Gemeinderat,
29. Sitzung vom 23.06.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 44 von 122
budgetiert,
3 Millionen EUR wurden nur ausgegeben, also 3 von 14.
11 Millionen EUR für die Arbeitsmarktpolitik der Stadt sind dem
Rotstift zum Opfer gefallen.
Es sehen die Erfolge des WAFF genauso aus. Der Herr Vizebürgermeister
hat auch den WAFF heute ganz besonders gelobt und verteidigt. Er hat auch
einige einzelne Betriebsansiedlungen herausgegriffen und erwähnt. Aber, Herr
Vizebürgermeister, auch da ist der Saldo entscheidend und der Saldo am
Arbeitsmarkt ist eben auch im letzten Jahr wieder ganz deutlich negativ
gewesen. Auch im letzten Jahr hat Wien per Saldo wieder
12 000 Arbeitsplätze verloren.
Meine Damen und Herren, es ist interessant, dass Wien das einzige
Bundesland ist, das mit diesem WAFF - auch das hat der Herr Vizebürgermeister
heute erwähnt - über ein eigenes Instrument für die Arbeitsmarktpolitik
verfügt. Es konnte aber genau dieser WAFF seit Jahren den Abstieg Wiens zum
Schlusslicht am Arbeitsmarkt nicht verhindern. Daher muss diese Politik
eigentlich seit Jahren als gescheitert betrachtet werden. Auch im
längerfristigen Rückblick, meine Damen und Herren, sehen wir das. In den
Sechziger und in den Siebziger Jahren belegte Wien, wie es einer Bundeshauptstadt,
einer großen Stadt, zukommt, den Spitzenplatz in ganz Österreich. Im
Jahr 1975 hatte Wien noch die niedrigste Arbeitslosenrate unter allen
Bundesländern mit 1,2 Prozent. 1975 waren wir an der Spitze in der
Arbeitsmarktpolitik und dann ging es bergab, Schlag auf Schlag. 1980 sind wir
auf den dritten Platz zurückgefallen, 1981 auf den vierten Platz, 1982 auf den
fünften Platz, 1988 auf den sechsten Platz, 1997 auf den siebenten Platz, 2001
auf den achten Platz und 2002, im Vorjahr, schließlich auf den neunten und
letzten Platz. Wir waren jetzt erstmals im Gesamtjahresdurchschnitt bereits das
Schlusslicht. Wir sind also zwischen 1975 und jetzt vom ersten auf den neunten
Platz zurückgefallen.
Herr Vizebürgermeister, ich meine, es ist daher schon aus diesem
langfristigen Blickwinkel völlig unglaubwürdig, irgendeine Regierung für diese
besonders schlechten Daten in Wien verantwortlich zu machen, denn Wien ist in
den letzten 30 Jahren leider permanent zurückgefallen. Wien ist unter
einer roten Alleinregierung, noch unter Kreisky, genauso zurückgefallen wie
dann unter einer rot-blauen Regierung. Wien ist in den Achtziger und Neunziger
Jahren unter der alten rot-schwarzen Regierung genauso zurückgefallen wie sie
sich jetzt nach unten entwickelt unter dieser schwarz-blauen Regierung.
Herr Stadtrat, ich glaube schon, dass dieses Beispiel ganz illustrativ
zeigt, dass vor allem bei den Arbeitsmarktdaten Ihr Märchen von der bösen
Regierung völlig unglaubwürdig ist. Die derzeitige Schlusslichtposition Wiens
muss daher bei uns hausgemacht sein. Sie sollten nicht die Schuld auf andere
schieben. Dieses Schlusslichtposition muss hausgemacht sein durch eine falsche
Wirtschaftspolitik in dieser Stadt! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren, die Regierung hat nach 30 Jahren
sozialistischer Finanzminister keine leichte Aufgabe übernommen. Wir sind vor
drei Jahren angetreten, das Budget wieder in Ordnung zu bringen und den
Staatshaushalt zu sanieren. Wenn man nach dreieinhalb Jahren diese
Zwischenbilanz zieht, dann sieht man, dass Österreich budgetpolitisch jetzt
nicht an der Spitze, aber Gott sei Dank wieder im guten Mittelfeld der
Europäischen Union angesiedelt ist. Wir können jetzt bereits die Früchte dieser
Budgetsanierung ernten. Am 1. Jänner nächsten Jahres wird die erste kleine
Etappe der Steuerreform in Kraft treten. Dadurch werden Einkommen bis zu
1 000 EUR im Monat steuerfrei gestellt. (Beifall bei der FPÖ.)
Das ist die genaue Umsetzung einer wortwörtlichen freiheitlichen
Forderung aus dem Wahlkampf. Auch im Betrieb belassene Gewinne - das ist ebenso
eine uralte freiheitliche Forderung - werden ab 1. Jänner nur mehr mit dem
halben Steuersatz besteuert. Am 1. Jänner 2005 wird dann die zweite
und große Etappe dieser Steuerreform in Kraft treten, die jeden
österreichischen Haushalt mit etwa 1 000 EUR pro Jahr entlasten wird.
Diese Entlastung wird daher vom Entlastungsvolumen her die größte Steuerreform
der Zweiten Republik sein. (GR Johann
Driemer: Für wen?) Es kommen daher die Steuerzahler auch in den Genuss
dieser Sanierungsdividende nach der erfolgreichen Budgetsanierung.
Meine Damen und Herren, Sie von der Mehrheitsfraktion halten uns immer
wieder vor, dass es in dieser Budgetsanierungsphase auch harte Maßnahmen
gegeben hat, dass natürlich auch harte Maßnahmen notwendig waren, um dieses
Bundesbudget zu sanieren. Aber es wurde gleichzeitig immer das Märchen
verbreitet, dass die Stadt ohne diese Maßnahmen auskommt, das Märchen nämlich,
dass die Stadt bei der Budgetsanierung keine höheren Gebühren und Tarife
braucht. Auch daran erinnere ich mich noch sehr lebhaft, an die Debatte über
dieses Budget 2002 vor eineinhalb Jahren. Damals ist diese Behauptung noch
sehr vollmundig erzählt worden. Damals, vor eineinhalb Jahren, hat
wahrscheinlich die Mehrheitsfraktion in diesem Haus selbst noch an dieses
Märchen geglaubt.
Aber, meine Damen und Herren, es ist bereits vielfach in dieser
Diskussion angeklungen, die Stadtregierung hat seit der letzten Wahl 14 neue
Belastungen beschlossen. Daher zum Abschluss, meine Damen und Herren, zur
Erinnerung, diese 14 Grauslichkeiten der Stadt:
1. die Kürzung der Wohnbauförderung, Mietenerhöhung bei neuen Wohnungen,
2. die Einführung der Wiener Stromsteuer,
3. die Kürzungen bei Essen auf Rädern,
4. die Halbierung der Wiener Wirtschaftsförderung für die Klein- und
Mittelbetriebe,
5. die Tariferhöhung bei den WIENER LINIEN,
6. die Schaffung einer Wiener Müllsteuer,
7. höhere Autoabschleppgebühren,
8. die Kindergartengebühren wurden auf bis zu 200 EUR im Monat
erhöht,
9. die Verteuerung der städtischen Sportanlagen um
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