Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 43 von 63
gegeben. Dessen kritische, auf Missstände hinweisende Erkenntnisse über die Situation im Wiener Pflegebereich, insbesondere bei den städtischen Pflegeheimen, beinhalten eine Ist-Analyse und konkrete Verbesserungsvorschläge und Lösungen samt Kostenvarianten. Der Bericht lag bereits im November 2001 vor.
a. Warum haben Sie diesen wichtigen Bericht der
Öffentlichkeit und den im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien nicht zur
Kenntnis gebracht?
b. Welche in dem Bericht des ÖBIG enthaltenen Verbesserungsvorschläge
in Bezug auf die artikulierten Missstände haben Sie seither umgesetzt, welche
wurden konkret in Angriff genommen?
6. Wie viele Personen sind für die sanitäre Aufsicht
der Pflegeheime des KAV in der MA 47 zuständig? Sind diesbezüglich alle
Planstellen besetzt? Erachten Sie die Zahl der Mitarbeiter für die
Aufsichtstätigkeit für ausreichend?
7. Was waren die Gründe, weswegen die MA 47 bis
vor kurzem ihre Aufsichtskompetenz und Prüftätigkeit in städtischen
Pflegeheimen nicht wahrnehmen durfte?
8. Wieso wurde der Prüfbericht der MA 47 vom
23. Juli dieses Jahres angesichts der Tragweite dieses menschlichen
Skandals nicht den im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien rechtzeitig zur
Einsicht vorgelegt?
9. Wann genau und in welcher Form haben Sie die
Angehörigen der betroffenen Pflegepatienten der geprüften (Bericht der
MA 47 vom 23. Juli 2003) Abteilungen und Stationen im
Geriatriezentrum Am Wienerwald von den Missständen unterrichtet?
10. Wieso haben Sie nicht unmittelbar nach Kenntnis
(nach Ihren Angaben am 8. August 2003) der Vorkommnisse, die genau
dokumentiert wurden, eine Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft veranlasst?
11. Wurden alle an Ihr Ressort beziehungsweise an den
KAV gerichteten Beschwerdebriefe von Pflegepatienten, deren Angehörigen oder
deren Vertretern beantwortet, den darin dargestellten Sachverhalten
nachgegangen und etwaige Missstände beseitigt? Wenn ja, welche? Wenn nein,
welche nicht und warum?
12. Werden mit jenen Mitarbeitern, welche durch einen
exorbitant hohen Anfall an Krankenstandstagen auffallen, konkrete
Mitarbeitergespräche geführt, welche den diesbezüglichen Ursachen auf den Grund
gehen? Wenn nein, warum nicht?
13. Wie beurteilen Sie die Verantwortung der
zuständigen Kollegialen Führung des Geriatriezentrums Am Wienerwald sowie der
Leitung der vom Prüfbericht der MA 47 vom 23.7.2003 betroffenen
Medizinischen Abteilung im GZW? Haben Sie bis dato konkrete dienstrechtliche
Konsequenzen gezogen? Wenn ja, welche? Wenn nein, warum nicht?
14. Am 5. März 2003 machte Sie die Gewerkschaft
der Gemeindebediensteten in einem Brief auf den akuten Personalmangel im
Pflegebereich mit all seinen drohenden Konsequenzen aufmerksam. Konkret wurde
darauf hingewiesen, dass im Geriatriezentrum Am Wienerwald allein
70 Planstellen nicht besetzt sind.
Wie rechtfertigen Sie diese Tatsache? Wie haben Sie
auf diesen Hilfeschrei der Gewerkschaft konkret reagiert?
15. Im Mittelpunkt der Kritik stehen vor allem die
teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen im Geriatriezentrum Am Wienerwald.
a. Welche Konsequenzen werden Sie aus dieser Tragödie
im Geriatriezentrum Am Wienerwald konkret ziehen? Können Sie diesbezüglich
einen konkreten Zeitplan der geplanten Maßnahmen vorlegen?
b. Werden Sie sich dafür einsetzen, dass die
8-Bett-Zimmer in städtischen Pflegeheimen raschest der Vergangenheit angehören?
c. Wie kann es sein, dass sterbenden Pflegepatienten
nicht einmal in ihrem letzten Lebensabschnitt ein Minimum an Privatsphäre
eingeräumt wird und sie nur teilweise durch Paravents von den anderen
Pflegepatienten im Zimmer getrennt werden?
16. Sind Sie nun endlich bereit, sich dafür
einzusetzen, dass die Bediensteten im geriatrischen Pflegebereich in Wien eine
entsprechende Zulage erhalten? Welches Angebot an die Bediensteten können Sie
sich diesbezüglich vorstellen?
17. Sie haben den pensionierten Unfallchirurgen Dr
Vogt zum Ombudsmann im Pflegebereich ernannt. Wie stehen Sie zur Kritik an der
Ernennung eines Arztes vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es
Pflegebediensteten aufgrund hierarchischer Bedenken schwer fallen wird, sich in
sensiblen, den Dienstbetrieb betreffenden Angelegenheiten jemandem aus dem
ärztlichen Stand anzuvertrauen?
18. Es wird Ihnen von vielen Seiten vorgeworfen, dass
Sie Ihren Beamtenapparat nicht im Griff hätten und mangels Durchsetzungskraft
nicht einer effektiven Ausübung Ihrer politischen Führungsaufgabe nachkommen
können (siehe auch den Bericht in der Tageszeitung 'Die Presse' vom 8.4.2003, Zitat:
'Es stimmt nicht, dass Pittermann nicht mit der Verwaltung zurecht kommt. Die
Verwaltung kommt nicht mit ihr zurecht. (...) Die Beamten lassen Pittermann
auch regelmäßig auflaufen.') In einem Interview mit einer Tageszeitung sprechen
Sie davon, dass Ihre leitenden Beamten vor Ihnen 'potemkinsche Dörfer'
errichtet haben.
a. Ist das nicht erfolgte Ziehen von Konsequenzen
angesichts dieser offenbar seit Jahren herrschenden skandalösen Zustände ein
Ausdruck Ihrer mangelnden Durchsetzungskraft?
b. Was meinen Sie konkret mit Ihrer Aussage, es
werden vor Ihnen 'potemkinsche Dörfer' errichtet?
c. Welchen Beamten werfen Sie dies konkret vor?
19. Zu den bisherigen an Sie gerichteten
Rücktrittsaufforderungen fielen Sie mit der Aussage auf 'Ein Verkehrsminister
tritt auch nicht zurück, wenn ein Zugunglück passiert!' Erachten Sie diese
Aussage angesichts der sich in Ihrem Verantwortungsbereich vorgefallenen
menschlichen Tragödien als passend?"
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön, Kollegin Reinberger, für die gemäß § 37 Abs. 5 – ich
wiederhole es noch einmal – notwendige Verlesung.
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