Gemeinderat,
21. Sitzung vom 27.11.2002, Wörtliches Protokoll - Seite 101 von 122
hohe Kante legt. Sie wissen so gut wie ich, dass wir auch
sehr intensiv in einem Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds
mitarbeiten und dass hier für die nächsten Jahre, im Wesentlichen für die
nächsten zehn Jahre sehr viel an Stadterneuerung zugesagt ist. Rechnet man alle
Zusagen sowie die allgemeine Wohnbeihilfe und andere fixe Ausgaben mit ein,
dann haben wir eine zu kleine Rücklage. Also Geld zur Verfügung zu haben, um
das bezahlen zu können, was man schon jemandem versprochen hat und bereits
genehmigt hat, das kann ja nicht Gegenstand eines Vorwurfs sein! Das muss ich
ehrlich sagen und das lässt sich auch leicht erklären.
Dass wir trotzdem zusätzlich Wohnbauförderungsmittel
in der Größenordnung von 40 Millionen EUR budgetiert haben, obwohl wir von
Bundesebene nicht mehr bekommen, ist nur dadurch zu erklären, dass Entnahmen
aus der Rücklage erfolgen und dass es zu Rückflüssen von Mitteln an uns kommt.
Es stimmt: Ich bin auch sehr stolz darauf, dass unser
Finanzlandesrat keine Wohnbauförderungsmittel für irgendwelche Bereiche
abzweigt, wie das in anderen Bundesländern der Fall ist, wo für den
Wohnbaubereich dann nichts übrig bleibt, sondern dass wir in Wien diese
Wohnbauförderungsmittel für den Wohnbau, für die Schaffung von Angebot und
damit für die Verbesserung des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage verwenden
und damit stolz darauf sein können, mittlerweile einer der wenigen urbanen
Räume im europäischen Bereich zu sein - wie sich aus einem Vergleich mit den
Nachbarländern ergibt -, die eine sehr gute Wohnversorgung haben.
Dazu tragen auch die 220 000 Gemeindewohnungen
bei - die nicht zu teuer sein können, denn wenn sie zu teuer wären, könnten wir
ja die Gemeindewohnungsmieten zu Obergrenzen im Mietrechtsgesetz machen. Aber
sie sind natürlich nicht zu teuer, sondern es existieren in diesem Bereich,
obwohl die Gemeindewohnungen auch im internationalen Vergleich zu den günstigen
Wohnungen gehören, zusätzlich die Instrumente der Beihilfe. Und diesbezüglich
haben Kollege Ellensohn und andere, die das gesagt haben, Recht: Den Bewohnern
privater Althäuser fehlt es oft an Information darüber, dass sie in Bezug auf
die Wohnbeihilfe dieselben Rechte haben. Daher rechnen wir auch mit einem
weiteren Ansteigen der allgemeinen Wohnbeihilfe, einfach auf Grund von besserer
Information.
Aber es gibt auch einen zweiten Grund, warum die
allgemeine Wohnbeihilfe ansteigt, nämlich die Arbeitslosigkeit. Natürlich hat
die Politik, die wir in den letzten Jahren auf Bundesebene erlebt haben, Wien
stark getroffen. Wenn die hohen Arbeitslosenzahlen, die prognostiziert sind,
und der Mangel an Investitionen, den wir ja beweisen und nachrechnen können,
tatsächlich so eintreffen, dann hoffe ich, dass unsere Wohnbeihilfe überhaupt
ausreichen wird, um den Menschen die Wohnungen einigermaßen leistbar zu machen.
Ich glaube auch nicht, dass der richtige Weg darin
besteht, einfach zuzusehen, wie die Arbeitslosigkeit steigt, sondern ich hoffe,
dass es zu einer Umkehr der Politik auf dem Arbeitsmarkt kommt. Damit
verhindern wir sehr viel Leid und - selbst wenn das nur einen kleinen Teil der
Auswirkungen darstellt, so ist es für unsere Geschäftsgruppe natürlich ein
wichtiger Teil - wir ersparen uns damit auch Wohnbeihilfe. Denn wenn Menschen
Arbeit haben und etwas verdienen und mit dem Verdienst ihre Wohnung zahlen
können, dann verhindern wir damit sehr viel an menschlichem Leid und ersparen
damit natürlich Beihilfen. Wenngleich wir diese vorsorglich für nächstes Jahr
budgetiert haben, wäre es mir dennoch am liebsten, wenn die Einkommenssituation
so wäre, dass wir diese Beihilfen nur in Ausnahmefällen brauchen. Davon sind
wir aber leider auf Grund der vergangenen Politik weit entfernt.
Wir betreiben also eine Wohnungspolitik im Bereich
von Angebot und Nachfrage, wobei wir heuer, wenn ich das richtig vorhersehe,
etwa 5 000 Wohnungen fördern werden. Wie immer in der Landesregierung -
das ist da so üblich - kommen im letzten Quartal die meisten Projekte zusammen,
da spitzt sich das immer zu. Wenn ich es richtig vorhersehe, kommen wir wieder
auf 5 000 geförderte Wohnungen, und das entspricht voll dem Plan.
Ich bedanke mich bei allen, die daran mitgewirkt haben,
weil damit ein wichtiger Beitrag zur Wohnversorgung geleistet wird, einerseits
um Wohnungen, die in der Stadterneuerung durch Wohnungszusammenlegungen
verloren gehen, zu ersetzen, andererseits um zusätzlich Wohnraum zu schaffen.
Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch wieder bei den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern der Baubehörde und aller anderen Bereiche, für die ich
verantwortlich bin, bedanken. Die Qualität der Mitarbeiter ist die Qualität,
die in einer Stadt spürbar ist, in allen Bereichen - im Service, im Kundendienst,
wenn es um's Geld geht. Daher ein herzliches Dankeschön! (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke,
Herr Stadtrat. - Zur Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung und
zum Wirtschaftsplan der Unternehmung "Stadt Wien - Wiener Wohnen"
liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe
Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport.
Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Jerusalem. Ich erteile
es ihr.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin!
In den zehn Minuten, die ich hier reden werde, werde ich
vermutlich keine großen Sprünge machen, aber lassen Sie mich einige wenige
Dinge sagen, die mir wichtig sind. Frau GRin Stubenvoll, die jetzt leider nicht
im Saal ist, hat heute am Vormittag so schöne Dinge gesagt. Sie hat gemeint,
und sie hat da auch wiederum zitiert, das Budget ist eine in Zahlen gegossene
Gesellschaftspolitik. - Ja, und genau darüber sollte man im Sozialbereich im
Speziellen nachdenken: was dieses Budget bedeutet und was das für eine
Gesellschaftspolitik ist; ob das nicht auch eine Politik ist, die
Bevölkerungsgruppen doch sehr
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