Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 35
schiacher Abklatsch! Und das taugt uns nicht. Absage von
Seiten der GRÜNEN!
Dazu kommt, dass das alles aber in absolutem
Widerspruch zu dem steht, was Sie in der Öffentlichkeit predigen - von früh bis
spät: Ich war heute in der Früh noch kaum wach, drehe das "Morgenjournal"
auf, und was tönt mir entgegen? – Frau Gabi Burgstaller im
"Morgenjournal", die sagt: Wir sind das soziale Gewissen dieses
Landes.
Meine Damen und Herren! Das soziale Gewissen eines
Landes ist man in Taten und ist man in Gesetzen und Maßnahmen. Da muss man
etwas tun - nicht leere Worte reden, sondern handeln! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Frau Burgstaller hat mich natürlich sofort an den
Bürgermeister erinnert, der am 1. Mai unter dem wunderbaren Motto
"Anders. Besser. Wien." gemeint hat, die böse Regierung leite einen
Verelendungsprozess ein und Schwarz-Blau spare im Sozialbereich, Wien hingegen
sei anders. - Auch das, dieses Nicht-Zustandebringen eines Gegenmodells, geht
voll auf das Konto der Stadträtin!
Dritter Punkt: Sie hat die Öffentlichkeit getäuscht.
Man hat in Wien immer so getan, als wäre dieses zweite soziale Netz, das
kommunale soziale Netz, intakt, und wer durch das erste Netz, das der
Bundesregierung, durchstürzt, würde zumindest vom zweiten Netz der SPÖ Wien aufgefangen.
- Stimmt nicht! Auch diesbezüglich wurde die Öffentlichkeit und wurden die
BürgerInnen getäuscht. Das ist der dritte Punkt, der auf dem Konto der
Stadträtin zu Buche schlägt.
Vierter Punkt: Die Stadträtin dürfte auch den
Bürgermeister nicht informiert haben und quasi im Alleingang die Kernkompetenz
der SPÖ zertrümmert haben. Auch das lasten wir ihr an, obwohl Sie
berechtigterweise sagen könnten: Na wunderbar, gibt es etwas Schöneres für eine
Oppositionspartei, als wenn sich die Stadtregierung selbst zertrümmert? - Nein,
natürlich sind wir froh, wenn in der Öffentlichkeit klargemacht wird, die SPÖ
Wien betreibt Sozialabbau. Aber worüber wir nicht froh sind und was wir heftig
bekämpfen, ist die Tatsache des Sozialabbaus an sich, weil wir meinen, die
Wienerinnen und Wiener verdienen etwas anderes.
Meine Damen und Herren! Man kann sich jetzt fragen:
Wozu das Ganze? Warum bringt sich die SPÖ selbst in diese missliche Lage,
öffentlich als eine Sozialabbau-Partei dazustehen, obwohl sie doch eigentlich das
soziale Gewissen sein will? Warum tut sie das? - Die Antwort ist ganz einfach:
Die Frau Stadträtin saß auf einem riesigen Budgetloch, und wie wir wissen: Wer
auf einem großen Loch sitzt, fällt tief! Um das zu verhindern, hat sie
begonnen, dieses Budgetloch nunmehr zu stopfen.
Mein sechster Punkt lautet daher: Die Stadträtin
wollte ein Budgetloch von über 100 Millionen EUR auf dem Rücken der
Ärmsten dieser Stadt aus der Welt schaffen. Die öffentliche Auseinandersetzung
innerhalb der SPÖ hat einer gewissen Komik nicht entbehrt. Ich rufe in
Erinnerung: Dieses Budgetloch war einmal laut Bgm Häupl nicht da, dann war es
ein wachsendes, dann war es ein schrumpfendes, dann war es laut StR Rieder
eines, das leider doch größer war als angenommen - und schlussendlich war es
überhaupt nicht mehr da, sondern sozusagen ein Hirngespinst der bösen GRÜNEN,
die das alles nur erfinden, um der Stadträtin zu schaden.
Mittlerweile ist zumindest eines ganz klar: Dieses
Budgetloch existiert. Es wird gehegt und gepflegt, es wird auch weiterhin
falsch budgetiert. Offensichtlich gibt es niemanden, der die Stadträtin davon
abhält, dies zu tun.
Begründet wurde das mit der größtmöglichen
politischen Naivität, die man nur an den Tag legen kann, nämlich indem man
gesagt hat, man habe deswegen falsch budgetiert, weil nämlich anzunehmen war,
dass die Bundesregierung eine Kurskorrektur vornehmen werde und sich daher
unterm Strich alles ausgehen werde. Wer annimmt, dass diese Bundesregierung
eine Kurskorrektur vornimmt und in den Sozialbereich investiert und
Arbeitsplätze schafft, dem ist wirklich nicht zu helfen! Das ist politische
Naivität ersten Ranges! Da stellt sich schon die Frage, wie es mit der
Regierungsfähigkeit der Frau Stadträtin aussieht.
Ich erinnere ganz kurz auch noch an das Debakel im
Schulbereich. Auch dieses Debakel, inklusive Schulbudgetloch, ressortiert bei
Frau StRin Laska, und auch das ist ihr anzukreiden und vorzuwerfen.
Meine Damen und Herren! Es fehlen in Wien im Bereich
der Wiener Pflichtschulen 1 000 Lehrerinnen und Lehrer. Der
Finanzausgleich wurde von Wien mit unterschrieben. Eingespart wurden seit dem
Sommer 2000 12 Prozent der
LehrerInnen. Wir sind konfrontiert mit einem Minus von 25 Prozent bei den
ganztägigen Schulformen (Zwischenruf bei der SPÖ) - Ihre Papiere, die
Papiere aus dem Stadtschulrat; schütteln Sie nicht den Kopf, wir haben alles
schwarz auf weiß! -, minus 25 Prozent bei den Mehrstufenklassen, mit
massiven Kürzungen bei den Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, massiven
Kürzungen bei den behinderten Kindern und den dort notwendigen Maßnahmen und
mit Streichorgien bei den unverbindlichen Übungen. Das ist punktgenau das, was
den Kindern und Jugendlichen bisher an der Schule den meisten Spaß gemacht hat.
So schaut es aus - alles mit Zustimmung der SPÖ, mit
Unterschrift von Häupl -: Ressort Laska, Budgetloch Laska. Also auch das
schlägt sich negativ auf dem Konto der Frau Stadträtin nieder - die nicht
alleine daran schuld ist, aber an der Sache mit beteiligt ist.
Meine Damen und Herren! So viel zur Vergangenheit.
Ich möchte aber auch über das Jetzt und Hier sprechen, und ich möchte auch über
die Fragen sprechen: Wie soll das nun weitergehen? Und was muss man bei dieser
Laska-Krise noch im Speziellen ansehen?
Da möchte ich einmal mehr – ich weiß, die SPÖ hört das nicht
gerne; ich sehe schon viele Ohren nach vorne klappen, andere hören noch zu –
mit Ihnen über die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge reden, von denen
nachweislich viele – ich möchte es auch beziffern; sagen wir: Hunderte von
ihnen – obdachlos irgendwo unbetreut und unversorgt auf der Straße herumstehen
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