Gemeinderat,
34. Sitzung vom 04.11.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 99
gekommen ist, das immer noch mit Lächeln quittiert wird, wo
ich aber in der Tat einen Schlüssel sehe, einen Schlüssel für eine neue
Verkehrspolitik deswegen, weil alle darüber lachen.
Das Kapitel, über das alle lachen, zum Glück immer
weniger, wo man mit wenig Geld viel verändern kann, wo zum Beispiel an Tagen
wie heute niemand Stauprobleme hat – ich bin vollkommen problemlos ins Rathaus
geradelt –, das ist der Radverkehr. Ich möchte deswegen mit dem beginnen, weil
hier dieses Kapitel eine wirkliche Neuorientierung der Wiener Verkehrspolitik
vorsieht.
Nur damit Sie ein Gefühl haben: Wien hat derzeit nur
3 bis 4 Prozent Anteil Radverkehr. In wirklich entwickelten Städten, ich
nenne München hier, sind es 15 Prozent. Wen es gelegentlich nach Holland,
in die Niederlande, verschlägt, Jung oder Alt, Sommer oder Winter, dort ist der
Radverkehr das Herz, man sieht es auch.
Viel muss passieren. Viel kann passieren. Und hier
möchte ich mich wirklich bei allen bedanken, die an diesem Kapitel mitgewirkt
haben. Insbesonders zu einigen Kollegen und Kolleginnen der Sozialdemokratie
möchte ich das sagen. Ich glaube, Sie haben das Kapitel nicht genau gelesen.
Ich hoffe, ich halte Sie jetzt nicht davon ab, diesem Kapitel zuzustimmen, wenn
ich ein paar Punkte hier erwähne, denen Sie heute zustimmen werden. Ich glaube,
ich habe auch einen Bezirksvorsteher gesehen, denn auf die Bezirke wird hier
einiges zukommen.
Lassen Sie mich noch einmal begründen, warum, bevor ich
auf das ein bisschen genauer eingehe, dass noch immer die Hälfte aller mit dem
Auto in Wien zurückgelegten Wege kürzer als fünf Kilometer sind, und ein
Drittel ist zwischen zwei und drei Kilometer. Also das Berühmte "Ich hol
mir", "Ich geh mir Tschick kaufen mit dem Auto", ist noch immer
der Regelfall. Es geht nicht darum, jene, die in Hadersdorf, in Eßling oder wo
wohnen, dazu zu bringen, mit dem Fahrrad ins Zentrum zu fahren, sondern darum,
jenen, die die kurzen Wege haben, sichere Voraussetzungen zu schaffen.
Und das ist deswegen so ein wichtiges Kapitel, weil
man in relativ kurzer Zeit mit wenig Geld sehr viel bewirken kann. Alle anderen
Projekte, seien es die vom Kollegen Reiter mit Leidenschaft betriebenen Umfahrungsstraßen,
aber auch viele U-Bahn-Ausbaumaßnahmen, kosten sehr, sehr, sehr viel Geld. Und
wir reden über Horizonte von zehn und mehr Jahren. Da kann man sofort etwas
machen. Ich bin froh, dass wir in diesem Kapitel auch Zeiten drinnen haben.
Lassen Sie mich ein paar Dinge vorlesen, damit Sie
wissen, was Sie hier beschließen. Auf der einen Seite eine mehr als
Verdoppelung des Radverkehrs als Vorgabe, von derzeit 3 bis 4,5 Prozent
auf 8 Prozent. Eines der Schlüsseldinge, das ganz wenig Geld kostet – ich
bin froh, dass es jetzt am Schluss doch drinnen steht –, ist die Öffnung aller
geeigneten Einbahnen bis 2006. Was jetzt das Belieben einiger Bezirksvorsteher
und Bezirksvorsteherinnen ist, wird in anderen Bezirken leidenschaftlich
abgelehnt. Es gibt Bezirke, die sind normal, möchte ich dazusagen, der 7.
gehört dazu, der 9. gehört dazu, der jüngste: auch der 21 gehört dazu. Dort ist
eine Einbahn fast im Regelfall in beide Richtungen für Radfahrer legal
befahrbar.
Es gibt ein paar Bezirke. Ich möchte da niemand
entlarven, ich nenne sie jetzt nicht. Da sagt die Bezirksvorstehung "Nein,
das ist schlecht", "Das wollen wir nicht", und dort passiert das
nicht.
Da steht jetzt eines ganz klar drinnen: "Bis zum
Jahr 2006 sind alle geeigneten Einbahnen in allen Bezirken zu öffnen, nach
Kriterien, die ein Radverkehrsmanagement entwickeln muss." Also es geht
nicht um den Gürtel. Nein, am Gürtel wird man nicht gegen die Einbahn auf der
Straße fahren. Es wird auch andere Straßen geben. Ich denke mir, auch die
Südosttangente wird keine sein. Aber die meisten Einbahnen werden in beide
Richtungen zu öffnen sein. Und die Beliebigkeit des Bezirks gehört der
Vergangenheit an.
Zweitens: Gerade weil es so oft passiert, und oft
habe ich im Ausschuss erlebt, beim Neubau einer Straße, dass man sagt, Jessas
Maria, den Radverkehr, den haben wir vergessen, Entschuldigung. Können wir da
noch was tun? Meistens kann man nichts mehr tun. Manchmal gibt es
Gewaltanstrengungen, wie bei der 2er-Linie. Aber im Regelfall sollte man von Anfang
an planen.
Und der jetzige Zustand, dass es einen – ich sage es
ganz bewusst, obwohl ich ihn sehr schätze, den Kollegen Blaha –
Teilzeit-Radverkehrsbeauftragten gibt, der im Hauptgeschäft eine wichtige
verkehrsplanerische Funktion hat, das geht nicht! Es muss auch ein starkes
Radverkehrsmanagement geben, das jetzt eingerichtet wird.
Und stellen Sie sich vor, was jetzt da steht:
"Es soll ein Radverkehrsmanagement eingerichtet werden, das mit
ausreichenden Ressourcen ausgestattet wird" – da werden etliche Personen
arbeiten müssen –, "und dieses soll" – hören Sie genau zu – "ein
Durchgriffsrecht gegenüber den ausführenden Abteilungen zur Umsetzung der
Radverkehrsziele haben."
Auf das freue ich mich, und vielleicht werden wir
bald Gespräche führen, wie das ausgeschrieben wird, wer das machen soll. Sie
haben meine volle Unterstützung, dass hier ein Mister oder eine Misses
Radverkehr das tut. Ich möchte ein Vorbild nennen, wo das gut funktioniert. Im
Bereich des Klimaschutzes haben wir so jemanden. Sie ist magistratsintern
akzeptiert, sie bringt auch viel weiter.
Das ist vernünftig. Das ist ein Bereich. Das Geld ist
drinnen genau vorgeschlagen, Projekte sind genau vorgeschlagen.
Ich komme zu einem anderen Bereich, auf den ich eingehen
will. Es geht um ein unterschätztes Problem. Jetzt rede ich übers Parken, nicht
über die Volksgaragen, denn nicht nur Autos wollen geparkt werden, auch Räder
sollen und müssen geparkt werden. Wer weiß, wie viel Räder in Wien gestohlen
werden, weiß, wie wichtig es ist, sie sicher unterzubringen. Jetzt haben wir
zwar eine Garagenordnung, die die Hauseigentümer und die Neuerrichter
verpflichtet, für Autos Garagen vorzusehen,
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