bereits erwähnt - Qualitätsmängel in der Pflege nicht
beschönigt werden dürfen (GR Gerhard Pfeiffer: ...! Das ist ja das Problem!) - ich komme auch dazu noch -, dass diese aber
dennoch in Relation zu den rund 1,8 Millionen Pflegetagen, die von rund
4 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich im patientennahen
Bereich erbracht werden, gesetzt werden müssen. Das Kontrollamt konnte im Zuge
seiner in allen Geriatriezentren des Wiener Krankenanstaltenverbundes sowie
auch in einzelnen Betreuungsstationen des Kuratoriums Wiener Pensionistenheime
vorgenommenen stichprobenweisen Einschauen Unzukömmlichkeiten in
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