Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 63
Geriatriezentrum am Wienerwald heftige Kritik geübt
hat. Die Sachwalterin schreibt: "Sehr geehrte Damen und Herren! Anlässlich
des Ablebens von Herrn K., der seit über drei Jahren in Ihrer Abteilung gelegen
hat, möchte ich mich für die kompetente und liebevolle Pflege, die Sie ihm
angedeihen haben lassen, sehr herzlich bedanken. Weil ich in meiner Tätigkeit
als Sachwalterin in vielen Pflegeheimen zu tun habe, weiß ich, dass Ihre
Abteilung eine ganz besondere ist, dass nicht nur die obere Etage eine
hervorragende ist, sondern auch alle MitarbeiterInnen Ihre Abteilung auf das
Beste ausfüllen. Es war mir wirklich ein Anliegen, Ihnen dies mitzuteilen und
ich wünsche Ihnen allen weiterhin viel Kraft in der Erfüllung Ihrer
Arbeit." (Beifall bei der SPÖ.)
Warum ich Ihnen das vorgelesen habe, hat wohl einen
einfachen Grund. Es macht deutlich, dass wir uns bei aller berechtigten Kritik
an Fehlern vor falschen und sinnlosen Verallgemeinerungen hüten sollten.
Ich will Ihnen auch einen zweiten Beleg geben. Die
Frau Stadträtin hat es schon im Detail ausgeführt. Die Pflegeeinrichtungen der
Stadt Wien erringen immer wieder nationale und internationale Auszeichnungen,
eingereicht unter vielen Projekten aus ganz Europa. Es ist wohl kein Zufall,
dass sie in diesem Umfeld die Preise für die Qualitätssicherung und
–verbesserung in der Pflege im Altenbereich erringen! Nein, das ist das
Ergebnis einer harten und guten Arbeit des Pflegepersonals in diesen
Institutionen! (Beifall bei der SPÖ.)
Sie, meine Kolleginnen und Kollegen, können mit Recht
auf diese Erfolge stolz sein! Solche Anerkennungen sind Produkte einer
positiven Einstellung des Personals, einer hohen Qualifikation und eines
unermüdlichen Einsatzes! Ich nütze hier noch einmal die Gelegenheit, Ihnen
allen dafür zu danken! (Beifall bei der
SPÖ.)
Pflegepersonen aus dem Bereich des
Krankenanstaltenverbunds waren und sind österreichweit führend, wenn es um die
Entwicklungen von Standards zur Qualitätssicherung in der Pflege geht. Das
beweisen viele Publikationen beziehungsweise Fachbücher aus diesen Projekten.
Ich behaupte nicht nur, sondern ich weiß, die Pflegedokumentation und andere
qualitätssichernde Instrumente in der Pflege sind in den Geriatriezentren des
Krankenanstaltenverbunds gut eingesetzt und nachvollziehbar. Das beweist, wie
unfair es ist, wenn man jetzt auf Grund einzelner Fälle alle verdammt und
verunsichert.
Wir verfolgen auch ständige Verbesserungen in Fort-
und Weiterbildung und besonders in den geriatrischen Pflegefächern. Die Fortbildungen
für die Mitarbeiter werden in diesem Bereich besonders bedarfsorientiert
angeboten, um ihre Kompetenz und Zufriedenheit zu steigern. Wir verbessern
ständig die Ausbildung und werden keine Nivellierung der Ausbildung nach unten
zulassen, wie das von manchen schon in der Altenpflege verlangt wurde. Wie wir
schon gehört haben, hat Wien im Gegensatz zu den Bundesländern keinen einzigen
Ausbildungsplatz gestrichen. Die berufsbegleitende Ausbildung, den zweiten
Bildungsweg, hat man auch schon erwähnt. Das sind wirklich die
MitarbeiterInnen, die jahrelang in der Betreuung und Pflege geriatrischer
Patienten arbeiten.
Dass viele SchülerInnen aus den Bundesländern kommen
und wieder hinausgehen, haben wir auch schon gehört. Hier, muss ich sagen, ist
vor allem der Bund gefragt, etwas zu tun, denn für die Ausbildungsgesetze, wenn
Sie von der Matura sprechen, Frau Stadträtin, ist der Bund zuständig. Bitte
richten Sie das an Ihren Minister! Ich werde Sie dabei unterstützen. (Beifall bei der SPÖ. – StRin Karin
Landauer: Das werden wir machen! Sie wissen aber schon, dass Sie das nach
Lainz I schon hätten machen können!)
Auch diese Diskussion der Verhinderer kennen wir,
Frau Stadträtin! Da brauchen Sie jetzt nicht scheinheilig etwas einzuwerfen! (StRin Karin Landauer: Ich bin nicht
scheinheilig!) Ebenso säumig wie in der Arbeitsmarktpolitik ist diese
Bundesregierung am Pflegesektor! (Beifall
bei der SPÖ. – StRin Karin Landauer: Nehmen Sie das zurück! Ich bin nicht
scheinheilig! Das ist ungeheuerlich!)
Alle aktuellen Prognosen gehen allein für das
Jahr 2003 davon aus, dass 1 270 zusätzliche Jobs im Gesundheits- und
Spitalswesen benötigt werden. Das WIFO spricht sogar davon, dass die Nachfrage
nach Beschäftigten bis zum Jahr 2007 um 7 000 steigen wird. Aber was
macht der Bund? Er verunmöglicht ausgebildeten, zugewanderten Menschen, die
schon da sind, diese Arbeit anzunehmen, weil er ein nicht erreichbares
Mindestgehalt für Schlüsselkräfte festlegt. Es gibt derzeit überall
Personalengpässe im Pflegebereich, besonders betroffen ist der
Altenpflegebereich, wie schon gesagt, in ganz Österreich. Es fehlen vor allem
die hoch qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Gesundheits- und
Krankenpflegepersonen. Wir haben heute schon gehört, dass vielfach die Tür
schwarz arbeitenden Menschen in diesem Bereich geöffnet wird. Aber die Pflege
chronisch Kranker, Sterbender und sehr pflegebedürftiger alter Menschen ist
nicht so einfach. Junge Leute sind nicht immer sehr motiviert, in diesem
Bereich zu arbeiten, weil sie nach ihren Vorstellungen nach nicht die
Erfolgserlebnisse haben, die sie in diesem Beruf am Anfang haben möchten. Das
ist nicht nur in Wien oder in Österreich so, sondern, wenn Sie die Statistiken
und die Berichte lesen, gibt es das in ganz Europa, wenn nicht sogar in der
ganzen Welt. Ob das von der Nachbarschaftshilfe gelöst werden kann, lasse ich
jetzt einmal im Raum stehen. Daher beteiligt sich der WAFF mit einem Betrag von
mehr als 3,5 Millionen EUR im Auftrag der Gemeinde Wien an einem
Programm zur Höherqualifizierung von MitarbeiterInnen im Gesundheits- und
Sozialwesen.
Aber die Rekrutierung allein wird junge Menschen
nicht motivieren, diese Arbeit zu ergreifen, sondern wir müssen hinter diesen
Menschen stehen. Ich habe noch einen weiteren Beweis dafür, dass sie sich im
Augenblick vielfach im Stich gelassen fühlen. Dazu möchte ich Ihnen ein paar
Zitate aus einem Brief der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem
Geriatriezentrum am Wienerwald – hier sind auch die Unterschriftslisten –
vorlesen. Sie schreiben:
"Als Bedienstete ist es uns
nicht möglich, sich gegen
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