Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 114 von 122
Aber jetzt wieder zurück zu den Wiener Verhältnissen. Ganz
rasch noch, denn die Zeit ist fortgeschritten.
Einige Dinge wurden oder werden in Wien nach wie vor
nicht wirklich ordentlich durchgeführt. Es gibt einen wunderschönen Wiener
Umweltbericht - ganz toll, mit viel Werbung diesmal - und daraus möchte ich
Ihnen einen Satz vorlesen: "Die Stadt Wien wird um ihre Lebens- und
Umweltqualität vielfach beneidet. Mehr als die Hälfte der Stadtfläche ist mit
Grün bedeckt, das Trinkwasser kommt aus sauberen, frischen Bergquellen, die Luft
zum Atmen ist für eine Großstadt bemerkenswert sauber, die Abfallwirtschaft
gilt als mustergültig."
Wenn man dann ein bisschen weiter hinten blättert,
steht da: "... vor allem die sommerlichen Ozonspitzenwerte. Der von der
Akademie der Wissenschaft vorgeschlagene Grenzwert zum Schutz der Vegetation
wird in Wien in keinem Monat unterschritten."
Also zuerst bedankt sich die Frau Stadträtin für die
bemerkenswert saubere Luft und weiter hinten steht dann drinnen, wie sauber die
Luft tatsächlich ist, und noch weiter hinten steht drinnen, dass gegen Ozon in
Wien noch kein Kraut gewachsen ist. Vielleicht sollten wir das gesundbeten,
dann könnte das schon einiges helfen. (Zwischenruf des GR Dr Michael
LUDWIG.) Die Frau Rauch-Kallat zumindest hat uns hier in Österreich
erklärt, dass Gott auf der Seite des Bundeskanzlers war. Das kann ja vielleicht
auch etwas helfen. Gott auf der Seite der Frau Stadträtin könnte vielleicht die
Ozonproblematik beseitigen - oder vielleicht doch einmal eine ordentliche Ozon-
und Umweltpolitik.
Und jetzt noch ganz zum Schluss: Ich würde mir
wünschen, dass so ein Wiener Umweltbericht, der auch für eine Budgetrede nicht
irrelevant ist, nicht einen Tag vorher in meinem Postfach landet, sondern ein
bisschen früher, sonst muss ich eine Nachtschicht einlegen, um ihn zu lesen. (GR
Heinz Hufnagl: Das wird ein eigener Punkt im Landtag sein!) Ich weiß, aber
ich wollte ihn heute schon haben. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Josefa Tomsik: Als Nächster
ist Herr GR Klucsarits zum Wort gemeldet.
GR Rudolf Klucsarits (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir haben in diesem Haus schon oftmals das Zitat
gehört, dass ein Budget die Handschrift einer Stadtregierung darstellt, und
gerade bei diesem Umweltbudget zeigt sich das ganz deutlich. Auf dieses
Umweltbudget bezogen kann ich vor allem eines sagen: Es ist ganz einfach eine
SPÖ-Handschrift. Denn wenn trotz höherer Steuereinnahmen und trotz
Gebührenerhöhungen die Investitionen in den Umweltschutz zurückgehen, aber
dafür die Ausgaben bei den Personalkosten steigen, dann kann das kein guter
Budgetansatz sein.
Bereits am Anfang der Legislaturperiode hat es eine
Diskussion gegeben, ob Sie den Wasserpreis erhöhen werden. Anhand dieser
Budgetzahlen kann ich diese Diskussion ganz einfach nicht nachvollziehen. Wenn
man sich die Entwicklung der Ausgaben- und Einnahmenrechnungen der
Haushaltsstelle Wasser und Abwässer anschaut, dann findet man da einen
Überschuss von 95 Millionen EUR. Ich glaube, das ist ganz schön viel Geld.
Das sind ja zusätzliche Steuereinnahmen, die bald den Einnahmen aus der
Gebrauchsabgabe oder den Einnahmen aus der Grundsteuer entsprechen. Mir wäre es
allerdings wesentlich lieber, wenn diese Einnahmen nicht zur Abdeckung ins
Budget fließen, sondern zur Sanierung der Umwelt eingesetzt würden. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber lassen Sie mich einen Blick auf die MA 48
werfen, die uns eine Gebührenerhöhung von über 25 Prozent beschert hat.
Das ist aus Ihrer Sicht gesehen sicher eine geniale Sache, denn der Bürger
sieht ja diese Gebühren- oder diese Steuervorschreibung nicht vor sich, denn
die Müllgebühren werden ja in der Regel über die Betriebskosten abgerechnet.
Und wer ist denn dann schuld, wenn die Mieten steigen? - Dann ist entweder der
Hausverwalter schuld, der Hausbesitzer, der Handwerker, und wenn die alle nicht
schuld sind, dann ist die Bundesregierung schuld daran. (Beifall bei der
ÖVP. - GR Mag Rüdiger Maresch: Nein, der Rauchfangkehrer ist schuld! ) Der
Rauchfangkehrer? - Ja, der ist auch schuld.
Soweit zum Hintergrund, aber nun zu den Zahlen.
Wir haben uns gedacht, wenn die MA 48 diese
Einnahmen schon so drastisch erhöht, dann wird sie wenigstens ausgeglichen
bilanzieren. Doch dem ist nicht so. Im Voranschlag 2003 ist ein Überschuss
ausgewiesen. Das heißt, wenn der Voranschlag eingehalten wird - wovon ich ja
ausgehe -, dann fließt wieder aus einer allgemeinen, wie ich meine, zweckgebunden
Gebühr Geld in das allgemeine Budget, und dann haben Sie neben der Wassersteuer
auch eine Müllsteuer. (Beifall bei der ÖVP.)
Gerade dieses Beispiel zeigt, was aus Ihrer
Budgetpolitik im Bereich der Umwelt herauskommt. Die Investitionen, die so
notwendig wären, gerade im Umweltbereich, im Baubereich, bleiben auf der
Strecke, und durch die Gebühreneinnahmen, versuchen Sie, Ihre Schuldenpolitik
in den Griff zu bekommen.
Wenn daher heute StR Rieder von
Konsolidierungserfolgen spricht, dann sind diese sehr auf Kosten der Umwelt
geschehen, und das ist eine Politik, die wir von der ÖVP, wir, die älteste
Umweltpartei in diesem Haus, nicht akzeptieren können. (Beifall bei der ÖVP.
- GR Mag Rüdiger Maresch: Etikettenschwindel! Das nehmen Sie ja selbst nicht
ernst!)
Aber ich will nicht nur negative Dinge herausarbeiten,
sondern auch zwei positive Aspekte hervorheben. Der eine betrifft die
Altlastensanierung. Wir haben gerade in der vorhergehenden Legislaturperiode
selbst sehr starken Druck dafür gemacht, auch über die Medien Druck gemacht. (Zwischenruf
des GR Mag Rüdiger Maresch.) Nein, nein, Kollege Maresch, da waren wir
schon sehr dahinter. Da waren Sie noch gar nicht in diesem Haus, waren wir
schon da. (GR Mag Rüdiger Maresch: Nein, abgeschrieben haben Sie!) Sie
können sich die Fern-
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular