Gemeinderat,
35. Sitzung vom 24.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 42 von 134
Wandel entdeckt. Schweden,
Finnland – weil Sie vorhin Finnland gesagt haben – und England haben den Willen
zum Wandel schon bewiesen. Sozialumbau, nicht Sozialabbau ist notwendig, um die
Herausforderungen der modernen Zeit zu bewältigen. Tun Sie nicht so, als wären
– die Frau Kollegin Wehsely hat das nämlich gemacht – Sozialpolitik,
Arbeitsmarktpolitik und Konjunkturpolitik nur Aufgabe der Bundesregierung! Das
ist auch Ihre Zuständigkeit im Land Wien! (Beifall bei der ÖVP.)
Wo, so frage ich, ist
wirklich das wirtschaftspolitische Konzept? Herr Kollege Hundstorfer, Sie haben
es gesagt und auch vom Kollegen Günther ist
es völlig zu Recht gekommen, in sechs Monaten kommen zehn neue Länder zur
Europäischen Union dazu. 30 und 60 Kilometer entfernt von Wien beginnt
dann die neue EU-Zone. Damit rückt Wien wieder in den geografischen Mittelpunkt
eines gewaltigen Wirtschaftsraumes. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass in
Wien die richtigen Initiativen gesetzt werden! (Beifall bei der ÖVP.)
Sie warten jedoch ab und
schimpfen auf die Bundesregierung, jene Bundesregierung, die mit dem dritten
Konjunkturpaket die Forschung und Wirtschaft auch in Wien ankurbeln wird. Die
Kollegin Rothauer hat einige ganz konkrete Beispiele genannt, die Sie nicht
widerlegen können. Wenn doch, dann tun Sie es, kommen Sie heraus! Ich habe aber
bisher noch nichts gehört.
Nun komme ich zum Sozialen, meine Damen und Herren,
ein Ressort von besonderer Bedeutung für die Menschen, wo Sie angeblich
um zehn Prozent erhöht haben. Herr Finanzstadtrat, das ist tatsächlich
Etikettenschwindel! Sie vergleichen den falschen Voranschlag 2003 – da hat
es immerhin eine Sondersitzung deshalb gegeben, ich hoffe Sie können sich noch
daran erinnern – mit dem Voranschlag 2004. Der richtige, seriöse
Ausgangspunkt ist aber der Rechnungsabschluss 2003. (GR Johann Driemer: Was vergleicht man jetzt? Voranschlag zu
Voranschlag oder Rechnungsabschluss zu Rechnungsabschluss?) Dann wird das
Desaster sichtbar. Da gibt es noch etwas. Da gibt es plötzlich eine Geister-MA,
die MA 15A, zwischen den Seiten 95 und 104. Von der MA 15A hat
man noch nie etwas gehört. Jetzt gibt es sie plötzlich und man kommt dann
darauf, das ist die MA 12. Die Sozialhilfe wird 2004 um
10 Millionen EUR gegenüber dem Rechnungsabschluss 2002 gekürzt
und nur das kann man als seriös bezeichnen. Die Behindertenhilfe wird um
5 Millionen gekürzt. (GR Johann
Driemer: Diesbezüglich kann man alles machen, aber richtig ist es schon, wenn
man Voranschlag zu Voranschlag vergleicht!) Sie haben es sich vielleicht
nicht angeschaut, Herr Kollege Driemer! Ich habe es mir sehr genau angeschaut,
aber nicht einen falschen Voranschlag, wo nachweislich hier darüber diskutiert
wurde, dass er um einige Millionen falsch ist. Das zu vergleichen, muss ich
sagen, ist Chuzpe! (Beifall bei der ÖVP.)
Die
sonstigen sozialen Einrichtungsmaßnahmen werden um 5 Millionen EUR
gekürzt. Sie kürzen damit die Sozialhilfe. Da ist Wien, wie wir schon öfter
diskutiert haben, ohnehin Schlusslicht in Österreich.
Aber
gehen wir weg vom Sozialen. Die Kollegin Wehsely hat gerade die Familienpolitik
so gelobt. Ja, ich stimme mit Ihnen überein, in Wien sind Gott sei Dank für
Drei- bis Sechsjährige Kindergartenplätze da. Aber bei den familienfördernden
Maßnahmen, Frau Kollegin Wehsely, kürzen Sie um 3,7 Millionen EUR
gegenüber 2002. Was heißt denn das? Wollen Sie den finanziell schwachen Eltern
die Zuschüsse kürzen? Die Förderung der Kinderbetreuungseinrichtungen werden
gegenüber dem Rechnungsabschluss um 2,6 Millionen EUR gekürzt. Wenn
ich da den Voranschlag anschaue, Herr Kollege Driemer – ich tue es nicht, aber
wenn ich ihn anschauen würde – würde sogar um 6 Millionen EUR gekürzt
werden, obwohl wir bis jetzt nur ein Kindertagesheim geschlossen haben. In
einer Verordnung wurden Qualitätsstandards festgeschrieben. Dass das höhere
Kosten bedeutet, wissen wir. Sie aber kürzen. Sie kürzen die Ausgaben für
Volksbildung, weil Sie gerade vorher – ich muss Sie leider ansprechen, Frau Kollegin
Wehsely – von Kultur gesprochen haben. Volksbildung, Büchereien,
Musiklehranstalten kürzen Sie um 7 Millionen EUR. Bei der
Schulpolitik sind es 21 Millionen EUR. Da gehe ich nicht näher darauf
ein. Das wird in der Spezialdebatte sicherlich mein Kollege Strobl tun. Frau
Vizebürgermeisterin, Sie sind natürlich nicht da, wie könnte es auch anders
sein! Das ist die Bankrotterklärung Ihrer Sozialpolitik! (Beifall bei der
ÖVP.)
Die
Politik der SPÖ-Alleinregierung für Wien im Sozialbereich heißt offenbar kürzen,
kürzen, kürzen. Das ist eine Politik, die wir nicht mittragen wollen, weil sie
zu Lasten der Armen in Wien, zu Lasten der Behinderten in Wien und zu Lasten
der Familien in Wien geht. Bgm Häupl, der von der Verfassung her der
Letztverantwortliche für das reibungslose Funktionieren der Stadt ist, geht das
offensichtlich alles nichts an. Es interessiert ihn nicht. Er lässt gewähren.
Wir werden daher von unserem Minderheitenrecht Gebrauch machen und eine Prüfung
des Ressorts Laska durch den Rechnungshof verlangen. Uns, meine Damen und
Herren, ist die Sozialpolitik zu wichtig, als dass wir sie zur Spielwiese einer
eventverliebten Stadträtin, nämlich Laska, eines offensichtlich der
Budgetwahrheit sich nicht verpflichtet fühlenden Finanzstadtrats, Dr Rieder, und
eines uninteressierten Bürgermeisters, Häupl, überlassen! (Beifall bei der
ÖVP.)
Nun zum Ressortbereich Pittermann: Dort ist Chaos pur. Wir
haben jetzt die Untersuchungskommission, die eine Fundgrube ist, wie
menschenunwürdig, wie planlos, wie führungslos dort vorgegangen worden ist und
noch immer vorgegangen wird. Es sind wirklich verheerende Aussagen, die man
dort hört, zum Beispiel dass die Führung des Hauses eine mittlere Katastrophe
ist und so weiter. Ich möchte jetzt gar nichts ins Detail gehen, auch aus
Zeitgründen. Die Frau StRin Pittermann kennt die Ergebnisse. Was hat man bisher
dagegen unternommen? Man hat die kritisierte Pflegedirektorin jetzt wieder in
Lainz eingesetzt. Ich sage nach wie vor "Lainz", weil einen anderen
Namen würde ich nicht anführen. (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch: Das
ist beides falsch! Sie wissen es besser! Kreisler ist nicht eingesetzt
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