Gemeinderat,
27. Sitzung vom 23.04.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 78
Klimaschutzprogramm KLIP führt das Gratisstadtrat als
wichtigen Beitrag zur Attraktivierung des Radverkehrs an. Entsprechend der
Realisierung des Klimaschutzprogramms wurde die Umsetzung des Projekts
"Gratisstadtrat" als eines der 23 rot-grünen Projekte vereinbart:
"Gratisstadträder sollen als Ergänzung zum öffentlichen Verkehr dienen und
für kurze Strecken unentgeltlich verwendet werden können."
2001 trat der Verein Fahrradklub ViennaBike mit einem
Umsetzungskonzept für das Projekt "Gratisstadtrad" an die Stadt Wien
heran und ersuchte um Subvention von 1,2 Millionen EUR für die Dauer
von drei Jahren. Ein entsprechender Subventionsantrag wurde schließlich
Anfang 2002 im Gemeinderat mit den Stimmen von FPÖ, ÖVP, GRÜNEN und SPÖ
einstimmig genehmigt. Im April 2002 begann der Verein Fahrradklub ViennaBike
mit der Umsetzung des Projekts "Gratisstadtrad". Am Dienstag, den
7. Mai, erfolgte schließlich der offizielle Startschuss für die
ViennaBikes. An rund 240 Standorten im 1. Bezirk und den Bezirken 3
bis 9 standen ab diesem Zeitpunkt rund 1 200 ViennaBikes zur
Verfügung. Gemäß dem Konzept des Vereins Fahrradklub ViennaBike war für die
Entlehnung der ViennaBikes wie bei einem Einkaufswagen nur ein Pfand von
2 EUR notwendig.
Ende Mai musste der Verein Fahrradklub ViennaBike die
Räder wegen Vandalismus und Rückholproblemen wieder einsammeln und stellte die
rasche Umstellung auf ein Entlehnsystem mittels SMS-Nachrichten in Aussicht.
Nachdem die Umsetzung dieser Idee dem Verein Fahrradklub ViennaBike nicht
einmal im Ansatz gelang, wollte er Mitte Juli 2002 die ViennaBikes wieder
mit dem bisherigen 2-EUR-Pfandsystem zur Verfügung stellen. Schon damals wurden
seitens der Stadt Wien ein klares Verbesserungskonzept und konkrete
Perspektiven des Betreibervereins gefordert. Für innovative Technologielösungen
zeigte man sich seitens der Stadt Wien dabei absolut offen, sofern diese
ausgereift, rasch umsetzbar und finanziell im fixierten Rahmen bleiben. Die
ExpertInnen der Stadt Wien haben von Beginn an klare Subventionsvorgaben
festgelegt, die der Verein erfüllen musste. Eine Erhöhung des fixen Wiener
Beitrags für drei Jahre kam daher nicht in Frage. Für zusätzliche Kosten müsste
der Verein weitere Sponsoren finden.
Mitte Juli konnten sich die WienerInnen dann wieder
über die ViennaBikes freuen, ohne SMS-System, dafür mit kleinen Verbesserungen
und einem ViennaBike-Infoteam. Der zweite Anlauf funktionierte durchaus
erfolgreich, bis die Räder im November zur Winterpause wieder eingezogen
wurden.
Der Verein Fahrradklub ViennaBike hat der Stadt Wien
Ende September 2002 für den Start im Jahr 2003 ein neues System mit
Schlüsseln, Registrierung und höherem Pfand vorgeschlagen. Allerdings schaffte
er es wieder nicht, ein schlüssiges Konzept dazu vorzulegen. Ein wirklich neues
Konzept für 2003 und 2004 wäre für eine sichere Zukunft des Projekts
"Gratisstadtrad" aber unabdingbar notwendig gewesen.
Am Montag, dem 9. Dezember 2002 fand der
regelmäßige Gemeinderatsausschuss für Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke, kurz Finanzausschuss, statt, eine der letzten Möglichkeiten für den
Verein Fahrradklub ViennaBike, dass sein Antrag auf Änderung für diese
Subvention durch die Stadt Wien rechtzeitig beschlossen hätte werden können.
Dieser Antrag wäre nötig gewesen, damit das vom Verein im September 2002
bereits angekündigte neue Schlüsselsystem von der Stadt Wien 2003 und 2004
subventioniert hätte werden können, denn der ursprüngliche Subventionsantrag
galt nur für das im Jahr 2002 eingeführte System mit rund
240 Standorten, 1 200 Rädern und 2 EUR Pfand. SPÖ, ÖVP, FPÖ
und GRÜNE hatten diesem Vertrag, ich wiederhole, einstimmig Anfang 2002 im
Gemeinderat zugestimmt. Eine Veränderung des Entlehnsystems hätte daher eines
neuen Gemeinderatsbeschlusses bedurft.
Gemäß des genehmigten Subventionsantrags war eine
Subvention durch die Stadt Wien für den Verein Fahrradklub ViennaBike in Höhe
von 654 056 EUR für das Jahr 2002 vorgesehen. Jeweils rund
300 000 EUR wurden für 2003 und 2004 in Aussicht gestellt. Den Rest
der entstehenden Kosten musste der Verein Fahrradklub ViennaBike durch
zusätzliche Sponsorgelder bedecken.
Die Abwicklung der Subventionsauszahlung ging
folgendermaßen vor sich: Alle Rechnungen mussten vom Verein Fahrradklub
ViennaBike vorgelegt werden, wurden vom ViennaBike-Beauftragten der MA 46
geprüft und erst anschließend von der Stadt Wien als Subvention rückerstattet.
Dadurch war für die Stadt Wien stets nachvollziehbar, wofür die
Subventionsmittel verwendet worden sind. Für das Infoteam wurde beispielsweise
kein Cent an Subvention verwendet. Die Stadt Wien hat schlussendlich
630 288,58 EUR an Subventionen bezahlt und kann sich über
2,4 Millionen EUR an Werbewert für das Thema "Radfahren in
Wien" sowie ein extrem positives internationales Echo freuen.
In Folge des Unvermögens des Vereins Fahrradklub
ViennaBike, ein zukunftsfähiges Konzept zu liefern, kündigte die Stadt Wien am
Montag, den 9. Dezember 2002 daher an, dem Verein Fahrradklub
ViennaBike für 2003 und 2004 keine Subventionen mehr zu genehmigen. Parallel
dazu teilte der Verein von sich aus mit, dass das Projekt
"Gratisstadtrad" von ihm zukünftig nicht mehr umgesetzt werden kann.
Das Konzept und die Praxis des alten Betreibers Verein Fahrradklub ViennaBike
haben sich 2002 schlussendlich als nicht zukunftsfähig erwiesen.
Zweifelsohne wurde aber letztes Jahr der Weg für die Zukunft
der Wiener Gratisstadträder geebnet. Umgehend begann die Suche nach einem
Nachfolgepartner. Interessenten konnten sich bei der MA 46 bewerben. Ein
Expertenteam, eingerichtet bei der zuständigen MA 46, begutachtete im
Jänner 2003 die Konzepte aller Interessenten. Ende Jänner 2003 stand
dann mit dem Werbeunternehmen GEWISTA ein neuer professioneller Partner fest,
denn die Fortführung des Projekts "Gratisstadtrad" wird von den
Wienerinnen und Wienern auf jeden Fall gewünscht, wie auch mehrere Umfragen
bestätigen. Mehr als 80 Prozent der Wienerinnen und Wiener
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