Gemeinderat,
25. Sitzung vom 06.03.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 91
Wien gefördert. Derzeit sind 170 Lehrlinge in
Ausbildung, 250 Personen haben Integrationsbegleitung und
Arbeitsassistenz, in der Berufsvorbereitung sind 300 Personen.
Erst kürzlich wurde Wien ein großes Lob
ausgesprochen, was die Lebensqualität betrifft. In der Mercer-Untersuchung
wurde Wien auf den zweiten Platz gereiht. Diese Lebensqualität wollen auch
unsere behinderten MitbürgerInnen genießen, deshalb ist Mobilität, Wohlfühlen
und Freizeitangebot von entscheidender Bedeutung.
Um Fahrgästen mit Behinderungen die Benützung der
öffentlichen Verkehrsmitteln barrierefrei zu ermöglichen, arbeiten die Wiener Linien schon seit Jahrzehnten
erfolgreich mit verschiedenen Behindertenorganisationen zusammen. Mittlerweile
sind 80 Prozent aller U-Bahn-Stationen mit taktilen Leitlinien auf dem
Boden ausgestattet. Sehbehinderten hilft der vorhandene Farbkontrast, und für
Blinde wurden tastbare U-Bahn-Pläne in Braille-Schrift erstellt. Um
Hörbehinderten die Nutzung zu erleichtern, werden in den modernen
Niederflurfahrzeugen die Haltestellen nicht nur angesagt, sondern auch optisch
angezeigt. Alle Niederflurbusse der ULFs und die neuen U-Bahn-Typen haben
Rampen, die entweder ausklappbar oder ausfahrbar sind, sodass der Spalt für die
RollstuhlfahrerInnen durch die Rampe überwunden werden kann. – Auch darüber
können Sie alles Weitere in der Ausstellung gut dokumentiert sehen.
Daneben gibt es aber natürlich auch noch die
Fahrtendienste für jene BürgerInnen, die die Öffis nicht benützen können. Das
ist, glaube ich, auch einmalig in der ganzen Welt, dass es ein so gut
ausgebautes Fahrtendienstnetz gibt wie in Wien. Daran, dass es diese
Verbesserungen jetzt gibt, haben wir auch hart gearbeitet.
Barrierefreiheit ist aber nicht nur für behinderte
Menschen, sondern auch für ältere Personen und Familien mit Kleinkindern
wichtig. Deshalb muss das Ziel sein: Eine barrierefreie Stadt für alle!
Wie die Zukunft aussehen soll, kann man in diesem
Jahr bei der Servicemeile Meidling sehen, ein innovatives Projekt, das zum
Testen einlädt.
Bei Kultureinrichtungen wurde die Zugänglichkeit für
Veranstaltungsstätten wesentlich verbessert.
Ein großer Brocken, der noch in Arbeit ist, ist die
Wiener Bauordnung. Hier haben wir gemeinsam mit Betroffenen Vorschläge gemacht,
und es soll das Prinzip der Barrierefreiheit auch in einer Novelle zur Wiener
Bauordnung verankert werden. Ich danke StR Faymann an dieser Stelle, dass er
mit einer Enquete zu diesem Thema diese Veränderungen eingeleitet hat, und ich
hoffe, wir werden sie bis zum Ende des Jahres erfolgreich abschließen können.
Behindertengerechte Wohnungen im sozialen Wohnbau
gehören zum Dienstleistungsangebot der Stadt ebenso wie die
behindertengerechten Bäder und die grünen Wohlfühloasen. Auch die können Sie in
der Ganggalerie besichtigen.
Unsere Anstrengungen dürfen aber nicht nachlassen. Gemeinsam
mit den Betroffenen, sind wir als GemeinderätInnen aufgerufen, ständig an
Verbesserungen für Menschen mit Behinderungen zu arbeiten. Es bedarf einer
Verbesserung der Fahrtendienste. Im Bereich der persönlichen Assistenz ist es
notwendig, ein Pilotprojekt zu starten, um jedem behinderten Menschen, der
selbstbestimmt und eigenverantwortlich leben will, dies mit persönlicher
Assistenz zu ermöglichen. Dies ist auch im Arbeitsprogramm der SPÖ
festgehalten.
Wir werden allerdings auch die Bundesregierung daran
messen, was dann von den Versprechungen im Regierungsprogramm, wie sie zum
Beispiel auf Seite 17 festgehalten sind, verwirklicht wird. Wir warten auf
ein Bundesbehindertengleichstellungsgesetz unter Einbeziehung der Betroffenen
und auf eine Anerkennung der Gebärdensprache sowie auf eine Weiterführung der
Behinderten-Milliarde, denn gegenwärtig habe ich den Eindruck, es gibt viele
Projekte, die zwar gefördert wurden, aber jetzt irgendwo im Nichts enden. Es
soll diese Aktion keine Seifenblase sein, die möglicherweise zerplatzt.
Es gab auch von der Regierung Schüssel I keine
wirkliche Antwort auf die Frage der Ausbildung behinderter Menschen sowie keine
Maßnahmen zur Integration in der allgemeinbildenden höheren Schule.
Österreichweit waren im Februar 2003 noch immer 34 251 Menschen mit
Behinderungen arbeitslos gemeldet. Hier wartet eine große Herausforderung für
diese Bundesregierung. Vielleicht bietet das Jahr 2003 wirklich die Chance zum
Umdenken und vor allem auch zur weiteren Evaluierung und Weiterführung der
Behinderten-Milliarde.
Wien hat bereits viele Vorschläge gemacht. Ein Wiener
Behindertengleichstellungsgesetz wurde in einer Arbeitsgruppe erarbeitet, und
wir werden darüber weiter diskutieren. Qualifizierung, Arbeitsassistenz und
Integrationsbegleitung sowie die Barrierefreiheit und Förderung der
selbstbestimmten Bewegung werden auch für uns in Wien Themen bleiben, an deren
Verbesserung und Ausweitung wir arbeiten müssen.
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner (unterbrechend):
Frau Gemeinderätin, entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche.
GRin Erika Stubenvoll
(fortsetzend): Letzter Satz: Deshalb
verstehe ich auch das "Europäische Jahr der Menschen mit
Behinderungen" als Anlass zu einem Innovationsschub zum Abbau von
Vorurteilen und Barrieren und als einen Motivationsschub für uns zum
Weiterarbeiten, damit "Miteinander" in Wien weiter
"Stadt"-findet. (Beifall bei
der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Für weitere Wortmeldungen möchte ich gerne in
Erinnerung rufen, dass die Redezeit ab nun nur noch 5 Minuten beträgt.
Die nächste Rednerin ist Frau StRin Vassilakou. – Ich
bitte um Ihre Rede.
StRin Mag Maria Vassilakou
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Verehrte
Damen und Herren!
Das EU-Jahr der Menschen mit Behinderungen haben wir Grünen mit einem kleinen Logo begangen,
feierlich sozusagen, und das möchte ich Ihnen allen zunächst kurz vorstellen.
Es liegt Ihnen leider noch nicht
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular