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Gemeinderat, 36. Sitzung vom 26.11.2003, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 53

 

herzustellen, die über das klassische, leicht süßlich verklebte Bild der Mozartkugel hinausgeht. Die Mozartkugel ist ein Sinnbild für eine Tradition geworden, die man zwar schätzen und mögen kann, die aber in Wahrheit zu einem Bild von Österreich beiträgt, das ich für meinen Teil eigentlich nicht besonders mag und das nicht dem entspricht, was man als zukunftsorientiert und mit einem tatsächlichen Leben, das Menschen leben, verbunden bezeichnen kann.

 

Spannend wäre es hingegen, sich zu fragen, was Mozart 2006 eigentlich bedeutet und was man von Mozart lernen kann. Ich glaube, eines der Dinge, die spannend wären, wäre zu sagen, dass jeder von uns auch ein Mozart sein kann. Jeder von uns kann auch ein Mozart sein. Vielleicht nicht in jener ausführlichen und sicher sehr bewundernswerten Genialität, die Mozart an den Tag gelegt hat, aber das Motivieren und das Ermöglichen, dass Menschen diese Schritte setzen und lernen können, muss und kann, denke ich, Teil des Mozartjahres sein. (Beifall bei StR Dr Peter Marboe.)

 

Wenn wir die letzten Tage auch über das Musikschulwesen in dieser Stadt, über das Ausbildungswesen und darüber, dass es wichtig ist, niederschwellige Angebote zu machen, gesprochen haben, dann ist es sicher ein wichtiger Bestandteil des Mozartjahres, sicherzustellen, dass die Idee "Auch du kannst Mozart sein" eine Chance bekommt.

 

Jetzt zu ein paar profaneren Dingen. Ich freue mich, dass der Herr Stadtrat hier und heute noch einmal öffentlich bekräftigt hat, dass er gesprächsbereit ist, auch im Ausschuss darüber ausführlicher zu diskutieren und zu reden, was dieses Mozartjahr werden und sein soll. Ich hoffe, dass wir im Ausschuss bald eine Einladung an all jene, die damit zu tun haben, aussprechen werden und auch ein bisschen Hintergrundblicke in das, was geplant ist, bekommen können, denn – das ist, glaube ich, im Sinne von uns allen – die Liste der Veranstaltungen mit einem Satz dazu ist wohl nicht das, was ich unter Information und Diskussion verstehe. Daher möchte ich noch einmal appellieren, dass wir uns bald im Ausschuss zusammensetzen, dass wir das Instrument des Berichts ernstnehmen und auch über das hinaus ernst nehmen, was der Herr Stadtrat bis jetzt immer wieder gemacht hat, nämlich mündlich zu berichten. Ich wünsche mir, dass wir als Gemeinderatsausschuss für Kultur auch schriftliche Zwischenberichte bekommen, die uns einen Einblick in das geben, was gerade passiert. Bei einem so großen Unternehmen ist es, glaube ich, sehr im Interesse der gesamten Stadt, dass nicht nur alle Parteien dahinterstehen, sondern auch ausreichend informiert sind.

 

Noch ein paar Worte zu den Vereinigten Bühnen an dieser Stelle: Wir haben nicht sehr oft die Gelegenheit, darüber zu diskutieren. Wenn man sich die Konstruktion der Wiener Holding und der Vereinigten Bühnen Wien in Relation zu den Summen, die wir jährlich als Kulturausschuss zuschießen, anschaut, kann man eigentlich nur sagen, die Intransparenz ist einigermaßen atemberaubend. Ich finde es sehr bedauerlich, dass gestern in der Budgetdebatte der Antrag der Vierteljahresberichte der Vereinigten Bühnen Wien für den Kulturausschuss nicht beschlossen wurde. Das ist vielmehr für mich ein weiteres Zeichen, dass es nicht wirkliches Interesse gibt, darüber zu informieren, was innerhalb der Wiener Holding, im Bereich der Kulturbeteiligungen und auch im Bereich der Vereinigten Bühnen Wien passiert.

 

Ich kann natürlich nur spekulieren und sagen, vielleicht liegt es daran, dass der Rechnungshof und auch das Kontrollamt immer wieder festgestellt haben, dass sich die Vereinigten Bühnen Wien in manchen Bereichen vielleicht Geschäftspraktiken einfallen haben lassen, von denen Einzelne profitiert haben, aber man sich sehr ernsthaft die Frage stellen muss, ob dies auch die Stadt hat. (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Wo wurde das festgestellt?) – Es gibt einen Bericht des Kontrollamts zu den Auslandsbeteiligungen der Vereinigten Bühnen Wien. Den sollten Sie lieber genauer lesen! (Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Den habe ich genau gelesen!) – Dann werden Sie mit mir wohl einer Meinung sein, dass es hier durchaus nicht ganz unproblematische Geschäftskonstruktionen gibt, über die man laut und ernsthaft nachdenken sollte!

 

Was wir für die Vereinigten Bühnen Wien und den Kulturausschuss wollen, ist sicherzustellen, dass die Information und die Transparenz schleunigst erhöht werden. Mein Kollege Christoph Chorherr wird dazu noch ein paar Worte verlieren. Das, was hier passiert, kann nicht im Interesse einer demokratisch organisierten Stadt sein. Es kann nicht im Interesse sein, dass jener Bereich, der das meiste Geld des Kulturbudgets bekommt, nämlich die Vereinigten Bühnen Wien, am wenigsten Informationen abliefert, weniger als das kleine Theater, die kleine freie Gruppe oder die kleine Literaturinitiative, von denen wir mehr Information als von den Vereinigten Bühnen Wien bekommen. Damit meine ich nicht, damit wir uns nicht falsch verstehen, die netten Briefe des Herrn Häusler, die Sie und ich immer wieder bekommen, wo er uns Pressespiegel aller Art zukommen lässt. Das ist nicht die Art der Information, die ich meine. Ich wünsche mir eine formalisierte, institutionalisierte Information, die nicht von den Launen des einen oder anderen abhängt.

 

In diesem Sinne noch ein letztes Wort: Ich wünsche uns und auch Peter Marboe viel Erfolg bei diesem Mozartjahr. Ich wünsche uns und ihm viel Spaß bei der Programmierung. Und ich hoffe, dass all jene Punkte, die ich jetzt angesprochen habe, von uns sehr ernsthaft diskutiert werden und dass wir zu einem spannenden Programm für die Stadt kommen, das nicht im Mozartkugelnverpicktsein verbleibt. – Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Herr DDr Görg. Ich erteile es ihm.

 

GR DDr Bernhard Görg (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Überall auf der Welt, wo Parteien mit absoluter Macht regieren, tut sich der Geist, wenn er nicht aus der Richtung der absoluten Macht oder in die Richtung der

 

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