Gemeinderat,
39. Sitzung vom 30.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 64
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Herr
Bürgermeister! Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren!
Herr GR Kowarik! Ich möchte gleich zu Anfang sagen: Die
Zahlen für die Bedarfsplanung, die mir mein Bereichsleiter, Herr Dr Schmidl,
gesagt hat, sind vage Zahlen. Es ist damit zu rechnen, dass der Bedarf bis zum
Jahr 2010 um 10 bis 20 Prozent steigt. Ich möchte Ihnen aber sagen, was zu
diesen vagen Zahlen führt.
Im Jahr 2001 waren in den gesamten Wiener
Krankenanstalten 21 000 Pflegepersonen beschäftigt, in den stationären
Pflegeeinrichtungen 5 000. In den Akutspitälern des KAV waren 1999 auf 100
belegte Betten 120,2 Pflegepersonen tätig, im Jahr 2002 aber schon 121,29.
Es sind die Leistungszahlen ungefähr gleich
geblieben, obwohl es eine Leistungsverschiebung gibt. Sie wissen, die
Belagstage sinken, die durchschnittliche Dauer im Krankenhaus hat sich um
3 Prozent in den letzten 4 Jahren verringert, die Ein-Tages-Pflegen,
tagesklinischen Leistungen sind stark angestiegen. Man muss aber auch zur
Kenntnis nehmen, dass der Anstieg dieser Leistungen, auch wenn die Belagsdauer
zurückgeht, für alle Beteiligten im Gesundheitswesen mit einer vermehrten
Arbeit verbunden ist.
Im KAV hat es im Pflegebereich auf 100 belegte Betten
im Jahr 1999 52,6 Krankenpflegepersonen gegeben, im Jahre 2002 waren es bereits
56,7 Personen.
Es hat sich genauso im ambulanten Bereich gezeigt,
dass die Zahl der Pflegekräfte rasant zugenommen hat. Im Jahr 2000 waren zirka
300 Pflegekräfte tätig, im Jahr 2002 592. Noch deutlicher sehen Sie es an der
Stundenentwicklung, die von 2001 auf 2002 bereits um 21,6 Prozent zugenommen
hat.
Eine Gesamtstudie aber über den Bedarf an
Pflegepersonal für Österreich existiert nicht, wiewohl in ganz Österreich im
Jahr 1997 69 900 Pflegepersonen tätig waren und im Jahr 2000 73 500.
Das Wirtschaftsforschungsinstitut spricht den
Pflegebereich als einen der expandierendsten Sektoren an. Wichtig ist aber
auch, dass wir die Pflegekräfte finden, dass wir sie überhaupt haben, weil wir
haben nichts nur von nackten Bedarfszahlen und können sie nicht mit Leben
erfüllen, und wir brauchen auch eine entsprechende Finanzierung überall in
Österreich für diesen Bereich.
Der KAV hat nach seinen eigenen Kriterien die
Personalplanung berechnet und rechnet mit einem jährlichen Bedarf an 500
Pflegepersonen und rechnet, diese aus den Krankenpflegeschulen bedecken zu
können. Sie wissen, wir haben heuer auch die Ausbildungsoffensive von AMS und
WAFF, wo 300 zusätzliche Personen, die schon im Beruf standen, aufgeschult
werden können.
Mit gestrigem Stichtag, möchte ich Ihnen nur noch
sagen, haben wir festgestellt, dass 13 211 MitarbeiterInnen im KAV dem
Pflegeberuf zugehörig sind.
Wie gesagt, die Schwierigkeit ist: Wir werden auch
ein Heimgesetz verabschieden, das neue Kriterien festlegt. Auch das wird einen
Anstieg zur Folge haben. Wir können noch nicht exakt die medizinische
Entwicklung voraussagen. Aber nach all diesen Zahlen, die ich Ihnen jetzt
gesagt habe, ist ungefähr mit einem Bedarfsanstieg bis zu 20 Prozent zu
rechnen. Das bedeutet jährlich eine Steigerung Wien-weit von 1,5 bis
2,5 Prozent.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Ich
danke schön. – Herr Mag Kowarik.
GR Mag Helmut Kowarik
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Die
Tatsache, dass wir seit Jahren Personalmangel haben beim diplomierten
Krankenpflegepersonal, ist ja nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass es
damals verabsäumt wurde, entsprechende Planungen zu machen, und deshalb haben
wir den Zeitpunkt 2007 angeführt. Wenn man hört, dass man zu diesem Zeitpunkt
um 4 500 Pflegekräfte mehr braucht in Österreich, ist es also ganz
wichtig, entsprechende langfristige Planungen durchzuführen.
Wir wissen, dass es sicherlich nicht einfach ist,
Personal zu rekrutieren. Es ist sicherlich nicht einfach, entsprechende
Schülerinnen und Schüler zu gewinnen. Es werden hier wohl Maßnahmen gemacht,
aber meiner Ansicht nach hängt es auch damit zusammen, dass das Berufsbild des
Krankenpflegepersonals doch nicht das Ansehen hat, wie es eigentlich sein
sollte, dass eben die jungen Leute verstärkt dazu gehen.
Wenn wir hören, dass es eine relativ große
Dropout-Rate gibt, dass also dadurch, da es ein anstrengender Beruf ist, die
Attraktivität des Berufes noch mehr sinkt, ist es notwendig, Überlegungen
anzustellen, wie man den Beruf attraktiver gestalten könnte und das Berufsbild
in seiner Gesamtheit.
Es ist auch schon davon gesprochen worden, dass man zum
Beispiel die Ausbildung mit einer Matura abschließt. Verschiedene Maßnahmen
werden besprochen, und ich glaube, das Dringende ist, doch solche Maßnahmen
umzusetzen, um eben in Hinkunft die Sicherheit zu haben, dass genügend Personal
gewonnen werden kann.
Und ich frage Sie: Was können Sie sich vorstellen,
welche Anreize geschaffen werden müssen, um dieses Berufsbild besser
darzustellen und attraktiver zu machen?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte.
Amtsf StRin Dr Elisabeth Pittermann: Herr Gemeinderat! Sie wissen, wir bemühen uns
immer wieder, mit Image-Kampagnen die Wahrnehmung der Bevölkerung für diesen
Beruf zu verschärfen und zu verbessern. Ich glaube nicht, dass von den
PatientInnen die Krankenpflege minder geachtet wird. Auch nicht von den Angehörigen.
Es sind nur dort Personen, die unter besonderem Stress sind und daher auch
manchmal sich nicht adäquat verhalten.
Was aber das wirklich Schwierige
in dem Beruf der Krankenpflege ist, sind die extremen psychischen und
physischen Belastungen, ist die extrem unangenehme Dienstzeit, die einfach zu
erfüllen ist. Es gibt praktisch keine anderen Berufe als die im
Gesundheitsdienst, wo wirklich jeden Tag im Jahr rund um die Uhr Versorgung
stattfinden muss, gleichgültig, ob es Krankheitswellen in Österreich gibt. Es
ist natürlich so: Wenn alle Menschen
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular