Gemeinderat,
32. Sitzung vom 24.09.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 63
gibt es klassisch auch wieder Vierbettzimmer. Schon da frage ich mich, wenn ich möglicherweise bis zum Sterben dort bleiben muss und das auch weiß: Wie kann man im Jahr 2003 jemand beauftragen, der Vierbettzimmer baut? Dieses Haus wird 20, 30, 40 Jahre in Betrieb sein!
Die Selbstverständlichkeit des Wunsches eines
Menschen, menschenwürdig alt werden zu dürfen, sagt unglaublich viel aus, und
diese Doppelgeschichte, zehn Jahre nahezu nichts an diesen Grundstrukturen zu
ändern: Achtbettzimmer und das daraus Resultierende, Klos, die irgendwo sind,
und, und, und. Ja, Sie haben schon Recht, es ist schwierig mit dem
Denkmalschutz. Aber Sie sind gewählt, dass man mit schwierigen Dingen umgeht
und sagt: aus, Ende, zack - wir widmen das um! Wir bauen das neu, wir gehen
heraus und holen uns auch Mehrheiten für eine entsprechende Finanzierung -
verzeihen Sie jetzt den platten Vergleich, aber ist nicht platt! - wie etliche,
vorwiegend männliche SPÖ-Gemeinderäte jedes Mal leidenschaftlich neue Gelder
für Garagenprojekte verteidigen. Man muss nicht bis zu den Abfangjägern gehen;
da bin ich übrigens völlig Ihrer Meinung, dieses Geld könnte man zum Beispiel
wunderbar gebrauchen. Aber wenn es wirklich wichtig ist, wenn es zum Beispiel
ums billige Parken geht, dann hat auch die Gemeinde Wien entsprechend Geld.
Da geht es um Umschichtungen. Da geht es, wie Kollege
Margulies gesagt hat, auch darum, zu fragen: muss die Stadt Wien jedes Jahr
brav Budgetüberschüsse erzielen? - die Stadt Wien erzielt Jahr für Jahr Maastricht-Überschüsse
-, oder sagen wir: Nein, wir machen jetzt einen wirklichen politischen Kraftakt
und sagen, ab dem Jahr - jetzt nenne ich eines, und die Politiker, die sich
auskennen, können ein besseres nennen - 2005, 2006 gibt es keine Strukturen mit
Vier- und Fünf- und Sechs- und Sieben- und Achtbettzimmern mehr. Dafür brauchen
wir Geld, da schichten wir um, und wir reformieren grundlegend neu. Da ist es
für die Opposition ziemlich schwer, zu sagen: Nein, für dieses Geld heben wir
nicht die Hand, damit die Finanzierung gemacht wird.
Aber was passiert, nachdem das zum x-ten Mal bekannt
geworden ist? Da kommen Kolleginnen wie Frau Neck-Schaukowitsch und erzählen
uns 40 Minuten lang, dass eigentlich eh alles super ist. Jetzt versteht
die Öffentlichkeit auch, warum da nichts geändert wird: weil Sie das ja gar
nicht wollen! Das ist doch eh nur Miesmacherei und Panikmache und pauschale
Diffamierung, das ist ja alles nicht wahr - eigentlich, bitte, die rosarote
Brille aufsetzen, durch Wien marschieren und ja keinen Sondergemeinderat
einberufen, ja nicht darauf hinweisen, weil man dadurch nur die Menschen
verunsichert! - Sagen Sie einmal, merken Sie nicht, was Sie mit Ihrer Politik
machen? Wie sehr Sie sich damit ins Out stellen? Wie sehr die wenigsten in Wien
verstehen, warum sie in Achtbettzimmer mit 2 300 Leuten gegeben
werden müssen, wobei das obendrein 60 000 ATS kostet?
Es gibt zum Glück noch den gesunden Menschenverstand,
der jetzt sehr viele Menschen bewegt, weil jeder einen Angehörigen hat, der
bereits pflegebedürftig ist, oder selber darüber nachdenkt. Wir lesen die
demographischen Studien: wirklich zunehmend ist genau diese Altersgruppe der
über 70-, über 80-Jährigen, da sollen wir vorsorgen. Aber was Sie tun, ist
genau das Gegenteil, und deswegen sind Sie so unter Druck. Das ist auch gut so,
weil das der einzige Punkt ist, der Sie zu Reformen zwingt.
Ein Letztes: Der Rücktritt der Frau Pittermann
allein, wann immer er auch kommen wird, löst das Problem nicht. Dann kommt ein
neuer Gesundheitsstadtrat, eine neue Gesundheitsstadträtin, aber die zentrale
Frage wird bleiben: Wie wird mit diesen Strukturen umgegangen? Nimmt man diese
zur Kenntnis und verteidigt sie noch, wie Frau Neck-Schaukowitsch, oder sagt
man: das wird geändert!, gibt ihnen Geld in die Hand und hat den politischen
Mut und den Willen, das zu ändern? - Genau darauf warten wir! - Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Korosec. Ich erteile es ihr.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Frau Vorsitzende! Frau Stadträtin! Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Galerie!
Wir haben heute einen Sondergemeinderat: Skandal
Lainz. Hier geht es um die Ärmsten der Armen, die hilflos abhängig hochaltrig
sind.
Frau Stadträtin! Es haben schon die Vorredner gesagt:
Sie haben gesagt, es sind Fehler passiert. Aber all das, worauf wir gewartet
haben: welche Maßnahmen werden Sie setzen, um das zu bereinigen?, das haben Sie
nicht gemacht. Das interessiert Sie offenbar nicht.
Ich stelle aber auch fest, dass die Damen und Herren
von der sozialistischen Fraktion, die eigentlich großes Interesse daran haben
sollten, heute gut zuzuhören, was hier alles schief läuft, auch kein Interesse
haben. Schauen Sie sich die leeren Reihen an! (Beifall bei der ÖVP.) Das
ist ein Sittenbild der sozialdemokratischen Politik (GR Harry Kopietz: Sie
waren gestern nicht einmal da, als Sie Ihren eigenen Antrag eingebracht haben!),
und hier sieht man, wie "ernst" sie die alten und pflegebedürftigen
Menschen in Wien nehmen. (GR Harry Kopietz: Wo waren denn Sie? - Gegenrufe
bei der ÖVP.)
Frau Stadträtin! Sie haben das Pflegegeld
angeschnitten, das seit 1998 nicht valorisiert worden ist. Die Frau Kollegin
hat auch einen entsprechenden Antrag eingebracht. Ich gebe Ihnen Recht, es
gehört valorisiert. Nur erinnere ich Sie schon daran, dass die Sozialhilfe in
Wien - dafür sind Sie zuständig, und da haben Sie als Stadträtin die
Möglichkeit, mitzuwirken - seit 1995 nicht valorisiert worden ist. Nehmen Sie
also auch das zur Kenntnis! (Beifall bei der ÖVP. - GR Kurt Wagner: Stimmen
Sie jetzt mit, wie Sie in der Kommission gesagt haben? Stimmen Sie jetzt mit?)
Weil Frau Kollegin
Neck-Schaukowitsch so euphorisch gesagt hat - und da bin ich auch bei Ihnen,
Frau Kollegin -, eigentlich ist der zweite Bildungsweg sehr positiv, und hier
ist etwas gelungen: Minister Bartenstein hat ... (GRin Dr Elisabeth Neck-Schaukowitsch:
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