Gemeinderat,
23. Sitzung vom 17.01.2003, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 32
begriffen, worum es dabei geht. Das falsche Beispiel, das
ich korrigieren musste, zeigt das nur. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächste ist Frau GRin Dr Pilz zum Wort gemeldet.
Es ist dies ihre zweite Wortmeldung. Ihre restliche Redezeit beträgt
10 Minuten.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus): Wo ist denn Herr Kollege
Hundstorfer jetzt hinverschwunden? - Das ist aber schade, dass er sich nicht
mehr im Saal befindet. (GR Rudolf Hundstorfer - hinter den Bankreihen der
Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats stehend -:
Da!) - Oh, da ist er! Gut. Ich freue mich, dass er da ist.
Herr Kollege Hundstorfer! Sie können davon ausgehen,
dass ich mich mit der Materie beschäftigt habe (Rufe bei der SPÖ: Aber nicht
genug!), aber nicht nur ich: Es hat sich auch Andersen damit beschäftigt
und es hat sich auch das Kontrollamt damit beschäftigt. Ich lese Ihnen im
Folgenden vor, was Sie sicher ohnedies kennen, aber hier in Abrede stellen. Sie
meinen - und damit drücken Sie schon auf eine Tränendrüse -, dass das Personal
dran glauben müsste, was seine Rechte und seine Bezahlung, was Gerechtigkeit
und ordentliche Arbeitssituationen betrifft, wenn wir hier gleiche Leistung für
gleiche Arbeit einfordern. Ich lese Ihnen aus der Andersen-Studie Folgendes
vor:
"In keinem erkennbaren Zusammenhang, weder mit
der Qualität der Leistungserbringung noch mit den Kosten, steht die von der
MA 47 vorgenommene Zuteilung von 'Kontingenten'. ... Für die
leistungserbringenden Organisationen ist sowohl der aktuelle Vergabemodus als
auch das Vergabesystem in hohem Ausmaß intransparent und nicht
nachvollziehbar." - Und dann weiter: "Einer der leistungserbringenden
Organisationen wird für dieselbe Leistung der dreifache Betrag gewährt, der
einer anderen Organisation zugestanden wird. Eine derartige Abweichung" -
Herr Kollege Hundstorfer, folgen Sie mir noch? - "kann nicht mit
unterschiedlichen Personalkosten begründet werden. ... Die dargestellten
Differenzen, Herr Kollege Hundstorfer" - da steht "Kollege
Hundstorfer", das ist eine Klammer von mir - "sind als Indiz für
strukturelle Defizite zu werten."
Glauben Sie nicht mir - ich halte das aus -, glauben
Sie den Fachleuten und glauben Sie dem Kontrollamt, denn auch das Kontrollamt
sagt, dass die Heimhilfen in allen Organisationen annähernd gleich bezahlt
werden. Kommen Sie mir nicht damit, dass Sie glauben, Sie können hier Stimmung
machen, indem Sie behaupten, wir würden hier Sozialdumping, Neoliberalismus
oder andere Formen der Missachtung der Rechte der Arbeitnehmer und
Arbeitnehmerinnen betreiben. Schauen Sie hin und erklären Sie mir, Herr Kollege
Hundstorfer - ich bin dafür, dass alle möglichen Leute sich in Vereinen
engagieren, ich bin dafür, dass Frau StRin Landauer ehrenamtlich tätig ist -,
wieso eine solche Tätigkeit denn ausgerechnet in der Organisation stattfinden muss,
die beim eigenen Ausschuss, im eigenen Wirkungsbereich Dienstleistungsverträge
abschließt! Engagieren Sie sich woanders, es gibt andere Fälle!
Und: Frau Kollegin Dr Neck-Schaukowitsch ist in einer
unerträglichen Weise in ihren eigenen Angelegenheiten unvereinbar verquickt.
Sie schließt mit sich selbst Leistungsverträge ab. Haben Sie in der
Sozialdemokratie niemand anderen, der das machen kann? Müssen Sie ausgerechnet
den größten Lobbyisten zum eigenen Vorsitzenden im eigenen Ausschuss machen? -
Das hoffe ich doch, dass Sie das nicht nötig haben!
Ich möchte Ihnen noch etwas sagen, weil Frau StRin
Pittermann gemeint hat, Sie sorgen für ausreichende, gute und finanzierbare
Qualität bei den betreuten Personen: Frau Stadträtin! Sie sollten einmal in ein
Gesundheits- und Sozialzentrum gehen und mit den Leuten reden, wenn Sie sich
nicht fürchten müssen - wenn Sie sich nicht fürchten müssen, dass die Dinge,
die Sie sagen, gegen Sie verwendet werden. Es gibt nämlich Beschwerden auch in
Bezug auf Organisationen im sozialdemokratischen Einflussbereich. Na, was
passiert denn mit solch einer Beschwerde? - Eine diplomierte Schwester aus
einem Stützpunkt gibt sie weiter und sie landet natürlich in der Hierarchie
letztlich bei derselben Person, gegen die sie gerichtet ist. Wenn Frau Dr
Neck-Schaukowitsch Leistungserbringerin und letztlich auch die kontrollierende
Instanz ist, dann ist es besser, man beschwert sich nicht. Auch das ist ein
Faktum.
Frau Stadträtin, Sie haben auch davon gesprochen,
dass die Dinge für die Menschen leistbar sind. - Das Pflegegeldgesetz sieht zum
Beispiel - und jetzt bringe ich Ihnen ein kleines Rechenbeispiel - vor, dass
jemand, der sich in Pflegegeldstufe 2 befindet - und das ist ein üblicher
Fall für ambulante Dienste -, 75 Stunden im Monat Betreuungsbedarf hat.
Das hat ein Arzt ausgerechnet, der von der Pensionsversicherung damit
beauftragt wurde. Folglich würde man als Angehöriger meinen, dass jetzt jemand
von der Gemeinde Wien, von einem dieser ambulanten Dienste für 75 Stunden
kommt und pflegt. - Der Fall ist ein ganz anderer: Um dieses Geld - das sind im
konkreten Fall, bei Pflegegeldstufe 2, 268 EUR Pflegegeld bei einer
Pension von 800 EUR - kommen diese Dienste mitnichten 75 Stunden,
sondern bloß - ich habe hier eine Liste, die in den Gesundheits- und
Sozialzentren ausgegeben wird - 33 Stunden. Das ist weniger als die
Hälfte. Nur wenn hartnäckig nachgebohrt und groß argumentiert wird, kann man
sich auf 51 Prozent "hinaufdienen", und zwar über eine
Teamleitung des GSZ, die das verordnen kann, und nur in der MA 47 können
mehr als 51 Prozent an Stunden vergeben werden.
Wenn Sie jetzt argumentieren, dass man sich ja den
Rest, der auf die der jeweiligen Pflegegeldstufe entsprechende Stundenanzahl fehlt,
selbst kaufen kann, dann muss ich Ihnen sagen: Schon bei diesem Rechenbeispiel
sind rund 80 EUR aus der eigenen Pension draufgebuttert. - Behaupten Sie
also nicht, dass Sie mit diesen Tarifen die Leute adäquat versorgen! Diese
hohen Tarife, die dazu führen, dass man weniger als diese 75 Stunden
bekommt, sind darin begründet, dass die Organisationen eben so teuer sind.
Seien Sie gerecht zu den Menschen, seien Sie
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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