Gemeinderat,
38. Sitzung vom 16.01.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 35
gekommen ist, aber auch in anderen
Bereichen der MA 12. Hier wurden Mitarbeiter auf das Gröbste gemobbt und
schlecht behandelt, und ich habe schon einmal aus einem Schreiben eines
anerkannten Mobbing-Experten zitiert. Ich habe hier ein neues, ein weiteres
Schreiben dieses Mobbing-Experten, und ich möchte vorlesen, was er, ein
Universitätsprofessor, festhält. Ich zitiere:
Seit 1998,
im Laufe einer Reorganisation im Bereich VBgmin Laska, Sozialamt, vertrieb der
neue Abteilungsleiter führende Mitarbeiter mit entwürdigenden und krank
machenden Handlungen, um einer neuen Führungsgruppe Platz zu machen. Über 50
langjährige, erfahrene und führende Mitarbeiter sollen teils auf Anweisung
dieses Abteilungsleiters versetzt worden sein. Viele wurden krank, vermutlich
steht auch ein Todesfall im Kontext mit dieser chronischen Stresssituation. Die
Gewerkschaft der Gemeindebediensteten hat wiederholt angekündigt, ein
Disziplinarverfahren gegen den Abteilungsleiter zu fordern. Der Vorsitzende der
Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, Herr GR Rudolf Hundstorfer, hat mir in einem
Telefongespräch persönlich erklärt, dass das Treiben des Herrn
Abteilungsleiters unerträglich sei und dass die Gewerkschaft dafür sorgen
werde, dass er von dieser Funktion abgelöst wird. Vielleicht kann sich der Herr
Vorsitzende ja noch an dieses Telefongespräch erinnern. Der Arzt führt dann
noch aus, dass es aus seiner Sicht viel Unmenschliches gegeben hat und dass
auch strafrechtlich Relevantes passiert ist.
Sehr
geehrte Damen und Herren! Wir Freiheitlichen sind entsetzt über diese
Vorkommnisse, denn wir stehen für menschenwürdige Arbeitsverhältnisse. (Beifall
bei der FPÖ.)
In den
letzten Monaten haben sich sehr viele Betroffene an mich gewendet, und ihre
Schicksale gehen wirklich unter die Haut. Ich habe selbstverständlich
versprochen, mich dieser Problematik anzunehmen. Jeder einzelne Fall ist mir
wichtig. Auf meine Schreiben an den Vorsitzenden der Gewerkschaft, an die
Personalstadträtin und an die Frauenbeauftragte bekam ich aber nur
unbefriedigende Antworten.
Sehr
geehrte Damen und Herren! Ich verspreche, ich werde nicht aufgeben und ich
werde alle demokratischen und parlamentarischen Mittel ausschöpfen, um
Aufklärung im Interesse der Betroffenen herbeizuführen. (Beifall bei der
FPÖ.)
Faktum
ist, dass das Sozialamt Spitzenreiter bei den Krankenständen ist. Faktum ist,
dass 70 bis 80 Mitarbeiter die MA 12 verlassen haben. Und es steht
auch fest, dass Herr GR Hundstorfer den Gemeinderat nicht richtig informiert
hat über die Zahl derjenigen, die sich in diese Dienststelle zurückversetzen
ließen.
Dass auch
Abteilungsleiter in der Amtszeit der Frau Stadträtin weggemobbt wurden, ist
bekannt. Seltsamerweise blieb gerade der angesprochene, von ihr gegen alle
Bedenken gewünschte Abteilungsleiter unbehelligt. Es ist traurig, Frau
Stadträtin, dass Sie von so vielen Mitarbeitern gefürchtet werden. Sie hätten
sich für Ihre Mitarbeiter einsetzen sollen, genauso wie sich diese für ihren
Job und damit für die Wienerinnen und Wiener eingesetzt haben. Stattdessen
haben Sie zugelassen, dass viele skandalös behandelt wurden. Diese Menschen
haben schon längst kein Vertrauen mehr zu Ihnen, und die Häufung der
gravierenden Mobbingfälle zeigt, welcher Geist in dieser Abteilung lebt. Und
auch dafür tragen Sie als zuständige Stadträtin die volle politische Verantwortung.
Sehr
geehrte Damen und Herren! Schon anlässlich des Sondergemeinderats wies ich auf
aufklärungswürdige Vorfälle bei den Wiener Geschützten Werkstätten hin. In
einer jüngst erschienenen Ausgabe der Zeitschrift "profil" war
nachzulesen:
"Es
waren drei schwere, sauber verschnürte Päckchen, formal korrekt adressiert an
das Kontrollamt der Stadt Wien, prall gefüllt mit amtlichen Papieren und
Unterlagen, versehen mit einem Begleitschreiben, das den Akteninhalt
verständlich zusammenfasst (GR Kurt Wagner: ... Kontrollamtsdirektor
gesagt, dass das so nicht stimmt! – Gegenrufe der StRin Karin Landauer) und
Einzelposten dennoch penibel auflistet. Der Absender: anonym", Herr GR
Wagner. (Neuerlicher Zwischenruf des GR Kurt Wagner.)
Und auch der "Kronen Zeitung" ... (Weitere Zwischenrufe des GR Kurt Wagner.) -
Darf ich sprechen? - Auch der "Kronen Zeitung" vom
12. Jänner 2004 ist zu entnehmen:
"Nur das Schweigen wichtiger Belastungszeugen
und die sanfte Wortwahl des Kontrollamtes verhinderten das Ausarten der Affäre
um die Wiener Geschützten Werkstätten in einen handfesten Skandal." (Beifall
bei der FPÖ. – GR Kurt Wagner: Da gibt es überhaupt keinen! Das wissen Sie
besser! – Sie werden es eben nicht lernen und nicht akzeptieren!)
Der abgelösten Geschäftsführung wurden seltsamste
Geschäftspraktiken nachgewiesen.
Sehr geehrte Damen und Herren, schon einmal wurden
die Mitarbeiter der WGW enttäuscht, indem sie meinten, dass das Kontrollamt den
Machenschaften der Geschäftsführung ein Ende setzen würde. Vier Jahre hat es
nunmehr gedauert, bis sich das Kontrollamt aufgerafft hat, einen Prüfbericht
vorzulegen, und ungläubiges Staunen war die Reaktion, da in diesem Bericht auf
die tatsächlichen groben Ungereimtheiten kein oder nur verharmlosend Bezug
genommen wurde.
Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Warum wurden
die Originalunterlagen, die an Ihr Büro, unterfertigt vom Betriebsleiter und
einem Vorstandsmitglied, übermittelt wurden, zurückgereicht, und warum wurde
die Weisung erteilt, diese Unterlagen anonym an das Kontrollamt zu übermitteln?
Nicht nur wir Freiheitlichen, sondern auch die Öffentlichkeit erwartet von
Ihnen endlich eine Antwort auf diese Fragen, Frau Vizebürgermeisterin! Wir verlangen,
dass diese Vorkommnisse, die noch in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen,
endlich restlos aufgeklärt werden. Immerhin haben Sie ja diese Einrichtung
jahrelang finanziert und sich überhaupt nicht darum gekümmert, was mit den
Behinderten und was mit dem Steuergeld passiert. (Beifall bei der FPÖ.)
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