Gemeinderat,
40. Sitzung vom 03.03.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 78
Wie wir aus der gemeinsam getragenen Reform für die kleinen und mittleren Theater in Wien wissen, bringt die Stadt im Vergleich zu anderen Großstädten in Deutschland und in der Schweiz etwa die vergleichsweise höchsten Beträge zur Finanzierung des freien Theaters auf. Ich verweise darauf, dass im Berliner Haushalt ein Betrag von zirka 4,1 Millionen EUR für freie Gruppen, also um ein Viertel weniger als in Wien, vorgesehen ist.
Zur Frage 9: Ich lehne die Beiziehung von Coop
Himmelb(l)au überhaupt nicht ab, auch wenn das noch so oft behauptet wird,
sondern habe lediglich darauf hingewiesen, dass die Aufgabenstellung nunmehr
eine andere ist. Im jetzigen Stadium geht es um die technische Adaptierung der
Bühne, nicht um den großen, im Übrigen hochinteressanten und wunderbaren
Architekturentwurf vor rund über einem Jahrzehnt, der auch ein Freilufttheater
am Dach und ein Fernsehstudio vorgesehen hat. Selbstverständlich wäre mir als
Kulturstadtrat ein wunderbarer Architekturentwurf lieber, und ich sage
ausdrücklich, dass der Entwurf von Coop Himmelb(l)au, soweit er mir bekannt
ist, ein wichtiges architektonisches Statement war. Der Umbau ist allerdings
Sache der Wiener Holding. Die Rechte an den Entwürfen von Coop Himmelb(l)au
wurden zur Gänze den Vereinigten Bühnen abgetreten, und jene Teile, die für den
vorgesehenen Umbau nutzbar sind, die werden sicherlich genützt.
Zur Frage 10: Ich wiederhole, was ich schon heute in
der Früh gesagt habe: Sinnvolle Investition in Kultur ist niemals
Geldvernichtung. Im Übrigen habe ich Verständnis dafür, dass bei Investitionen
in dieser Größenordnung gerade in einer Stadt wie Wien rege Diskussionen
angeregt und auch die eine oder andere persönliche Eitelkeit herausgefordert
werden.
Zur Frage 11: Grundsätzlich sind alle
Kulturarbeitsplätze gleich schützenswert, und dafür werde ich auch kämpfen.
Durch die von der Stadt Wien zusätzlich aufgebrachten Gelder für die
zahlreichen Bundesausfälle der letzten Jahre werden auch die Arbeitsplätze von
Theater- und Filmschaffenden, Schriftstellern, Malern und vielen anderen
Kulturschaffenden geschützt, die andernfalls durch diese Bundeskürzungen
gefährdet wären.
Zur Frage 12: Die Mitte der siebziger Jahre vom
Wiener Gemeinderat, MA 7/1919/74, Protokollzahl 1088/75, ausgesprochene
Abgangsdeckungs-Verpflichtung besteht dem Grunde nach immer noch, allerdings
rücksichtlich aller zwischenzeitigen Adaptierungen und Evaluierungen. Bei den
jährlichen Gemeinderatsanträgen betreffend die Vereinigten Bühnen wird
unterschieden in Abgangsdeckung für das Theater an der Wien gemäß
Gemeinderatsbeschluss aus dem Jahr 1974 und einer Subvention für das Raimund
Theater.
Meine Damen und Herren! Ich ersuche, meine
Beantwortung zur Kenntnis zu nehmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Renate Winklbauer: Ich
eröffne die Debatte, wobei ich bemerke, dass die Dauer der Diskussion maximal
180 Minuten beträgt.
Zur Debatte über die Beantwortung der Dringlichen
Frage hat sich Herr GR Dr Salcher zur Wort gemeldet. Ich erteile es ihm, wobei
ich bemerke, dass die Redezeit mit 20 Minuten begrenzt ist.
GR Dr Andreas Salcher (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr
Stadtrat! Sehr geehrte Damen und Herren!
Also ich bin ja erschlagen von der Macht der Fakten,
der Studien, und ich kann mich noch gar nicht erholen von dem, was Sie uns hier
konkret auf den Tisch gelegt haben.
Sie haben eine Studie genannt, die ich nicht kenne,
und ich ersuche Sie, sie uns zugänglich zu machen, von diesem Architekten, vom
dem Sie gesprochen haben. Ich habe mir den Namen nicht genau gemerkt. Ich würde
bitten, dass wir die sehen. Sie haben gesagt, es gibt derartige Dinge. Das
wiederholen Sie auch ständig in der Öffentlichkeit. Ich glaube daher, es ist
das demokratische Recht von uns Abgeordneten zu sagen, wir wollen das sehen.
Beschließen in aller Freundschaft tut das hier nicht der Herr amtsführende
Stadtrat, sondern dieses Geld, wenn es beschlossen wird, wird vom Wiener
Gemeinderat beschlossen, und der Wiener Gemeinderat hat bei einer Größenordnung
wie dieser das Recht, die Zahlen, Daten, Fakten zu kennen. Und die kennen wir
nicht. Offensichtlich haben Sie Studien und Machbarkeitsstudien, und Sie sind
nicht bereit, sie uns auf den Tisch zu legen. Und das war der Grund, warum wir
heute die Dringliche Anfrage gemacht haben. Das werden Sie vor der
Öffentlichkeit rechtfertigen müssen, dass Sie das dem Wiener Gemeinderat als
dem entscheidenden Gremium nicht zur Verfügung stellen. (Beifall bei der
ÖVP.)
Zur Frage 3 haben Sie mir gesagt, Sie sind gegen
lineare Rentabilitätsrechnungen. Das habe ich Sie nicht gefragt. Ich habe Sie
gefragt: Gibt es langfristige Rentabilitätsrechnungen? Und das stimmt ja
überhaupt nicht, dass es im Kulturbereich keine langfristigen
Rentabilitätsrechnungen gibt, insbesondere in einem Bereich, der so nahe
beziehungsweise überhaupt im kommerziellen Bereich ist, wie das bei den
Musicals der Fall ist.
Lieber Herr Stadtrat! Sie kennen die Privatwirtschaft
offensichtlich nicht sehr gut. Es gibt einige in unserer Fraktion und auch in
anderen Fraktionen, die sie kennen. Ich kann mir kein Unternehmen der Welt
vorstellen, wo, sagen wir einmal, ein Vorstandsmitglied oder ein
Abteilungsleiter zum Generaldirektor hingeht, der in dem Fall durch den Wiener
Gemeinderat, durch den Bürger repräsentiert wird, und sagt: Ich hätte gerne 35
bis 40 Millionen EUR. Ja, ich habe mir das schon überlegt, das wird
sich schon irgendwie rechnen. Wenn nicht, habt ihr ein Pech gehabt.
Das sind die Zahlen, Daten,
Fakten, die wir wissen wollen. Natürlich geht es um Umwegrentabilitäten, aber
es geht auch überhaupt um Rentabilitätsrechnungen. Wien zementiert sich hier
mit 35 bis 40 Millionen EUR für die nächsten 15 bis 20 Jahre ein
in ihrer Verantwortung. Sie werden dann nicht mehr in der Verantwortung sein.
Was machen wir denn mit dem Ronacher, wenn das Musical auf einmal nicht so
großartig funktioniert? Sie haben, oder der Ernst Woller, der hat es am
Vormittag
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